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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Brighton?«
    »Oje. Ist Samuels da? Er wüsste gleich, wo ich sie hingeräumt habe. Nun, meine Konkurrenten behaupten immer,
dass ich bei den Damen den Kopf verliere. Sie stellen nämlich keine Frauen ein, wohingegen ich mit meinen Leuchtzifferblattfabriken der größte Arbeitgeber für Frauen in den jeweiligen Bundesstaaten bin. Meine Konkurrenten begreifen nicht, wie ich Mädchen in einer Fabrik beschäftigen kann. Dabei ist die Antwort ganz einfach. Der Lohn für Frauen ist niedriger als für Männer — deutlich niedriger. Oh, ich weiß, was Sie jetzt denken. Wenn so viele Männer arbeitslos sind, und vor allem solche, die im Krieg gedient haben, hätten sie dann diese Posten nicht viel eher verdient? Ich bin anderer Meinung. Männer haben Frauen und Kinder, die sie unterhalten müssen. Das kostet mehr. Dagegen sind neunzig Prozent meiner Mädchen ledig. Das kostet weniger. Und sehen Sie sich nur ihre Arbeit an – diese wunderbaren Uhren. Radiumfarbe auf diese winzigen Oberflächen aufzutragen, das erfordert weibliche Fingerfertigkeit und Sauberkeit. Mrs. Meloney, darf ich mir erlauben, Ihnen ein Geschenk zu präsentieren? Oder hätte Mr. Meloney etwas dagegen?«
    Diese Bemerkung wurde mit wonnig schockiertem Gelächter aufgenommen.
    »Aber, aber, Mr. Brighton.« Verschämt streckte Mrs. Meloney ihren molligen Arm aus und erlaubte Mr. Brighton, ihr die größere der beiden Uhren anzulegen, in die violette Edelsteine eingelassen waren. Sie hielt den Arm hoch, um dem Publikum das Schmuckstück vorzuführen. Die Damen klatschten begeistert.
    »Mrs. Meloney kann nun selbst zur schwärzesten Nachtstunde die Zeit erkennen«, erklärte Brighton. »Hätten die Polizisten und Feuerwehrleute meine Uhren getragen, wären sie gestern bei der Explosion nicht vom dichten Rauch
behindert worden. Sie hätten eine Lichtquelle gehabt, die keine Batterie, keinen Brennstoff, keine Energie erfordert. Das ist das Wunderbare an Radium. Doch nun zu Ihnen, Miss Rousseau. Für Sie mussten wir etwas ganz Besonderes anfertigen. Unsere gewöhnlichen Produkte könnten der Zartheit Ihres Handgelenks nicht gerecht werden. Gestatten Sie?«
    Die Uhr, die Brighton Colette darbot, war mit runden Brillanten umrandet, die trotz des Schummerlichts in der Kirche in allen Farben des Regenbogens funkelten. Befangen hob Colette die Hand. Brighton schlang sein Geschenk um ihren Unterarm, und der grüne Schimmer des Zifferblatts spiegelte sich in seinen polierten Nägeln wider. Er verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sein Geschenk nach ihrem Geschmack war. Colette blieb stumm.
    »Ihre Großzügigkeit raubt uns die Sprache«, rief Mrs. Meloney. »Aber fahren Sie bitte fort.«
    »Fortfahren?«
    »Ihre Spende, Mr. Brighton.«
    »Meine Spende? Ach so, meine Spende, natürlich.« Erneut klopfte sich Brighton auf die Taschen. Schließlich zog er einen Bankwechsel aus der Weste und stieß dabei um ein Haar das Pult um. Nach einer längeren Vorrede brachte er seine große Freude darüber zum Ausdruck, dem Marie-Curie-Radiumfonds einen Scheck in Höhe von fünfundzwanzigtausend Dollar zu überreichen. Ächzen drang aus dem Publikum, begleitet von lautem, anhaltendem Applaus.
    Wortreich bekundete Mrs. Meloney dem Wohltäter ihren Dank. Dann bat sie um Fragen, die bestimmt viele im Publikum an Miss Rousseau richten wollten.

    Eine Frau in der dritten Kirchenbank meldete sich. »Entschuldigen Sie, aber ich benutze jetzt schon seit einem Jahr täglich Radiumseife und habe noch immer Warzen an beiden Ellbogen. Das beunruhigt mich sehr.«
    »Oh«, machte Colette. »Leider weiß ich nicht viel über die kosmetische Verwendung von Radium.«
    Mrs. Meloney eilte Colette zu Hilfe. »Haben Sie es schon einmal mit Radior-Nachtcreme versucht, meine Liebe? Bei mir hat sie wahre Wunder bewirkt.«
    Wieder ging eine Hand nach oben. »Ich hätte eine Frage an Miss Rousseau. Was ist die richtige Dosis Radiumwasser für einen Sechzigjährigen, um seine Vitalität wiederherzustellen?«
    »Pardon? Seine was?«
    »Seine Vitalität«, wiederholte die Frau.
    Mrs. Meloney flüsterte Colette etwas zu, und die blassen Wangen der Französin färbten sich rot.
     
    A ls nach der Veranstaltung Erfrischungen gereicht wurden, machte die grauhaarige Mrs. Meloney dem Industriellen kokette Komplimente. »Sie sind viel größer, als man glauben würde, Mr. Brighton.« Damit hatte sie Recht. Aus der Ferne wirkte Brighton klein, und sein Gesicht ließ auf einen zerstreuten Mathematikprofessor

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