Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesjagd

Titel: Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
Vom Netzwerk:
Hand auf den Arm, und ihre Augen hielten die seinen fest.
    »Vergangenen Winter, als alles verloren schien … als Durrie meinen Sohn entführt hatte. Das war auch persönlich. Aber du warst da für mich.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Sie wusste, dass er fühlte wie sie. Welche Probleme sie auch hatten, sie taten alles füreinander. Sie waren da für den anderen. Immer.
    Die Ampel wurde grün, und sie gingen weiter.
    Als sie die andere Straßenseite erreicht hatten, sagte er: »Danke.«
    Sie blickte einen Moment zu ihm auf und lehnte sich dann an ihn. Er legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Vielleicht sollten wir zurückgehen«, sagte er.
    Er konnte fühlen, dass sie den Kopf schüttelte.
    »Noch nicht.«

17
    Durrie war ein Mistkerl gewesen. Das war eine Tatsache, gegen die es keinen Widerspruch gab. Selbst an seinen guten Tagen schien es, als sei er schon stinksauer, wenn er aufwachte. Die wenigen Freunde, die er hatte, verließen ihn bald, wenn er eine seiner Launen hatte. Aber Quinn als sein Schüler hatte keine andere Wahl. Er musste bleiben, bis er entlassen wurde, musste sich mehr als einmal mit der Rolle als Prügelknabe zufriedengeben.
    Lange Zeit war Quinn nicht sicher, ob die Launen echt oder gespielt waren. Am Ende entschied er, dass sie eine Mischung aus beidem waren. Im ersten Jahr störte es ihn, später aber wurde ihm klar, dass es egal war. Er war nur aus einem einzigen Grund da: zu lernen, wie man ein Cleaner wurde. Und während Quinn die meisten von Durries philosophischen Lebensregeln für Unsinn hielt, war sein Mentor hervorragend darin, ihm die praktischen Grundlagen des Jobs beizubringen.
    Vielleicht war die wertvollste Eigenschaft des Mistkerls gewesen, die Stärken seines Schülers zu erkennen. Er benutzte sie als Brennpunkte und half Quinn auf diese Weise, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Entdeckte er eine Schwäche bei seinem Schüler, pushte er ihn noch härter in diese Richtung, wobei er ihn lehrte, sie auszublenden.
    Quinn hatte viele Stärken. Durrie hatte Quinns Schauspielkunst oft seine größte Stärke genannt, aber sie wussten beide, dass es Quinns Beobachtungsgabe und seine Aufmerksamkeit für Einzelheiten waren, die an oberster Stelle standen.
    Quinn sah Dinge, die anderen entgingen, und entdeckte die kleinsten Einzelheiten, was die Aufträge sehr erleichterte. Es
war diese, wenn auch noch nicht ausgereifte Fähigkeit, durch die Durrie auf Quinn aufmerksam geworden war. Und es war diese Fähigkeit, einmal vervollkommnet, die ihn durch seine Ausbildung geführt und ihn zu einem selbstständigen, hoch qualifizierten Profi gemacht hatte.
    »Du musst die Augen überall haben«, hatte Durrie gesagt. »Damit hebst du dich von der Konkurrenz ab.«
    »Auch von dir?«, fragte Quinn mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Nein, niemals«, antwortete Durrie ganz sachlich.
    Durrie mochte es tatsächlich geglaubt haben, aber Quinn hätte es nie geduldet. Er arbeitete härter denn je, studierte bis in die Nacht hinein und schlief nur wenig. Alles nur, um der Beste zu sein. Um eines Tages imstande zu sein, auf höherer Ebene zu arbeiten als sein Mentor.
    Den Beweis, dass Quinns Training sich bezahlt machte, erbrachte er bei einem Fall in Neuchâtel in der Schweiz. Es geschah in einem Apartment über einem Antiquitätenladen. Das Gebäude stand innerhalb der Stadtmauer der mittelalterlichen Stadt, in einer von Touristen überfluteten Gegend.
    Zwei Leichen, ein Mann und eine Frau, lagen auf dem Rücken in einem Bett; sie hatten eine Decke über ihren Beinen. Während die Augen der Frau geschlossen waren, starrten die weit geöffneten Augen des Mannes trüb ins Leere.
    Es war offensichtlich, dass sie tot waren, doch es gab kein Blut und keine sichtbaren Wunden. Würden sie noch leben, wären Quinn und Durrie natürlich nicht vor Ort. Sie hätten immer noch in ihrem Hotel auf Nachrichten gewartet.
    »Rekonstruiere für mich, was passiert ist«, sagte Durrie.
    Sie verharrten in der Tür des Schlafzimmers.
    Quinns Augen schweiften nach links und nach rechts, nahmen jede Kleinigkeit in sich auf.

    »Es ist ihr Zimmer, nicht seins«, sagte Quinn.
    »Gut. Wieso?«
    »Die Vorhänge. Die Parfumflaschen auf dem Toilettentisch. Die Farbe der Wände. Nichts davon ist männlich. Sie lebt allein.«
    »Okay. Was sonst noch?«
    »Ich würde sagen, er war aufgeregter darüber, hier zu sein, als sie.«
    Durrie schwieg, wartete.
    »Er hat sich in großer Eile ausgezogen.« Quinn zeigte auf die männlichen

Weitere Kostenlose Bücher