Todesjagd
machte ein paar Schritte auf die Lichtung und blieb etwa einen Meter vor ihr stehen.
»Ich bin froh, dass alles mit dir in Ordnung ist«, sagte er.
»Ich komme nicht mit dir mit«, sprudelte es aus ihr heraus. »Hast du verstanden?«
»Okay.«
Seine Antwort schien sie zu überraschen.
»Ich weiß, dass du deshalb hergekommen bist.«
Er zuckte mit den Schultern, antwortete jedoch nicht.
»Du wirst mich nicht zu überzeugen versuchen?«
»Würde es mir gelingen?«, entgegnete er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe es auch nicht vermutet«, sagte er.
»Dann solltest du wieder abreisen.«
»Vielleicht. Doch ich glaube, ich werde bleiben.«
Sie behielt ihre trotzige Haltung noch eine Sekunde bei und ließ dann erschöpft den Kopf sinken.
»Er ist wirklich tot?«, fragte sie.
Quinns einzige Antwort war Schweigen.
Jennys Lippen bebten. »Wie?«
»Das willst du nicht wissen.«
»Ich muss es wissen«, sagte sie. »Als Steven nicht zurückkam, habe ich immer noch gehofft … aber ich habe es gewusst.
Sag mir, was sie ihm angetan haben. Sag mir, wie du es erfahren hast.«
Es war merkwürdig, dass jemand Markoff beim Vornamen nannte.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute …«
»Was ist geschehen?«
Sosehr er ihr die Tatsachen auch vorenthalten wollte, er wusste, dass er es nicht konnte.
»Ich wurde ungefähr vor einer Woche angerufen«, sagte er und berichtete ihr dann, was er wusste.
Als er fertig war, zitterten nicht nur ihre Lippen. Er machte ein paar Schritte vorwärts, bereit, sie aufzufangen und festzuhalten, falls sie zusammenbrach. Aber sie blieb aufrecht stehen.
»Wenigstens warst du derjenige, der ihn begraben hat«, sagte sie. Sie blickte ihm in die Augen. »Wenn das vorbei ist, musst du mir zeigen, wo er liegt.«
Quinn zögerte und nickte dann, obwohl er wusste, dass er dieses Versprechen nicht halten würde.
»Jenny, ich …«
»Aber was machst du hier?«, fiel sie ihm ins Wort.
»Das hab ich dir doch schon gesagt. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
»Ich meine, in Singapur. Du hast etwas davon gesagt, Steven habe dich hergeführt. Was hast du damit gemeint?«
»Markoff hat eine Botschaft hinterlassen. Sie hat uns auf die Insel geführt.«
»Was meinst du? Wo auf der Insel?«
»Das ist nicht wichtig«, sagte er.
»Und wenn es doch wichtig ist?«, sagte sie. »Wo? Hast du eine Adresse?«
Das Letzte, was er wollte, war, dass sie allein loszog, um herauszufinden, was in den Apartments im Quayside Villas war.
»Das Signal hatte sich abgeschaltet, als wir hier eintrafen«, log er. »Daher haben wir keine Ahnung, wohin genau er uns führen wollte.«
Sie seufzte und legte eine Hand an die Stirn.
»Es hätte die Hilfe sein können, die ich gebraucht hätte. Es hätte alles beweisen können.«
»Was beweisen?«, fragte er.
Sie antwortete nicht.
»Jenny«, sagte er. »Ich weiß, du hast das Gefühl, beenden zu müssen, was du begonnen hast. Und dass du bis dahin nicht sicher sein wirst. Aber vielleicht kann ich dir helfen.«
»Es geht nicht um mich«, sagte sie, die Stirn runzelnd. »Was mit mir passiert, ist mir egal. Besonders jetzt.«
»Es geht um den Kongressabgeordneten, nicht wahr?«
»Du weißt Bescheid?«
»Nicht alles«, sagte er. »Aber genug, um zu …«
»Sag mir, ist er schon hier?«
»Was?«
»Ist er hier?«, fragte sie mit plötzlich ängstlich klingender Stimme. »Ist er gekommen?«
»Er sollte heute Abend eintreffen«, sagte Quinn. »Und sollte inzwischen hier sein.«
»Weißt du, wo?«
Wieder eine Frage, die Quinn nicht beantworten wollte.
»Hat er etwas mit einer Organisation zu tun, die sich LP nennt?«
Ihr Kopf fuhr in die Höhe.
»Was?«
»LP. Das war ein Teil der Botschaft, die Markoff hinterlassen hat. Aber ich bin nicht sicher, was es zu bedeuten hat. Nur dass es eine Gruppe oder eine Organisation ist und den Leuten eine Höllenangst einjagt …«
»Ich … ich weiß nicht … was das ist.« Sie schaute sich nervös um, als sehe sie die kleine Lichtung jetzt zum ersten Mal. »Ich muss gehen. Ich muss ihn finden. Muss ihn warnen.«
Sie wandte sich ab, Quinn streckte die Hand aus und hielt ihren Arm fest.
»Bleib da!«, sagte er. »Was meinst du mit ›ihn warnen‹? Was geht hier vor?«
»Du wirst genauso sterben wie Steven. Ich will dafür nicht verantwortlich sein.«
Sie versuchte, sich loszureißen, doch er ließ sie nicht los.
»Mir ist egal, was du denkst«, sagte er. »Ich gehe nicht. Ich werde herausfinden, was hier passiert, mit
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