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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Futtertrögen zu nähern.
    Tim hatte geduscht. Er war ziemlich
verschwitzt gewesen nach dem Kung-Fu-Training mit Lam.
    Als sich der TKKG-Anführer nun endlich
zum Essen trollte, war der Flur unten leer — der Schüler-Strom bereits in den
Speisesaal eingemündet. Dort klapperte Geschirr, als werde ein Polterabend
vorbereitet. Ungezählte Stimmen schwatzten durcheinander.
    Am Eingang stieß Tim mit Dr. Pelétier
zusammen, der aber nicht Französisch unterrichtete, sondern Englisch und Latein
— trotz seines Namens.
    Pelétier war heute EvD (Erzieher vom
Dienst ), galt als nachsichtig wie ein Weihnachtsengel und konnte sich nicht
mal bei den Fünft-Klässlern durchsetzen.
    „Tim! Gabys Vater hat eben angerufen.
Ich konnte dich nicht finden. Du möchtest zurückrufen. Ins Präsidium. Ja?“
    „Danke!“
    Tim machte kehrt und sauste zur
Besenkammer.
    Daß Gabys Vater anrief, war Notfällen vorbehalten
— zumindest einer Wichtigkeit, die alles andere in den Schatten stellt.
    Eine Handvoll flüchtiger Gedanken
huschte durch Tims Gehirn. War was mit Lam? Mit Hung? Mit Adelheid von Tipperitzki?
Mit den Triaden — allgemein? Oder etwa mit Gaby?
    Der Kommissar meldete sich nach dem
ersten Läuten, während Tim in der Besenkammer den Hörer ans Ohr preßte.
    „Ich bin’s, Herr Glockner.“
    „Gut!“ Seine Stimme klang metallisch
hart und knapp. „Verlier jetzt nicht die Nerven, Tim. Unbekannte haben Gaby
entführt. Vermutlich vor 15 oder 20 Minuten, als sie mit Oskar Gassi war. Eben
wurde meine Frau angerufen. Der Unbekannte nannte den Gelben Drachen,
übermittelte Todesgrüße. Sie wollen Gaby mit Heroin süchtig machen — weil wir
uns ihnen, wie er sagt — womit die Triaden gemeint sind, wer sonst! — , in den
Weg stellen.“
    Tims Herz hatte einen Sprung gemacht
quer durch die Brust. Wie ein Hammer schlug es gegen die Rippen. Aber Tim faßte
sich. Keine Panik! Ruhe bewahren! Nachdenken!
    „Hung“, sagte er. „Einen kennen wir.“
    „Dem kann ich nichts anhaben.
Fangschmidt beobachtet ihn unablässig. Eben wurde mir mitgeteilt: Hung befindet
sich in seiner Wohnung, zeigt sich hin und wieder am erleuchteten Fenster, hat
zwei Privatschüler bei sich — junge Frauen, die durch eine Empfehlung der
Volkshochschule an ihn geraten sind. Das weiß Fangschmidt vom Freund der einen,
der die beiden chauffiert und jetzt im Kino die Zeit überbrückt. Hung kann an
der Entführung nicht beteiligt sein.“
    „Aber er ist ein Triade! „
    „Das vermuten... na gut, das wissen
wir. Doch es hilft uns nicht weiter. Weshalb ich dich anrufe, Tim: Gibt es noch
irgendwelche Informationen, die ihr vier in eurer emsigen Tüchtigkeit gesammelt
habt? Irgendwas, das ich wissen muß?“
    Tim überlegte. „Mir fällt nichts ein.
Nur Geiergesicht kommt in Frage. Wahrscheinlich hat er uns beobachtet — vorhin
beim Hongkong. Ist nur bis zur nächsten Ecke geflüchtet und hat sich versteckt.
Da die Triaden so gut Bescheid über uns wissen — irgendwoher müssen sie’s
haben.“
    „Genau.“
    „Sie wollen Gaby mit Heroin süchtig
machen?“
    „Das hat der Kerl am Telefon gesagt.“
    „Was werden Sie unternehmen?“
    „Der Polizei-Präsident hält in wenigen
Minuten eine Besprechung ab, bei der alle zuständigen Kollegen sind. Wir werden
eine Fahndung einleiten, wie sie’s in dieser Stadt noch nicht gegeben hat. Gute
Nacht, Tim.“
    Glockner legte auf.
    Tim verließ die Besenkammer und ging
mit halbgeschlossenen Augen zum Speisesaal.
    Gabys Vater befand sich in einer
Wahnsinns-Situation. Als Kommissar mußte er sich streng an die Regeln des
Rechtsstaates halten.
    Ist auch gut so, dachte Tim. Wohin
kämen wir, wenn ein Kommissar rot sieht. Dann stünden die Gesetze nur noch auf
dem Papier, und das ist bekanntlich geduldig.
    Er schob die Schwingtür einen Spalt
auf.
    Mit hypnotischem Blick starrte er in
Richtung Tisch sieben.
    Dort saß Klößchen. Er kaute mit vollen
Backen.
    Nach wenigen Augenblicken wandte er das
Gesicht zum Eingang.
    Tim winkte.
    Klößchen hob die Brauen, dann die
Achseln. Tim ruckte mit dem Daumen. Klößchen erhob sich. Man sah ihm an, daß er
seufzte. Sein Blick galt dem Teller, den er mit belegten Broten vollgestapelt
hatte.
    Klößchen kam zum Eingang.

23. Abendbesuch
     
    Lu Manchu, den die TKKG-Bande nur als
Geiergesicht kannte, besaß außer seinem Fahrrad einen Kleinwagen japanischer
Herkunft.
    Seinen Drahtesel mußte Lu abschreiben.
Was natürlich kein großer Verlust war. Allerdings befanden sich

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