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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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hoffentlich irgendwann später auch ihren Bruder. Wenn der Skandal öffentlich und Shawcroft entblößt werden sollte, konnten sie die trauernden Eltern spielen, die versuchten, das kostbarste Erbe ihrer Tochter zu schützen, ihre Enkelkinder.
    Yvonne nahm die gewaltige Last auf sich. Sie konnte es nicht riskieren, mit Claudia zu einem Arzt zu gehen, deshalb versuchte sie es mit ihren eigenen Mitteln: Sie ließ heißes Wasser laufen, bis das Bad voller Dampf war, um der Kleinen beim Atmen zu helfen. Sie verabreichte ihr tropfenweise Paracetamol, rieb sie mit warmen Waschlappen ab, lag die ganze Nacht neben ihr wach und hörte, wie sich ihre Lunge mit Flüssigkeit füllte.
    Barnaby kam das Baby besuchen. Die Daumen unter den Gürtel gehakt, stand er mit gespreizten Beinen und einem starren Lächeln vor der Wiege und wirkte vage enttäuscht. Vielleicht wollte er den Jungen – den gesunden Zwilling.
    Derweil wurde Claudia immer kränker und Yvonne immer verzweifelter.
    »Ich konnte es nicht mehr ertragen«, flüstert sie und wendet den Blick zur Decke. »Sie lag im Sterben. Bei jedem Husten wurde ihr kleiner Körper durchgeschüttelt, bis sie schließlich keine Kraft mehr zum Husten hatte. Da habe ich den Krankenwagen angerufen.«
    Sie blinzelt mich an. »Sie wird sterben, nicht wahr?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Es ist meine Schuld. Verhafte mich. Sperr mich ein. Ich hab es verdient.«

    Ich will, dass sie aufhört, vom Sterben zu reden. »Wer hat den Namen ausgesucht?«
    »Es ist Mrs. Elliots Name.«
    »Sie heißt mit Vornamen Ruth.«
    »Ihr zweiter Vorname. Ich weiß, dass du nicht viel übrighast für Mrs. Elliot, aber sie ist strenger gegen sich selbst als gegen alle anderen.«
    Was ich vor allem empfinde, ist Groll. Vielleicht ist das Teil des Trauerprozesses. Ich habe nicht das Gefühl, als ob Cate weg wäre. Ich denke die ganze Zeit, dass sie einfach im größten Schlamassel abgehauen ist und jeden Moment wiederkommen wird, um das Durcheinander zu klären.
    Ich habe mich wochenlang in ihr Leben vertieft, ihre Handlungen und Motive untersucht und verstehe immer noch nicht, wie sie so viel riskieren und so viele andere Menschen gefährden konnte. Ich halte mich an die Hoffnung, dass ich in irgendeinem Ordner und einem verstaubten Bündel alter Briefe auf die Antwort stoßen werde. Aber ich weiß, dass das nicht geschehen wird. Die eine Hälfte der Wahrheit liegt oben wie ein aufgespießtes Insekt unter Glas. Und die andere Hälfte befindet sich in der Obhut des Jugendamtes.
    Es klingt grotesk, aber ich versuche immer noch, Cates Taten zu rechtfertigen und so eine Art postume Freundschaft heraufzubeschwören. Sie war eine dilettantische Diebin, eine kinderlose Ehefrau und eine törichte Träumerin. Ich will nicht mehr an sie denken. Sie hat ihr eigenes Andenken besudelt.
    »Die Polizei muss noch deine Aussage aufnehmen«, sage ich.
    Yvonne nickt und wischt sich die Tränen von der Wange.
    Sie bleibt sitzen, als ich gehe. Obwohl sie den Kopf zum Fenster wendet, weiß ich, dass sie mir nachsieht.
    »New Boy« Dave sitzt immer noch auf der Säuglingsintensivstation neben Claudias Brutkasten. Er hockt vorgebeugt auf der Stuhlkante und späht durch die Scheibe. Ich setze mich neben
ihn. Er fasst meine Hand. Ich weiß nicht, wie lange wir so dasitzen. Die Uhr an der Wand scheint stillzustehen. Der Zeiger bewegt sich keinen Zentimeter weiter. Vielleicht passiert das an einem Ort wie diesem: Die Zeit verlangsamt sich, bis man jede Sekunde zählt.
    Du bist ein sehr glückliches kleines Mädchen, Claudia. Und weißt du warum? Du hast zwei Mütter. Eine von ihnen wirst du nie kennen lernen, aber das ist okay, denn ich werde dir von ihr erzählen. Sie hat ein paar Fehler gemacht, aber ich bin sicher, du wirst nachsichtig mit ihr sein. Denn deine Mutter ist auch etwas ganz Besonderes. Jung. Schön. Traurig. Manchmal kann sich das Leben mit einem Wimpernschlag wenden, selbst wenn es so kleine Wimpern sind wie deine.
    Die Stationsschwester tippt mir auf die Schulter. Ein Polizist will mich am Telefon sprechen.
    Forbes klingt weit weg. »Die Gallaghers haben eine Aussage gemacht. Ich bin unterwegs, um Julian Shawcroft zu verhaften. «
    »Das ist gut. Ich habe das Mädchen gefunden. Sie ist sehr krank.«
    Diesmal tobt er nicht. »Mit wem sollten wir reden?«
    »Mit Barnaby Elliot, seiner Frau und ihrer Haushälterin Yvonne Moncrieffe.«
    Hinter mir geht eine Tür auf, und ich höre ein elektrisches Warnsignal. Durch ein

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