Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
Observationsfenster sehe ich, wie die Vorhänge um Claudias Brutkasten zugezogen werden.
    Ich habe den Hörer fallen lassen. Ich bin in Bewegung wie alle anderen. Ich dränge mich zwischen die Vorhänge. Irgendjemand versucht, mich wegzuführen.
    »Was ist los? Was machen sie?«
    Ein Arzt gibt Anweisungen. Eine Hand mit einer Sauerstoffmaske legt sich auf Claudias Gesicht. Jemand drückt mehrmals gegen einen Beutel. Die Maske wird kurz angehoben, und ein Schlauch wird durch ihre Nase behutsam in ihre Lunge geführt.

    Dave hat meinen Arm gefasst und versucht, mich wegzuziehen.
    »Was ist los?«
    »Wir müssen draußen warten.«
    »Sie tun ihr weh.«
    »Lass sie ihre Arbeit machen.«
    Das ist alles meine Schuld. Wenn ich stärker und gesünder gewesen wäre, hätte ich Claudia vor Pearl retten können. Sie wäre direkt ins Krankenhaus gekommen, anstatt von der Fähre geschmuggelt zu werden. Sie wäre nie zu Yvonne gelangt und hätte auch keine Lungenentzündung bekommen.
    Solche Gedanken quälen mich, während ich die Minuten zähle – fünfzehn insgesamt, von meiner Fantasie deformiert und ins Endlose gedehnt. Dann geht die Tür auf, und ein junger Arzt kommt heraus.
    »Was ist passiert?«
    »Der Blutgasmonitor hat einen Alarm ausgelöst. Ihr Sauerstofflevel war zu stark abgesunken. Sie ist zu schwach, um selber zu atmen, deshalb haben wir sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Wir werden ihre Atmung eine Weile unterstützen und dann morgen sehen, wie es ihr geht.«
    Ein Gefühl unendlicher Erleichterung saugt alle noch verbliebene Energie aus meinem Körper, und mir ist mit einem Mal schwindelig. Meine Augen sind klebrig, und ich habe einen Kupfergeschmack im Mund. Ich habe Samira noch gar nicht Bescheid gesagt, und schon jetzt fühlt sich mein Herz an wie durch den Reißwolf gedreht.

13
    Manchmal wirkt London wie eine Parodie seiner selbst. Heute ist so ein Tag. Der Himmel ist voller dicker und schwerer Wolken, der Wind ist kühl, auch wenn es noch nicht kalt genug
für Schnee ist. Die Wettgesellschaft Ladbroke bietet eine Quote von drei zu eins für eine weiße Weihnacht in London. Dafür muss nur eine einzige Schneeflocke auf das Dach des Met Office fallen.
    Heute ist die Kautionsanhörung. Ich trage mein Gerichts-Outfit: einen roten, knielangen, engen Rock, eine cremefarbene Bluse und ein kurzes Jackett, das elegant genug für ein teures Designer-Label wäre, aber gar kein Label hat.
    Shawcroft werden Menschenhandel, Nötigung und diverse Vergehen gegen Kinderschutzgesetze vorgeworfen. Allein die Höchststrafe für Menschenhandel beträgt vierzehn Jahre. Weitere Anklagepunkte werden vorbereitet, außerdem droht ihm ein Auslieferungsantrag der Niederlande.
    Samira sitzt auf dem Bett und sieht zu, wie ich mich schminke. In ihrem Schoß liegt ein Mantel. Nachdem sie früh aufgewacht ist und gebetet hat, ist sie schon seit Stunden fertig angekleidet. Sie muss erst im Prozess als Zeugin aussagen, dessen Eröffnung sich noch ein Jahr hinziehen könnte, aber sie will trotzdem mitkommen.
    »Shawcroft ist nach wie vor nur tatverdächtig«, sage ich. »In unserem Rechtssystem gilt ein Verdächtiger als unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist.«
    »Aber wir wissen doch, dass er schuldig ist .«
    »Ja, aber entscheiden muss das ein Geschworenengericht, nachdem es alle Beweise gehört hat.«
    »Was ist eine Kaution?«
    »Manchmal lässt ein Richter einen Angeklagten nur bis zum Beginn des Prozesses frei, wenn er oder sie verspricht, dass er nicht flieht und keinen Kontakt zu einem der Zeugen aufnimmt. Als Garantie verlangt der Richter eine hohe Geldsumme, die der Angeklagte nicht zurückbekommt, wenn er gegen Gesetze verstößt oder nicht zum Prozess erscheint.«
    Sie sieht mich erstaunt an. »Er bezahlt dem Richter Geld?«
    »Dieses Geld ist wie eine Sicherheit.«

    »Schmiergeld.«
    »Nein, kein Schmiergeld.«
    »Du meinst also, Brother könnte Geld bezahlen und aus dem Gefängnis freikommen?«
    »Ja, schon, aber es ist nicht so, wie du denkst.«
    Das Gespräch dreht sich im Kreis. Ich kann es nicht besonders gut verständlich machen.
    »So weit wird es bestimmt nicht kommen«, versichere ich ihr. »Er wird nie wieder jemandem etwas zuleide tun können.«
    Vor drei Wochen wurde Claudia aus dem Krankenhaus entlassen. Ich mache mir immer noch Sorgen um sie – verglichen mit ihrem Bruder ist sie so klein –, aber die Entzündung ist abgeklungen, und sie nimmt an Gewicht zu.
    Die Zwillinge sind Stars der

Weitere Kostenlose Bücher