Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
einer bestimmten Methode folge. Ich füge Tatsachen wahllos zusammen, eile manchmal ein paar Schritte voraus und setze Teile probeweise zusammen, um zu sehen ob sie passen. Das ist nicht besonders effizient und lässt sich auch nicht weitervermitteln, aber für mich funktioniert es.
Die Frau spricht weiter. Nervös. »Sie müssen sich verwählt haben.«
Es ist eine offiziöse Stimme, präzise und knapp unterhalb eines Privatschulakzents. Ich habe oft genug gehört, auch wenn das zehn Jahre her ist, wie sie ihren Mann dafür tadelte, dass er spät nach Hause kam und nach Shampoo und Duschgel roch.
Die Verbindung ist unterbrochen. Ruth Elliot hat aufgelegt. Im selben Moment klopft es. Eine Krankenschwester lächelt entschuldigend und flüstert der Stationsschwester etwas zu, die wiederum mich ansieht.
»Sie haben nach der Frau gefragt, die Claudia gebracht hat. Sie ist doch nicht weggelaufen. Sie sitzt unten in der Cafeteria. «
Die Türen öffnen sich automatisch. Die Cafeteria ist klein und hell mit weiß marmorierten Tischen, auf denen man die Krümel nicht sieht. Die Tabletts sind neben dem Eingang gestapelt. Aus Warmhalte-Containern steigt Dampf auf.
Ein paar Krankenschwestern holen sich Sandwiches und eine Tasse Tee – die gesunde Wahl auf einer Speisekarte, die zu allen anderen Gerichten Pommes Frites verspricht.
Yvonne hockt in einer Ecke, die Stirn auf die Ellenbogen gelegt. Zunächst denke ich, sie schläft, aber dann hebt sie den Kopf und blinzelt mich unter Tränen an. Sie stöhnt leise und lässt den Kopf wieder sinken. Wo ihr graues Haar dünner wird, kann man ihre hellbraune Kopfhaut sehen.
»Was ist passiert?«
»Ich habe etwas sehr, sehr Dummes getan, Schätzchen«, sagt sie in ihre Ellenbeuge. »Ich habe gedacht, ich könnte sie gesund machen, aber sie ist immer kränker geworden.«
Ein stockender Atemzug erschüttert ihren ganzen Körper. »Ich hätte sie zu einem Arzt bringen sollen, aber Mr. und Mrs. Elliot haben gesagt, dass niemand etwas von Cates Baby erfahren dürfte. Sie haben gesagt, man wollte ihnen Claudia wegnehmen und jemandem geben, dem sie nicht gehört. Ich weiß nicht,
warum irgendjemand so etwas machen sollte. Mr. und Mrs. Elliot haben es auch nicht sehr gut erklärt, jedenfalls nicht so gut, dass ich es verstanden habe.«
Sie lehnt sich zurück und hofft, dass ich es vielleicht begreife. Ihre Augen sind feucht, und an ihren Wangen kleben Krümel.
»Ich wusste, dass Cate nicht schwanger ist«, erklärt sie. »Sie trug kein Baby unter ihrem Herzen. Ich weiß, wann eine Frau ein Kind bekommt. Ich kann es in ihren Augen und an ihrer Haut sehen. Ich kann es riechen. Manchmal weiß ich sogar, wenn eine Frau ein Kind von einem anderen Mann kriegt, weil die Haut um ihre Augen dann dunkler ist, denn sie hat Angst, ihr Mann könnte es herausfinden.
Ich habe versucht, Mrs. Elliot etwas zu sagen, aber sie hat mich verrückt genannt und ausgelacht. Sie muss es der jungen Cate erzählt haben, denn danach ist sie mir aus dem Weg gegangen. Sie ist nicht mehr nach Hause gekommen, wenn ich dort gearbeitet habe.«
Einzelheiten verrutschen und fügen sich. Ereignisse sind nicht mehr Ausgeburt meiner Fantasie oder ungelöste Rätsel. Barnaby wusste , dass ich in Amsterdam war. Und noch bevor ich Samira erwähnt habe, wusste er, dass sie Zwillinge erwartete. Er hat Cates E-Mails gelesen und angefangen, ihren Spuren zu folgen.
Zunächst wollte er wahrscheinlich nur seinen kostbaren Ruf schützen. Später entwickelten er und seine Frau dann einen anderen Plan. Sie wollten zu Ende bringen, was Cate begonnen hatte. Barnaby nahm Kontakt zu Shawcroft auf und signalisierte ihnen: »Cate und Felix sind tot, aber der Deal hat Bestand. «
Warum hat Shawcroft mitgemacht? Er war gezwungen. Barnaby hatte die E-Mails. Er konnte zur Polizei gehen und die illegalen Adoptionen und den Babyhandel auffliegen lassen. Erpressung ist ein hässliches Wort. Genau wie Kindesentführung.
Auf der Beerdigung hat Barnaby mir erklärt, dass er um die
Zwillinge kämpfen würde. »Ich will sie beide «, hat er gesagt. Ich habe bloß nicht begriffen, was er damit meinte. Er hatte schon eins der Kinder – Claudia. Er wollte den Jungen. Und seine Tirade in der Anwaltskanzlei und die Szene in meinem Haus waren nicht bloß Show. Er hatte Angst, dass entweder Samira oder ich seinen Anspruch bestreiten könnten.
Die Elliots nahmen Yvonne ein Schweigegelübde ab und beauftragten sie mit der Sorge für Claudia und
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