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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stellte Fragen.
    Detl begriff.
    Seine Antworten fielen nicht immer
deutlich aus.
    Aber Preff fragte nach.
    Eine halbe Stunde später wußte er
alles: über seinen Neffen, über Armin Flönke und diesen Scheffel. Und über die
Ereignisse.
    „Zunächst mal dies“, sagte Preff ruhig:
„Kein Chinese hat dich überfallen, niedergeschlagen und beraubt. Und schon gar
nicht in meinem Auftrag. Was sich dein Freund Flönke da ausgedacht hat, ist
Unsinn. Eher glaube ich, daß Armin Flönke der Täter ist. Sicherlich — ich kenne
einen Chinesen. Einen gewissen Tze Hung. Der ist Privatlehrer. Ich nehme seit
voriger Woche Chinesisch bei ihm, weil ich nächstes Jahr eine China-Rundreise
machen will. Gegen Scheffel können wir leider nichts unternehmen. Der hat dich
in der Hand wegen des Einbruchs bei Frau von Tipperitzki — und wegen des
Schmuckdiebstahls. Jaja, Armin Flönke war das. Aber du hängst mit drin. Und
wenn Scheffel auffliegt, läßt er euch hochgehen. Den Tipperitzki-Schmuck hätte
ich gern gehabt. Pustekuchen! Um dich vor Strafe und unseren Namen vor Schande
zu bewahren, verzichte ich auf die Klunkern.“
    „Und... hicks... mein Ferrari?“
    „Den bist du los.“
    „Ich... ich... will ihn zurückhaben.“
    „Da ist nichts zu machen. Dummheit wird
bestraft.“
    Preff sah zur Uhr. Seine Kinnlade
mahlte. Der Blick glitt zum Telefon, richtete sich dann wieder auf Detl.
    „Pack deine Zahnbürste ein. Detlef. Ich
bestelle dir ein Taxi. Du fährst — keine Widerrede! — nach Kuhschnappl.“
    „Aber... was... soll ich da?“
    „Dich erholen. Im Hotel Birkenhof. Habe
ich gekauft, wie ich schon sagte. Ein kleines Hotel, aber fein. Du als mein
Neffe wirst erstklassig behandelt. Mach mir keine Schande. Habe ich mich klar
ausgedrückt?“
    Detl nickte. „Alles klar... hicks.“
    „Beeil dich. Hier kann ich dich jetzt
nicht gebrauchen. Ich habe heute abend noch viel vor.“

21. Gaby — von Verbrechern entführt
     
    Kommissar Glockner hatte zu Hause
angerufen und gesagt, daß er erst spät käme. Gaby und ihre Mutter kannten das.
Es ließ sich nicht ändern; und weil Margot Glockner noch in ihrem kleinen
Feinkost-Geschäft — unten im Erdgeschoß — zu tun hatte, sorgte Gaby für das
Abendessen.
    Oskar saß vor der Küchentür, kratzte
sich ab und zu und schnupperte den Türspalt an.
    Verfressener Kerl!! dachte Gaby — und
lächelte.
    Sie kochte Goulasch mit Spaghetti. Das
konnte sie aus dem effeff. Freilich nahm sie manchmal zuviel Paprika, und dann
tränten den Essern die Augen.
    Das Fleisch köchelte vor sich hin.
    Oskar winselte. Aber das klang nicht
nach ,Ich-habe-Hunger, verdammt-noch-mal!’, sondern nach ,Ich-muß-mal.
Wer-geht-mit-mir-Gassi?’
    „Komme schon“, rief Gaby.
    Sie stellte den Goulasch-Topf auf eine
Wärme-Platte, schaltete den Elektro-Herd aus und zog in der Diele ihre
Spätherbst-Jacke an, wie sie das Kleidungsstück nannte.
    Oskar wedelte.
    Er wurde angeleint.
    Gaby lief mit ihm die Treppe hinunter
und verließ das Haus.
    Frau Glockners Laden war noch
erleuchtet, aber die Geschäftszeit vorüber. Gaby ging nicht am Schaufenster
vorbei, sondern wandte sich in die andere Richtung, weil Oskar dorthin zerrte.
    Er drückte die Nase auf den Boden, schnaufte
durch die Nasenlöcher, wedelte emsig, hatte offenbar eine riechenswerte Spur
aufgenommen.
    Erst an der Litfaßsäule, wo die Straße
sehr dunkel war, hob er das Bein.
    Zwar stand hier eine Laterne. Aber die
hatte seit vorgestern einen Wackelkontakt, und seit gestern blieb sie ohne
Licht.
    Oskar schnupperte um die Säule herum.
    Als er Gaby zur Straßenseite gezogen
hatte, hielt ein Wagen am Bordstein.
    Durchs Beifahrerfenster fragte eine
Männerstimme: „Du bist Gabriele Glockner, die Tochter vom Kommissar?“
    „Weshalb wollen Sie das wissen?“ fragte
Gaby verwundert.
    Sie kannte die Stimme nicht. Das
Gesicht des Mannes war im Dunkeln. Noch ein zweiter saß im Wagen, der Fahrer.
    „Weil ich hier eine Nachricht habe. Von
deinem Freund. Eine schriftliche Nachricht.“
    „Von Tim?“
    „Richtig.“
    Der Mann öffnete die Tür. Im Wagen
flammte kein Licht auf. Der Mann stieg aus. In seiner Hand leuchtete ein weißer
Briefumschlag.
    Komisch! dachte Gaby. Wieso ruft Tim
nicht an? Er könnte doch...
    Jetzt stand der Mann vor ihr.
    Aus dieser Nähe sah sie sein Gesicht.
    Es war kein Gesicht.
    Eine Strumpfmaske spannte sich
wurstpellen-eng über den Schädel. Hinter dem Mundschlitz bleckten Zähne.
    Gaby wollte aufschreien,

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