Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
habe ich dir getan?“ schimpfte
Klößchen. „Konntest du dich nicht woanders festhalten — als ausgerechnet an
meinem Ohr?“
    „Tut mir leid, Willi.“ Karl stemmte
sich hoch. „Aber in der Dunkelheit merkt man nicht, wohin man greift.“
    Klößchen stand auf und befühlte seinen
Kopf. „Dran ist es noch. Aber ziemlich verformt. Ich glaube, du hast mein Gehör
geschädigt.“
    „Das heilt“, versicherte Karl, „und bis
dahin sprechen wir etwas lauter.“
    Tim hatte das Heroin-Paket aufgelesen.
    Lam klopfte seinem Schüler auf die
Schulter.
    „Ausgezeichnet, Tim. Ich meine vor
allem unsere Partner-Übung.“
    „Wie Sie umgefallen sind — das sah
total echt aus. Donnerwetter! Das Paket ist schwer. Sind mindestens zwei Kilo.“
    „Zweieinhalb“, Lam lächelte. „Ich habe
es gewogen. Und auch hineingesehen. Heroin! Wie wir dachten.“
    Tim zeigte das Paket seinen Freunden.
    Klößchen hielt eine Hand muschelförmig
über das rechte Ohr. Mit der andern rieb er sich die Rückseite. Seine Miene
drückte aus, daß er sich als schwerverletzt einstufte.
    „Du hast den Typ absichtlich nicht
verfolgt?“ fragte Gaby ihren Freund.
    „Konnte ich das?“ Tim grinste. „Lam
hatte sich erholt. Er griff mich abermals an, um das Rauschgift
zurückzuerobern. Aber ich habe es verteidigt. Jetzt verständigt der Triade
seine Komplicen. Wir verständigen die Polizei. Lam versichert, daß er kein
Dealer ist, sondern das Heroin nur verwahrt hat. Ein Gast gab es ihm — ein
Unbekannter — und drohte mit Mord. Deshalb hat Lam sich so eingesetzt — für die
Droge. Aus Todesangst. Das wird morgen in der Zeitung stehen.“
    „Damit sind Sie abgesichert, Lam“,
sagte Gaby.
    Sie sprachen leise. Die Köche in der
Küche arbeiteten nicht mehr. Seit Ausbruch des Kampfgetümmels hatten sie sich
hinter den geschlossenen Fenstern versammelt, lauschend. Herausgewagt hatte
sich keiner.
    Natürlich war der Lärm auch ins
Restaurant gedrungen.
    Wie Lam später von einem Kellner hörte,
hatten einige Gäste sofort gezahlt und sich verzogen. Aber den Ruf des HONGKONG
würden die Hinterhof-Ereignisse nicht nachhaltig schädigen.
    Gaby rief ihren Vater an.
    Kommissar Glockner brachte Hoffebaum
mit.
    An einem Tisch im Nebenraum, außer
Hörweite der Gäste, legte Tim sein Geständnis ab.
    Gabys Vater runzelte ziemlich lange die
Stirn. Ein scharfer Rüffel wegen Tims Eigenmächtigkeit lag ihm auf der Zunge.
Doch den wollte er dann nicht aussprechen — vor allen Anwesenden.
    „Darüber, Tim, reden wir noch“,
verkündete er. „Jedenfalls ist das Ziel erreicht. Die Triaden können Lam nichts
anhaben — nach menschlichem Ermessen. Und diese Riesenmenge Heroin habt ihr
ihnen abgejagt. Was Hung betrifft, sind mir natürlich die Hände gebunden. Wenn
Lam ihn als Dealer identifiziert (erkennt ), werden die Triaden sich
rächen. Also lassen wir Hung vorläufig unbehelligt.“
    „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet,
Kommisar Glockner“, sagte Lam — und verbeugte sich. „Ich würde mich freuen,
wenn ich Sie und Ihre ehrenwerte Gattin einladen darf.“

20. Kein Toter im Haus
     
    Als der Nachmittag in den Abend
überging, kroch die Kälte aus allen Winkeln. Wieder breitete Nebel sich aus.
Die Luft roch nach Smog, obwohl behördlicherseits noch kein Grund zur Besorgnis
bestand. Detl klapperte mit allen Zähnen, als er sein Bike in die Remise
stellte.
    Der Platz des Ferraris war leer.
    Der Wagen gehörte jetzt Scheffel. Das
war ärgerlich.
    Wenigstens bin ich mit dem Leben
davongekommen, dachte Detl. Dieser Oberganove hätte mich glatt erschossen.
Klar. Irgendwo hätte man dann meine Leiche gefunden — mit ‘ner Pistole in der
Hand; und die Polizei wäre drauf reingefallen — auf die sogenannten Tatsachen.
Neffe erschlägt seinen Onkel, mit dem er sich nicht versteht, und löscht dann
sich selbst aus. Mich schaudert’s.
    Unter den Bäumen schnürte er zur Villa.
    Mit jedem Schritt wurde er langsamer.
    Hinter der Eingangstür liege der Tote,
hatte Scheffel gesagt.
    Detl spürte Gänsehaut am ganzen Körper.
Und noch etwas: eine Traurigkeit, die ihm die Luft abdrückte.
    Spinn nicht! befahl er sich. Der Alte
war ein Mistkerl. Mich konnte er nie leiden. Und ich ihn auch nicht. Fehlte
noch, daß ich jetzt flenne — nur weil das mein einziger Verwandter ist.
    Nirgendwo brannte Licht.
    Detl drückte auf den Schalter neben der
Eingangstür.
    Vier Gaslicht-Laternen, die ein
Kunstschmied angefertigt hatte und die elektrisch beleuchtet wurden,

Weitere Kostenlose Bücher