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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anderen Hand seine eigene Waffe aus dem Gürtel riss und damit auf den anderen Mann zielte. »Möchte mal wissen, wer euch Burschen vom Bureau überhaupt ausbildet.«
    »Bitte, bitte, stecken Sie die Waffen weg«, ließ sich die Stimme im Packard vernehmen. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie sie nicht brauchen. Diese Männer sind nicht vom Bureau of Investigation. Sie arbeiten für mich.«
    »Und wer sind Sie?«

    »Ich bin Minister.«
    »Was für ein Minister?«
    »Der von Präsident Wilson. Ich heiße David Houston. Ich bin der Finanzminister. Bitte steigen Sie ein, Captain. Ich muss dringend mit Ihnen reden.«
    Littlemore überlegte kurz, dann folgte er der Bitte.
     
    A m Hafen fand Younger Colette und Luc auf dem Pier neben dem Dampfer Welshman. Neben ihnen lagen drei einsame, zerfranste Gepäckstücke aus braunem Leder. Die kühler werdende Luft verhieß einen frischen Herbstabend. Die Passagiere strebten bereits an Bord.
    Nach der Begrüßung schilderte Colette die Ereignisse des Vorabends. »Es ist seltsam. Zuerst hatte ich bei ihrem Anblick Angst, aber dann hatte ich das Gefühl, dass ich mich nicht fürchten muss.«
    Stille entstand.
    »Ich habe Sie nicht erwartet.« Colette strich sich eine Locke aus dem Gesicht. »In Ihrem Telegramm haben Sie Jimmy angekündigt.«
    Younger nickte und reichte ihr die Schiffskarten.
    »Haben Sie ihn freigelassen?«, fragte sie. »Den Mörder?«
    »Nein, er sitzt wieder im Gefängnis«, antwortete Younger. »Und da wird er noch lange bleiben. Aber das spielt sowieso keine Rolle. Sie wollen doch den Dampfer hier nehmen.«
    Sie senkte den Blick auf die Hände. »Sie ...«
    »Sie und ich, wir haben schon vor langer Zeit einen falschen Weg eingeschlagen. Alles meine Schuld. Aber es ist besser so. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Ihr Soldat Sie verdient, aber Sie verdienen die Gelegenheit, es herauszufinden.«

    Ihr Blick fiel auf die Schiffskarten. »Sie sind nicht für Hamburg, sondern für Bremen.«
    Nach seiner Ankunft am Hafen vor einer Stunde hatte Younger Karten für ein anderes Schiff gekauft, die George Washington . Drobacs Anwalt Gleason hatte möglicherweise davon gewusst, dass Colette nach Hamburg reisen wollte. Wenn das zutraf, würden ihre Verfolger sie an Bord der Welshman erwarten.
    »Eine Kabine erster Klasse.« Colettes Blick hing noch immer an den Fahrscheinen. »Das brauchen wir doch nicht.«
    Younger reichte ihr zwei weitere weiße Umschläge. »In dem einen ist Bargeld für die Fahrt. In dem anderen finden Sie einen Wechsel auf meine Konten in England, den Sie bei jeder seriösen Bank in Wien einlösen können. Nein, behalten Sie es. Von nichts können Sie nicht leben.«
    Kopfschüttelnd wollte sie die Umschläge zurückgeben, aber Younger nahm sie nicht. Er ging in die Hocke und streckte Luc die Hand hin. Nach kurzem Zögern schlug der Junge ein.
    »Er hat es geschafft«, sagte Younger. »Der fünfzigste Homerun von Babe Ruth. Und der einundfünfzigste.«
    Luc nickte. Er wusste es bereits.
    »Pass gut auf deine Schwester auf.« Younger zwinkerte. »Jede Frau braucht einen Mann, der sie beschützt.«
     
    M inister Houston geleitete Littlemore die Marmorstufen des Schatzamts hinauf, vorbei an Soldaten in Habtachtstellung. Houston war ein vornehmer, gut aussehender Mann Mitte fünfzig, dessen zerknitterte Augenwinkel auf eine Freundlichkeit deuteten, der alles andere an ihm widersprach, vor allem die kalte, leise Intelligenz seiner Südstaatenstimme.
Der Detective folgte dem vor ihm her wippenden Zylinder des Ministers durch die Rotunde, dann durch mehrere enge Treppenschächte. Jeder Gang, jede Tür war von Soldaten bewacht.
    Schließlich betraten sie das Tiefgeschoss unter dem Keller und gelangten zu einer schmalen Steinbogentür, die so niedrig war, dass sie sich bücken mussten. Auf der anderen Seite legte Houston einen Schalter um, und trübes elektrisches Licht sprang flackernd an. Sie befanden sich in einem großen Raum mit niedriger Kuppeldecke, durch den sich endlose Reihen säuberlich über Kreuz geschichteter Ziegel zogen, die in sattem Dunkelgelb schimmerten.
    Houston führte Littlemore zu einem Rundgang durch diese Ziegelreihen, die wie die Regale in einer übervollen Bibliothek nur jeweils einer Person Platz zum Durchgehen boten. Dem Anschein nach erstreckten sie sich kilometerweit.
    Es war Gold, alles Gold, so weit das Auge reichte.
    »Heben Sie einen hoch, Captain«, forderte ihn Houston auf.
    Littlemore nahm einen Barren vom

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