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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Stankiewicz. Auch Younger war von Boston angereist.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?«, fragte ihn Littlemore.
    Younger nickte.
    Auf seiner Seite des Gangs schlurfte Drobac langsam aus seiner Zelle. Er ging ohne Hilfe und hielt das verdrahtete Kinn betont hoch. Der Anwalt und der Chirurg folgten ihm plaudernd.
    »In diesem Fall müssen Sie mir Ihre Waffe geben, Doc.« Littlemore sprach leise.
    »Welche Waffe?«
    »Sofort«, forderte der Detective.
    Younger bewegte sich nicht. Drobac und seine Begleiter näherten sich im Licht der schräg einfallenden Sonne.
    »Jungs.« Littlemore hob die Stimme nur eine Nuance. »Haltet Dr. Younger fest.«
    Sofort traten Roederheusen und Stankiewicz hinter Younger und packten ihn an den Armen.

    Der Detective fasste in Youngers Jackett und zog einen Revolver heraus, den er einem Wärter zur Verwahrung reichte. »Tut mir leid, Doc. Handschellen anlegen.«
    An der Gittertür angelangt, bemerkte Drobac, dass Younger gefesselt wurde. Ihre Blicke trafen sich. Wenn man mit zusammengeheftetem Kiefer lächeln kann, dann lächelte Drobac.
    »Aufschließen«, befahl Littlemore.
    »Lassen Sie ihn nicht frei.« Youngers auf den Rücken gebundene Arme wurden noch immer von den Untergebenen des Detectives festgehalten.
    »Aufschließen.«
    Ein Wärter öffnete die Gittertür. Drobacs Anwalt ergriff das Wort. »Vielen Dank, Captain. Es freut mich, dass mein kleines Gespräch mit dem Bürgermeister so fruchtbar war, aber noch immer denke ich mit Schaudern an all die anderen armen Männer, die hier unrechtmäßig inhaftiert sind. Macht es Ihnen Spaß, gegen das Gesetz zu verstoßen, Captain? Bitte unterschreiben Sie die Entlassungsurkunde.«
    Ein Wärter reichte Littlemore ein Klemmbrett. »Wenn Ihr Mandant so arm ist«, fragte der Detective, »wer bezahlt dann eigentlich Ihre Rechnung, Mr. ...?«
    »Gleason«, erwiderte der Anwalt. »In einem Fall wie diesem arbeite ich ohne Honorar, Captain. Für das Gemeinwohl.«
    »Na klar.«
    »Er darf nicht raus«, beharrte Younger.
    »Keine andere Wahl.« Littlemore unterzeichnete die Urkunde. »So ist das Gesetz.«
    Mit Genugtuung nahm Mr. Gleason seine Kopie des Dokuments entgegen. Dann wandte er sich an Younger.
»Sie sind also der Mann, der meinen Mandanten fast zu Tode geprügelt hätte. Natürlich haben wir Strafanzeige erstattet.«
    Younger würdigte ihn keiner Antwort.
    Gleason sonnte sich in seinem Triumph. »Es muss schon qualvoll sein, unter solchen Wahnvorstellungen zu leiden. Zu glauben, dass mein Mandant ein professioneller Mörder ist. Dass er die hübsche Französin verfolgen wird, ganz gleich, wohin sie flieht, von New Haven nach Hamburg und bis ans fernste Ende der Welt. Dass er sie eines Tages finden, sich in ihr Schlafzimmer schleichen und ihr die Kehle durchschneiden wird.«
    Youngers Zerren an den Handschellen bewirkte nur, dass Roederheusen und Stankiewicz noch energischer zupackten. »Nicht, wenn ich ihn zuerst aufspüre.«
    »Haben Sie das gehört, Captain?«, krähte Gleason. »Er hat meinen Mandanten bedroht. Ich verlange, dass Sie seine Kaution aufheben. Dieser Mann gehört hinter Gitter. Wenn nicht, sorge ich dafür, dass Sie Ihre Marke verlieren, Captain.«
    »Raus«, zischte Littlemore.
    »Na schön, wenn Sie darauf bestehen.« Erneut sprach der Anwalt Younger an. »Mein Mandant war zehn Tage im Gefängnis. Sie werden zwanzig Jahre dort verbringen.«
    Diese Worte ließen Younger verstummen. Allerdings hatte ihn nicht die Drohung beeindruckt, sondern die Formulierung zehn Tage. »Littlemore.« Er beobachtete, wie Gleason Drobac ein paar Schritte weiter zum Treppenhaus geleitete, die hinaus in die Freiheit führte. »Lassen Sie ihn das Hemd ausziehen.«
    »Das Hemd?«

    »Der Entführer hat vorn am Oberkörper ein Mal«, erklärte Younger. »Ein rotes Mal in Form eines Reagenzglases.«
    Der am Treppenhaus postierte Wärter warf Littlemore einen unsicheren Blick zu. Er wusste nicht, ob er Drobac passieren lassen sollte oder nicht.
    Gleason hatte sich umgewandt. »Das ist doch absurd«, protestierte er.
    Der Chirurg meldete sich zu Wort. »Ist das Mal für das bloße Auge erkennbar?«
    »Ja«, antwortete Younger.
    »Ich habe Mr. Smith operiert«, fuhr der Chirurg fort, »und ich kann Ihnen versichern, dass er kein derartiges Mal am Oberkörper hat.«
    »Dann hat er auch nichts zu fürchten, wenn er das Hemd auszieht«, entgegnete Younger.
    »Einfach lächerlich.« Gleason drängte sich an dem Wärter vorbei und öffnete

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