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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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selbst die Tür zum Treppenhaus. »Sie haben gehört, was der Chirurg sagt. Mein Mandant wurde entlassen. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen ...«
    »Littlemore.« Etwas Beschwörendes lag in Youngers Stimme.
    Drobac wollte sich durch die Tür schieben, die sein Anwalt aufhielt.
    »Stehen bleiben!«, rief der Detective. »Zieht ihm das Hemd aus.«
    Mindestens fünf Wärter zerrten Drobac zurück in den Gang und bildeten einen Kreis um ihn.
    »Dazu sind Sie nicht befugt«, blaffte Gleason.
    Zum ersten Mal ergriff Drobac das Wort. »Ist gut.« Sein osteuropäischer Akzent war unverkennbar. Die Drähte um
seinen Kiefer glitzerten silbern. »Mach ich es. Warum nicht? Verstecke ich nichts.«
    Littlemore schielte zu Younger, der eine Augenbraue hochzog.
    Gelassen schlüpfte Drobac aus der Jacke, schob die Hosenträger beiseite und knöpfte sein weißes Hemd auf, ohne Younger aus den Augen zu lassen. Als seine Brust nackt war, wurde es für alle sichtbar: Links unter den Rippen, bedeckt von dichtem Haar und leicht aus der Vertikalen verschoben, zeichnete sich tiefrot das vollkommene Ebenbild eines Reagenzglases ab.
    Littlemore hatte sich als Erster gefasst. »Wie gefällt Ihnen das?«
    Ungläubig starrte Drobac nach unten. »Was ... was das ist?«
    »Eine Radiumverbrennung«, erwiderte Younger. »So etwas braucht zehn Tage, um hervorzutreten. Sie stammt von dem Reagenzglas, das Sie aus dem Commodore Hotel gestohlen und in die Jackentasche gesteckt haben.«
    »Das ist empörend«, ereiferte sich Gleason. »Der Bürgermeister wird von mir hören.«
    »Bringt ›Mr. Smith‹ zurück ins Loch«, wies Littlemore die Wärter an.
    Drobac, der noch immer das rote Mal an seinem Bauch fixierte, stieß ein Schnauben aus, das zugleich Anerkennung und Herablassung ausdrückte. »Ist gut.« Er knöpfte sein Hemd zu. »Euer Gefängnis ist fast Hotel.«
    »Freut mich, dass es Ihnen so gut gefällt«, bemerkte Littlemore. »Sie werden nämlich lange bei uns bleiben.«
    Drobac lächelte durch glitzernden Stahldraht.

    V or dem Tombs gab Littlemore Younger seinen Revolver zurück und lud ihn ein ins Astor Hotel, wo er sich mit Journalisten und Chief Flynn treffen wollte. »Macht bestimmt Spaß. Zumindest bis ich rausgeschmissen werde.«
    Younger lehnte ab, weil er eine Verabredung hatte, die er nicht verpassen wollte.
    »Sagen Sie, Doc, glauben Sie an Vorahnungen?«
    »Nein.«
    »Ich dachte bloß an diesen Eddie Fischer. Alle behandeln ihn wie einen Spinner, aber wenn er nun wirklich ein Wahrsager ist?«
    »Ein Medium?«
    »Manche Leute glauben doch an Vorahnungen, oder? Auch Wissenschaftler? Und wenn er tatsächlich vor allen anderen gewusst hat, dass an der Wall Street eine Bombe hochgeht? Wie erklärt man so was?«
    »Etwas in der Luft«, erwiderte Younger.
    »Genau das sagt Fischer. Es ist ihm aus der Luft zugeflogen.«
    »Wenn Sie mit jemandem reden wollen, der an so etwas glaubt, wenden Sie sich doch an die American Society for Psychical Research. Hat ihren Sitz irgendwo hier in New York. Wenn jemand was über paranormale Phänomene weiß, dann diese Leute. Fragen Sie nach Dr. Walter Prince.«
    »Danke, das mache ich.«
    Eine Weile standen sie schweigend da.
    »Tut mir leid, das mit den Handschellen«, sagte Littlemore schließlich. »Vorschrift. Ich weiß natürlich, dass Sie nicht auf den Kerl schießen wollten.«
    »Ich hätte ihn umgebracht.«

    »Meine Güte, das geht doch nicht, Doc. Wir sind nicht mehr im Krieg.«
    Younger nickte. »Vielleicht sind wir immer im Krieg. Vielleicht gibt es nur Menschen, die nicht kämpfen.«
    »Aha. Oder Sie wollten einfach jemand umbringen.«
    »Vielleicht.«
    Mit einem Händedruck gingen sie auseinander. Nachdem sich Youngers Taxi entfernt hatte, hielt ein anderes Fahrzeug neben Littlemore — ein schwarz-goldener Packard. Gleichzeitig kamen von der Treppe des Tombs zwei kräftige Männer in Anzügen auf den Detective zu. Das hintere Fenster des Packard rollte nach unten, und eine Stimme drang heraus. »Würden Sie bitte einsteigen, Captain?«
    »Hängt davon ab, wer fragt.«
    Der eine Anzugträger legte Littlemore die Hand zwischen die Schulterblätter, um ihn mit sanftem Druck in den Wagen zu bugsieren. Dabei öffnete er kurz die Jacke, um Littlemore einen Blick auf die Waffe unter seiner Achsel zu gestatten.
    »Soll mir das Angst machen?« Blitzschnell griff Littlemore in die Jacke des Manns, zog die Pistole aus dem Halfter und drückte sie ihm ans Kinn, während er gleichzeitig mit der

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