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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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kleine Posten mit der Bezeichnung ›Sonstiges‹. Die
größten Investitionen hat von Hasenteuffel wohl in Bücher getätigt.«
    Beide Beamten warfen automatisch ein Blick auf die
Regale, die den größten Teil der Wandfläche einnahmen.
    »Regelmäßig tauchen dort Eintragungen mit dem Hinweis
›Delff, Liesegang und Schlossb.‹ auf.«
    »Das sind die drei Husumer Buchhandlungen«, sagte
Christoph. »Ich selbst habe ihn einmal beobachtet, wie er mit einem Stapel
Bücher unterm Arm eines der Geschäfte verließ.«
    »Unter Word hat er mehrere Ordner angelegt. Ich habe
darunter persönliche Korrespondenz gefunden. An seine Krankenversicherung, die
Autowerkstatt, an einen Freund aus der Bundeswehrzeit und so weiter. Nichts von
Bedeutung. Aber das hier, das ist interessant.«
    Mommsen tippte auf den Bildschirm, nachdem er mit der
Eingabe einiger Kommandos die entsprechenden Dateien aufgerufen hatte.
    Christoph beugte sich vor.
    »Was ist das?«
    »Von Hasenteuffel hat nicht nur gelesen, sondern auch
selbst geschrieben. Wenn ich es richtig verstehe, hat er Kurzgeschichten
verfasst und diese im Internet veröffentlicht.«
    Christoph war nicht überrascht. »Das hatte er mir
gegenüber angedeutet.«
    Mommsen hüstelte. »Wir wissen, dass Frau Beckerling am
vergangenen Donnerstag in die Wohnung ihrer Nichte gebracht wurde.«
    »Nach der vagen Beschreibung, die uns ein Nachbar
gegeben hat, hätte es von Hasenteuffel sein können.«
    »Das habe ich mir auch gedacht«, sagte Mommsen. »Aber
am Donnerstagnachmittag, also in der fraglichen Zeit, hat er an seinem Computer
gearbeitet. Diesen Nachweis habe ich in den Exceltabellen gefunden und in Word.
Bei den Dateien wird ein Timestamp hinterlegt, das sind Datum und Uhrzeit der
letzten Speicherung. Und diese Angaben habe ich über den ganzen Nachmittag bis
in den Abend hin entdeckt. Unter anderem hat er auch an einer Kurzgeschichte
geschrieben, die er in immer wieder veränderten Versionen unter fortlaufenden
Namen abgelegt hat. Hier. ›Altersweisheit‹ heißt die Story. Auf der Festpatte
findet die sich unter den Dateieinträgen ›Altersweisheit-001‹,
›Altersweisheit-002‹ und so weiter.«
    »Dann hat er auch nach seinem Tod ein vorzeigbares
Alibi«, sagte Christoph.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass er selbst am Computer
gearbeitet hat. Das ist auch an einer Transaktion im Internet ersichtlich. Als
er mit seiner Kurzgeschichte zufrieden war, hat er sie nämlich in ein
Internet-Forum eingestellt, in dem jedermann seine Storys veröffentlichen kann.
Ich habe sogar sein Pseudonym gefunden, hinter dem er sich versteckt hat.
Außerdem hat er unter Excel am Donnerstag zu der fraglichen Zeit Buchungen aus
seinen Online-Bankkonten ergänzt.«
    »Das sieht wie ein hieb- und stichfestes Alibi aus.
Unter welchem Decknamen hat von Hasenteuffel seine Geschichten veröffentlicht?«
    »Catilina.«
    »Das habe ich schon einmal gehört. Was war das noch
gleich? Im Augenblick kann ich mit diesem Begriff aber nichts anfangen. Will er
uns damit etwas sagen?«
    Mommsen zuckte nur die Schultern.
    »Dann können wir die Aktion in der Seniorenresidenz
beenden und zur Dienststelle zurückkehren.«
    *
    Der blaue Dunst kräuselte sich langsam zur
Zimmerdecke. Sie waren noch nicht ganz im Büro, da hatte Große Jäger seine
Lieblingsposition eingenommen und kurz »Kaffee« geknurrt. Die Zeit, die Mommsen
benötigte, um das braune Getränk zu brauen, überbrückte der Oberkommissar mit
dem Rauchen mehrerer Glimmstängel.
    »Ich hab’s dir gleich gesagt. Von Hasenteuffel kommt
als Täter nicht infrage. Welches Motiv sollte er gehabt haben? Zum einen ist er
selbst Opfer. Und nach seinem Dahinscheiden stirbt ein weiterer Senior auf eine
genauso merkwürdige Weise wie die anderen Toten. Der Täter läuft noch frei
herum. Und wir haben immer noch keine Idee.«
    »Du scheinst recht zu haben, Wilderich. Leider. Mein
Gefühl sagte mir, dass es lohnenswert wäre, sich mit dem Baron zu befassen. Nun
beginnen wir wieder von vorn.«
    »Wenn der Scheiß-Starke wüsste, wie wir uns im Kreis
drehen, würde er sich ins Fäustchen lachen. Unser Herumstöbern mit der langen
Stange im Nebel hat uns nicht weitergebracht.« Große Jäger drehte sich zu
Christoph um. Mit einem bedenklichen Knarren folgte der Stuhl seiner Bewegung.
    »Ich will dir aber keineswegs die Schuld in die Schuhe
schieben. Auch meine Methode hat hier versagt.«
    »Was ist denn deine Methode?«
    »Auf den Busch klopfen und warten, ob jemand

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