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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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lösen. Die Augen bleiben geschlossen. Schläuche führen in eine winzige Nase und pressen in rascher Folge Luft in noch nicht voll entwickelte Lungen.
    Die Stationsschwester bleibt stehen und wartet. Vielleicht tun die Leute das hier oft – stehen bleiben, starren und beten. Erst jetzt bemerke ich die durch das Glas verzerrten Gesichter auf der anderen Seite des Brutkastens.
    Ich blicke mich um. Im Halbdunkel sitzen weitere Eltern, starrend, wartend, flüsternd. Ich frage mich, was sie zueinander sagen. Blicken sie in die anderen Bettchen und fragen sich, ob jenes Baby kräftiger, kränker oder noch früher geboren ist? Es können unmöglich alle Neugeborenen überleben. Beten ihre Eltern deshalb heimlich: »Rette meins! Rette meins!«?
    Wir haben das andere Ende der Intensivstation erreicht. Die Stühle neben dem Bettchen sind leer. Eine Krankenschwester sitzt auf einem Hocker vor einem Bildschirm und kontrolliert die Geräte, die das Baby überwachen.
    Auf einem schlichten weißen Laken liegt ein Mädchen, das nur eine Windel trägt. Sie ist kleiner, als ich sie in Erinnerung habe, aber immer noch doppelt so groß wie einige der anderen Neugeborenen auf der Intensivstation. Kleine Elektroden auf ihrer Brust messen ihren Herzschlag und ihre Atmung.
    »Claudia wurde gestern Nacht zu uns gebracht«, erklärt die Stationsschwester. »Sie hat eine schwere Lungenentzündung. Wir geben ihr Antibiotika und ernähren sie intravenös. Das Gerät an ihrem Bein ist ein Blutgasmonitor, der ihre Haut durchleuchtet, um den Sauerstoffgehalt im Blut festzustellen.«

    »Wird sie durchkommen?«
    Die Stationsschwester zögert kurz, um ihre Worte mit Bedacht zu wählen, lange genug, um mich in Panik zu versetzen. »Ihr Zustand ist stabil. Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind entscheidend.«
    »Sie haben sie Claudia genannt.«
    »Das ist der Name, den man uns genannt hat.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Die Frau, die mit ihr im Krankenwagen gekommen ist.«
    »Ich muss das Anmeldeformular sehen.«
    »Selbstverständlich. Wenn Sie mit ins Büro kommen wollen, drucke ich Ihnen eine Kopie aus.«
    Dave starrt durch das Glas. Ich kann beinahe sehen, wie er die Lippen bewegt und im Rhythmus mit dem Baby atmet. Claudia hat ihn in seinen Bann gezogen, obwohl sie die Augen im Schlaf fest geschlossen hat.
    »Was dagegen, wenn ich noch eine Weile bleibe?«, fragt er ebenso sehr mich wie die Stationsschwester. Am Bett jedes anderen Patienten auf der Station sitzt irgendjemand. Nur Claudia ist allein. Das findet er nicht richtig.
    Ich folge der Stationsschwester zurück über die Station in ihr Büro.
    »Ich habe heute Morgen das Jugendamt informiert«, sagt sie. »Die Polizei hatte ich nicht erwartet.«
    »Was hat Sie bewogen, das Jugendamt anzurufen?«
    »Einige der Antworten auf unsere Fragen erschienen mir nicht zufrieden stellend. Claudia ist kurz nach Mitternacht zu uns gekommen. Zuerst hat die Frau gesagt, sie wäre das Kindermädchen der Kleinen. Als Namen der Mutter gab sie Cate Beaumont an. Dann änderte sie ihre Geschichte und sagte, Claudia wäre adoptiert, sie könne mir jedoch keine Details zu der Adoptionsagentur nennen.«
    Sie gibt mir das Anmeldeformular. Als Claudias Geburtsdatum ist Sonntag, der 29. Oktober, angegeben, als Name der
Mutter Cate Beaumont, als Adresse Cates vom Feuer zerstörtes Haus.
    Warum sollte die Frau Cates Namen angeben? Woher kannte sie ihn überhaupt?
    »Wo ist die Frau jetzt?«
    »Einer unserer Fachärzte wollte mir ihr sprechen. Ich nehme an, sie ist in Panik geraten.«
    »Sie ist weggelaufen?«
    »Sie hat einmal telefoniert und das Krankenhaus dann verlassen. «
    »Wann war das?«
    »Gegen sechs Uhr früh.«
    »Wissen Sie, wen sie angerufen hat?«
    »Nein, aber sie hat mein Telefon benutzt.«
    Die Stationsschwester deutet auf die Telefonanlage auf dem Schreibtisch, bei der man die letzten gewählten Nummern auf einem kleinen LCD-Display aufrufen kann. Die Stationsschwester identifiziert die betreffende Nummer, und ich drücke auf die Wiederwahltaste.
    Eine Frau nimmt ab.
    »Hallo?«
    »Hier ist das Queen Charlotte’s Hospital«, sage ich. »Jemand hat Sie heute am frühen Morgen von diesem Anschluss aus angerufen. «
    Die Frau sagt nichts, aber in der Stille erkenne ich ein Geräusch, das ich schon einmal gehört habe: das Quietschen von Rädern auf Parkett.
    Ich habe kein fotografisches Gedächtnis wie Ruiz und auch nicht die prophetischen Gaben meiner Mutter. Ich weiß nicht mal, ob ich

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