Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
Sergeant Softell, der mit Ihnen über einen verdächtigen Brand sprechen möchte.«
Spijker hätte auch das Wort »Tatverdächtige« fallenlassen können, aber dazu ist er viel zu höflich.
»Diese Männer haben mich gebeten, sie mit dem ersten verfügbaren Flug zurück nach London zu schicken, aber ich habe Ihnen erklärt, dass ich dazu keinerlei Befugnis habe.« Er kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nase. »Außerdem nehme ich an, dass Sie Amsterdam nicht ohne Ihren Freund Mr. Ruiz verlassen wollen. Mit ihm habe ich heute Morgen gesprochen. Er erholt sich gut.«
» Ja, Sir.«
»Er hegt große Zuneigung für Sie.«
»Wir kennen uns schon lange.«
»Er glaubt, dass Sie eine erstklassige Ermittlerin werden. Dabei hat er einen Ausdruck benutzt, den ich nicht kannte. Er sagte, Sie wären gewieft wie ein Alter.«
Das klingt nach dem DI.
»Ich verstehe, warum Sie hier sind und warum Sie noch ein wenig bleiben werden, aber jetzt sollten Sie diese Ermittlung mir überlassen.«
»Was ist mit Samira?«
»Ich werde sie finden.«
9
Wenn ich laufe, nehme ich die Menschen normalerweise nicht wahr. Ich schotte mich gegen die Außenwelt ab und schwebe über dem Boden wie eine flüchtige Erscheinung. Heute ist es anders. Ich kann die Leute reden, streiten und lachen hören; gedämpfte Schritte, zufallende Autotüren, das Summen des Verkehrs und der Maschinen.
»New Boy« Dave ist bei Ruiz im Krankenhaus. Die Flure sind still, und der Regen malt Streifen an die Fenster. Dave legt mir seine Jacke um die Schultern, damit ich nicht friere. Ruiz schläft.
»Wie geht es ihm?«
»Er langweilt sich zu Tode. Heute hat er versucht, eine Massenflucht aus dem Krankenhaus in die nächste Kneipe zu organisieren. Er hat zwei Typen überzeugt, sich ihm anzuschließen – beide beinamputiert. Er meinte, da sie ohnehin keine Beine mehr hätten, sollte es doch eigentlich egal sein.«
»Wie weit sind sie gekommen?«
»Bis zu der Geschenk-Boutique im Erdgeschoss. Eine der Schwestern hat die Flucht entdeckt und den Sicherheitsdienst alarmiert.«
»Was hat der DI gesagt?«
»Er meinte, die Résistance würde ihn morgen befreien.«
Dave hat mit den Ärzten gesprochen. In ein paar Tagen müsste Ruiz das Krankenhaus verlassen können, wird jedoch mindestens einen Monat nicht fliegen können.
»Wir können die Fähre nehmen«, schlage ich vor.
Dave spielt mit meinen Fingern und streicht mit dem Daumen über meine Handfläche. »Ich hatte schon irgendwie gehofft, dass du morgen mit mir nach Hause fliegst.«
»Ich kann den DI nicht allein lassen. Wir haben das gemeinsam begonnen.«
Das versteht er. »Und was ist mit deinem Job?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Du solltest eigentlich schon angefangen haben.«
» Ich weiß.«
Er will mich noch etwas fragen. In seinem Gesicht arbeitet es, als würde er um Worte ringen.
»Hast du über die andere Sache nachgedacht?« Er meint die Segelschule und das Haus am Meer. Er hält die Ungewissheit und Anspannung nicht mehr aus. Ich bin immer noch erstaunt, dass er den Mut aufgebracht hat, mich zu fragen. Manchmal ist das Leben wie im Kino, wo das Publikum den Helden anfeuert: »Frag sie. Frag sie doch einfach.«
»Ich dachte, du wolltest schon immer Detective werden«, sage ich.
»Als ich sechs war, wollte ich Feuerwehrmann werden. Ich bin darüber hinweggekommen.«
»Ich habe mich in Mr. Sayer, meinen Klavierlehrer, verliebt und wollte Konzertpianistin werden.«
»Ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielen kannst.«
»Nun, darüber streiten die Gelehrten auch noch.«
Er wartet immer noch auf meine Antwort.
»Was ist passiert, Dave? Warum hast du dich entschlossen zu kündigen?«
Er zuckt die Schultern.
»Irgendwas muss es doch ausgelöst haben?«
»Erinnerst du dich an Jack Lonsdale?«
»Ich habe gehört, er wäre verwundet worden.«
Dave bändigt seine Hände, indem er sie in die Hosentaschen steckt. »Wir hatten einen Tipp wegen eines Kautionsflüchtlings bekommen, der sich im White City Estate aufhielt. Ein Dealer. Die Gegend ist schon an guten Tagen ein grauenhaftes Pflaster, und es war ein heißer Samstagabend Mitte Juli. Alles wirkte so weit okay, also klopften wir an die Tür. Es sollte eine unkomplizierte Festnahme werden. Ich legte dem Dealer gerade Handschellen an, als plötzlich ein fünfzehnjähriger Junge aus der Küche stürzte und Johnny ein Messer in die Brust rammte. Direkt hier.« Er zeigt auf die Stelle. »Der Junge klammerte sich an
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