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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seine — Lus — Fingerabdrücke
auf der Lackierung. Das konnte unangenehme Folgen haben, denn die Polizei war
nicht dumm.
    Daran mußte Lu denken, als er beim
Wölpert-Platz parkte.
    Es war die einzige Möglichkeit hier, in
der Frostriegel-Gasse verkündeten Verkehrsschilder in Rot und Blau vom totalen
Halteverbot.
    Lu stieg aus. Er trug Hut und Mantel.
In der anbrechenden Nacht war das wie eine Verkleidung. Nur aus der Nähe sah
man, daß Lu Chinese war. Die Schlapphut-Krempe verbarg das halbe Gesicht.
    Der Triade eilte in die
Frostriegel-Gasse.
    Scheffels Antiquitäten-Geschäft war
dunkel. Doch im Obergeschoß, wo der Hehler wohnte, brannte Licht.
    Lu rieb die Zähne aufeinander. Er war
schlecht gelaunt. Zum einen fühlte er sich blamiert, weil ihn dieser Junge
niedergestreckt hatte — auf dem Hinterhof des HONGKONG. Zum andern bestrafte
der Chef, der Gelbe Drache, solches Versagen mit unerquicklichen Aufgaben.
    Heute abend rotiere ich, dachte Lu, daß
ich kaum mit mir selbst mitkomme.
    Er sah sich um. Niemand war in der
Nähe. Lu hatte viel Übung als Einbrecher und erstklassige Instrumente.
    Nur eine Minute beschäftigte er sich
mit der Tür. Dann ließ sie sich öffnen.
    Er fand im Dunkeln den Weg. Neben dem
Büro führte eine Treppe nach oben. Im Obergeschoß tönte klassische Musik hinter
einer Tür. Lu lauschte einige Sekunden. Er liebte Beethoven. Aber leider war
das hier kein Konzertabend.
    Lu zog eine Pistole aus der Tasche,
stieß die Tür auf und trat ein.
    Scheffel saß im Sessel, hatte die Füße
auf einen Hocker gelegt, trug Hosenträger über dem Hemd, aber keine Jacke,
trank offensichtlich Rotwein — denn Glas und Flasche standen auf einem
Tischchen neben dem Sessel — und paffte eine Pfeife. Wolken von schwerem
Kentucky-Spitzen-Tabak schwebten durch den Raum. Er war mit dunklen Antiquitäten
möbliert. Und erinnerte ein bißchen an ein Museum.
    Scheffels Augen weiteten sich. Seine
Kinnlade klappte herab.
    Lu trat zum Plattenspieler und stellte
ihn ab.
    Die Pistolenmündung wies auf den
Hehler. Dessen Gesicht wurde heller und heller. Der graue Kurz-Bart zitterte.
    Lu zielte auf Scheffels Brust.
    „Der Gelbe Drache schickt mich,
Scheffel. Wir haben erfahren, was du treibst. Mit billigem Stoff - mit
gestrecktem Heroin willst du unser Geschäft kaputtmachen. Die Zentrale in
Amsterdam befiehlt deinen Tod.“

    „Nein!“ Scheffel schrie. „Heroin? Ich
habe noch nie mit Heroin gedealt.“
    „Du gibst also zu, daß die Droge — mit
der du unser Geschäft kaputtmachen willst — überhaupt kein Heroin enthält?“
    „Nein!“ Scheffels Stimme überschlug
sich. „So meine ich das nicht. Ich will sagen: Noch nie habe ich gedealt. Ich
bin kein Dealer. In der Drogenszene kenne ich mich überhaupt nicht aus. Ich
bin... äh... Antiquitätenhändler. Na schön, ich kaufe Diebesgut an. Ich
verleihe Geld. Aber niemals... niemals würde ich euch in die Quere kommen. Ich
schwöre es.“
    „Hehler und Geldverleiher bist du, um
dich zu tarnen.“
    „Nein! Das ist mein Job. Hauptberuflich
mache ich das. Davon lebe ich. Mein Geschäft ist Tarnung.“
    „Ich habe den Auftrag, dich zu
erschießen.“
    Verzweifelt hob der Hehler die Hände.
Schweiß lief ihm über die Stirn. Entsetzte Augen starrten auf die Pistole in
Lus Hand. „Tu’s nicht!“ wimmerte Scheffel. „Es wäre ein grausiger Irrtum.
Der... Gelbe Drache irrt sich. Es ist nicht wahr!“
    „Red nicht!“ fuhr ihn der Chinese an. „Beweise
will ich sehen. Wir vermuten, daß sich dein billiges Heroin in den
Panzerschränken befindet, die unten im Büro stehen. Los! Wir gehen runter!“
    Scheffel nickte. „Gern! Ich beweise
dir: Nichts ist drin. Jedenfalls keine Droge. Jaja, ich komme.“
    Er mußte vorangehen.
    Lu drückte ihm die Pistolenmündung ins
Genick.
    Im Büro öffnete Scheffel beide
Schränke. Triumphierend grinste er den ungebetenen Besucher an.
    Lu scheuchte sein Opfer in eine Ecke.
    Mit dem Gesicht zur Wand mußte Scheffel
sich aufstellen.
    Lu räumte die Panzerschränke leer, ohne
die Pistole aus der Hand zu legen.
    „Was ist das?“ murmelte er. „Ein
herzförmiger Smaragd als Anhänger? Ist das etwa der Schmuck von der alten
Tipperitzki? Dann hast du die Greisin niedergeschlagen und... Schnauze! Du
redest nur, wenn du gefragt bist. Klar? Mein Zeigefinger am Abzug ist sehr
nervös. Also Schnauze!“
    Lu stöberte weiter. Er stieß auf
Auto-Papiere, auf Auto-Schlüssel.
    „Ein Ferrari?“ meinte er wie zu sich
selbst. „Aha!

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