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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zurückweichen,
fliehen.
    Eine Schraubstock-Hand packte sie an
der Schulter. Ein Lappen, der beißend und eklig roch, wurde auf Gabys Gesicht
gepreßt.
    Chloroform! schoß es ihr durch den
Kopf. Der will mich betäu...

    Ihre Gegenwehr erlahmte. Der Arm, der
den Kerl wegstoßen wollte, sank herab.
    Gaby merkte nicht, daß sie Oskars Leine
losließ. Das Chloroform erfüllte seinen Zweck. Gaby wurde bewußtlos.
    Der Maskierte fing sie auf.
    Oskar knurrte und wuchs über sich
hinaus, hätte den Typ nämlich beinahe in die Wade gezwickt.
    Doch der versetzte ihm einen Tritt in
die Rippen. Der Cockerspaniel jaulte auf. Ihm fiel ein, daß er kein Schutzhund
war — und seinem Frauchen ohnehin nicht helfen konnte. Im Galopp sauste Oskar
zurück. Die Leine schleifte hinter ihm her. Gaby lag auf den Rücksitzen,
bewußtlos.
    Der Maskierte schlug die hintere Tür
zu.
    Während er einstieg, fuhr der Wagen
schon an.
    Er rollte an dem Altstadt-Haus vorbei,
in dem die Glockners wohnen und sich unten das Geschäft befindet.
    Oskar machte Männchen vor der Ladentür
und trommelte mit den Pfoten an die Scheibe.
    Der Wagen bog in die nächste Straße ein
und entfernte sich.
    Keiner der wenigen Passanten hatte ihn
beachtet.
    Im Laden, wo Margot Glockner eine
Lieferung frischer Lebensmittel in die Regale verstaute, klang Oskars Trommeln
sehr aufdringlich.
    Margot Glockner, der Gaby wie aus dem
Gesicht geschnitten ähnelt, blickte auf.
    Oskar fiepte. Frau Glockner öffnete die
Ladentür. Er stürmte vorbei, hinter den Tresen und hockte sich auf die
Hinterkeulen.
    Verwundert blickte Gabys Mutter in
beiden Richtungen die Straße entlang.
    Vor der Herold-Gasse standen zwei
ältere Frauen und schwatzten. Sonst war niemand zu sehen.
    „Oskar, wo ist das kleine Frauchen? Wie
ist die Gaby?“
    Oskar wedelte, winselte, lief zu Frau Glockner
und preßte sich an ihre Beine.
    Dieses Verhalten war ungewöhnlich.
Margot spürte, wie Besorgnis in ihr wach wurde. Gaby ging niemals weit, wenn
sie Oskar bei Dunkelheit Gassi führte — höchstens bis zur Ecke, blieb immer in
Sichtweite zum Haus. Daß der Vierbeiner sich losriß, kam nicht vor.
    Margot zog rasch ihren Mantel an, nahm
Oskar mit und suchte die nähere Umgebung nach ihrer Tochter ab, blickte in
Querstraßen und Gassen, in Einfahrten, Höfe und Durchgänge.
    Die Besorgnis wuchs, wurde zur Angst.
    Gehetzt kam Margot zu Hause an. Sie
lief hoch in die Wohnung. Es gab jetzt nur eins: Im Präsidium anrufen.
    Um nicht grundlos Panik zu erzeugen,
blickte Margot in Gabys Zimmer. Leer. Die ganze Wohnung war leer.
    Margot wollte zum Hörer greifen.
    Ihre Hand schwebte über ihm, als der
Apparat klingelte.
    „Glockner“, meldete sie sich.
    „Wir haben deine Tochter“, sagte eine
scharfe, etwas atemlose Stimme. „Wir haben sie entführt. Dein Mann stellt sich
uns in den Weg. Dein Mann und diese drei Jungs, diese Rüpel - mit denen deine
Tochter umherzieht. Sie muß jetzt büßen — für die Einmischung. Der Gelbe Drache
sendet Todesgrüße. Aber es wird ein langsamer Tod sein. Denn Heroin ist lange
Zeit köstlich, bevor es den Junkie (Fixer) umbringt. Wir heißen deine
Tochter willkommen — im Kreise der Todgeweihten, im Kreise der Drogensüchtigen.
Nur den besten Stoff werden wir ihr injizieren (spritzen), bevor sie zu
euch zurückkehrt.“
    „Nein!“ schrie Margot. „Bitte nicht!
Wir...“
    Aber schon klang das Tuten aus der
Leitung. Der Anrufer hatte aufgelegt.

22. Die schrecklichste Nachricht
     
    Auch im Internat, weit draußen vor der
Großstadt, neigte sich der Tag dem Ende entgegen; und der Abend ist in der
Groß-Gemeinschaft Hunderter von Schülern meistens der angenehme Teil.
    Im Erdgeschoß des Haupthauses herrschte
kurz vor dem Abendessen erheblicher Lärm. Die Raufbolde aus der Unterstufe
prügelten sich, schlugen aber nur auf Arme und Schultern — weil das
Kräftemessen nicht so ernst gemeint war.
    Beim Schwarzen Brett stritten
hochnäsige Besserwisser aus der Abitur-Klasse über ein politisches Thema.
Sieben Jungs stellten immerhin sechs Meinungen zur Diskussion. Der siebte
meinte, es sei alles blöd, das Thema die Gedanken nicht wert, Politik sowieso
Sch... eibenkleister, er — der Schüler — unzufrieden mit allem.
    Es hatte zum Abendessen gegongt.
    Klößchen verließ das ADLERNEST, kaum
daß der erste Ton durch die Stockwerke hallte. Schritt um Schritt ließ sich
Tims dicker Freund die Stufen hinabplumpsen — die schnellste Gangart, wie er
festgestellt hatte, sich den

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