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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nächsten Stapel. Für seine Größe war er überraschend schwer.
    »Zwanzig Pfund«, erklärte Houston. »Nirgendwo auf der Erde gibt es ein größeres Goldlager. Und hat es auch nie gegeben. Nicht in der Bank von England, nicht in den Palästen der Türken, nicht in den Grabstätten der Inkas. Was Sie hier sehen, sind die Goldreserven der Vereinigten Staaten von Amerika, von denen der Kredit Ihrer Regierung, der Wert der Dollars in Ihrer Tasche und letztlich die Liquidität aller Banken in diesem Land abhängen. Haben Sie eine Vorstellung, wie viel Gold sich hier befindet, Captain?«

    »Auf jeden Fall weniger als am Morgen des sechzehnten September.«
    »Scharfsinnig gefolgert. Wie lange wissen Sie das schon?«
    »Ich habe einen toten Wachmann mit einem Stück Gold in den Händen vor der Treasury gesehen«, antwortete Littlemore. »Sie haben versucht, seinen Namen von der Opferliste verschwinden zu lassen. Da war mir klar, dass Sie beraubt worden waren.«
    »Ja, das war ein wenig plump.« Houston holte tief Luft. »Das Gold in diesem Gewölbe hat einen Wert von rund neunhundert Millionen Dollar. Trotzdem. Die Bombe, die vielen Toten, das unkalkulierbare Elend — alles nur, um eine Bank auszurauben.«
    »Deswegen hat Flynn die Armee gerufen.«
    »Das war nicht Flynn.« Houston winkte ab. »Der Mann ist doch ein Aufschneider. Ich habe die Soldaten herbefohlen, und mir ist durchaus bewusst, dass das ein Gesetzesverstoß war. Aber alles andere wäre eine kriminelle Nachlässigkeit gewesen. Ich wollte Wilsons Genehmigung einholen. Aber wie Sie wissen, ist der Präsident nicht ... ganz auf der Höhe.«
    »Warum haben Sie mich hergebracht, Mr. Houston?«
    »Wir konnten doch nicht zulassen, dass Sie der Presse von dem Raub im Schatzamt erzählen.«
    »Wie viel haben sie erbeutet?«
    »Ach, der Dollarwert des Verlusts fällt kaum ins Gewicht. Der Wert von Gold besteht nicht darin, dass man dafür Dollars bekommen kann, Captain. Es ist genau andersherum: Dollars haben einen Wert, weil einem die Vereinigten Staaten Gold dafür geben. Der eigentliche Wert von Gold ist also psychologisch. Es ist wertvoll, weil die Menschen an seinen Wert glauben. Und durch diesen Glauben fassen sie Vertrauen
zu der Regierung, die es besitzt – oder vermeintlich besitzt. Wir könnten jede Unze Gold in diesen Gewölben verlieren – solange niemand davon weiß, würden die Leute trotzdem weiter unsere Schatzbriefe kaufen, Handel mit unserem Dollar treiben, ihr Geld auf unsere Banken tragen und so weiter. Aber wenn wir umgekehrt keinen Barren einbüßen und die Leute die Goldbestände des Landes trotzdem für gefährdet halten, könnte es zu einer Panik kommen, die die von 1907 weit in den Schatten stellt.«
    »Wie haben sie es gemacht?«
    »Sie haben doch den neuen Bau nebenan bemerkt, Captain. Die Münzanstalt. Tief darunter haben wir neue Tresorräume errichtet, die viel sicherer und zweckmäßiger sind als dieses muffige alte Kellergewölbe. Das Gold soll in die neuen Räume verlagert werden. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, um diesen Transport zu bewerkstelligen, ohne dass eine Unze Gold unser Anwesen verlassen muss.«
    »Ein Tunnel?«, fragte Littlemore.
    »Nein, eine Brücke. Eine Überführung.«
    Littlemore nickte nachdenklich. »Über die Gasse zwischen den zwei Häusern. Die Türen sind mir aufgefallen.«
    »Genau. Die Brücke hat die ersten Etagen miteinander verbunden. Sie wurde eigens für die Verlegung des Goldes angefertigt. Dreifach verstärkt, um das Gewicht tragen zu können. Ein automatisches Förderband, um den Transport von so viel Metall praktikabel zu machen. Alles, ohne dass ein einziger Barren nach draußen gelangt. So war es zumindest geplant.«
    »Das Gold wurde am Sechzehnten transportiert?«
    »Ja. Ein sorgsam gehütetes Geheiminis. Dachten wir. Offensichtlich hat aber jemand davon Wind bekommen. Die
Arbeiter drinnen haben sich übrigens mustergültig verhalten. Beim Knall der Explosion haben sie die Türen zu beiden Seiten der Überführung verschlossen, wie sie es geübt hatten. So ging nur das Gold auf der Brücke verloren, die abgebrannt und eingestürzt ist. Die Räuber hatten anscheinend einen Lastwagen, der unten auf der Gasse gewartet hat.«
    »Wie viel haben Sie verloren?«
    »Das wissen wir noch immer nicht so genau.« Houston sinnierte. »Es dauert ein wenig, bis man hundertachtunddreißigtausend Barren nachgezählt hat. Außerdem habe ich auch einen Wachmann verloren — der, dessen Name nicht in

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