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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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meterhohen Gischtfontänen riesige, vom Sturm aufgepeitschte Wellen brachen.
    »Cornwall«, sagte Tweed trocken.
    Nachdem sie auf schmalen, gewundenen Straßen etliche Meilen an der Küste entlanggefahren waren, bog Main auf eine kleine Landzunge ab und hielt nach mehreren Hundert Metern den Rolls-Royce an. Er stieg aus, riss die Arme weit auseinander und rief dem Heulen des Sturms entgegen:
    »Wunderbar!«
    Auch Paula und Tweed stiegen aus und hatten Mühe, sich gegen den Wind gerade zu halten. »Was ist denn das?«, fragte Paula und deutete auf eine weite, freie Grasfläche, an deren Rand ein großer Schuppen stand. An einem Holzmast knatterte ein rot-weißer Windsack im Sturm.
    »Das ist so ein verdammter Privatflugplatz«, gab Main zurück. »Zum Glück wird er nur noch selten benutzt. Mir wäre es am liebsten, er würde sofort geschlossen, aber der blöde Gemeinderat stellt sich bisher quer.« Er ging ein paar Schritte auf einen schmalen, leicht abschüssigen Pfad zu. »Kommen Sie mit, aber passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
    Sie umrundeten die Spitze der Landzunge und kamen zu ein paar weiß gestrichenen Häusern, die in drei Ebenen übereinander an der Felswand klebten. Unter ihnen rollten die schweren Brecher herein und krachten mit lautem Donnern gegen die Küste.
    »Das ist Seacove«, verkündete Main nicht ohne Stolz in der Stimme.
    »Ist das alles?«, fragte Tweed geradeheraus.
    »Der erste Eindruck täuscht. Im Inneren sind die Häuser viel größer, als Sie glauben. Meines ist das oberste, und ich habe es ohne jede Rücksicht auf die Kosten nach meinen ganz persönlichen Plänen umbauen lassen.«
    Tweed sah, dass zwischen Mains Haus und dem nächsten eine breite Betonrampe hinunter ins Meer führte.
    »Was ist denn das?«, fragte Tweed.
    »Lassen Sie sich überraschen«, erwiderte Main mit einem seltsamen Lächeln.
    Als er sie zu der massiv wirkenden Haustür führte, glaubte Paula eine Sekunde lang, den Motor eines Flugzeugs zu hören, aber dann brach sich unter ihr mit einem lauten Krachen die nächste Welle, und sie hörte nichts mehr. Main öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Paula kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Haus war noch luxuriöser eingerichtet als Hengistbury Manor. An den in dezentem Blau gehaltenen Wänden hingen Originalgemälde in vergoldeten Rahmen, und sämtliche Möbel – vom Esstisch über die Sessel und Sofas bis hin zu einem wunderschönen Sekretär – waren ausgesuchte Antiquitäten, denen man es auf den ersten Blick ansah, dass sie ein kleines Vermögen gekostet hatten. An einer Wand des Wohnzimmers hingen zwei Gemälde, die ernst drein-blickende Männer in altmodischer Kleidung zeigten.
    »Wer ist das?«, fragte Tweed.
    »Raten Sie mal.«
    »Ihr Großvater und sein Geschäftspartner, Ezra Main und Pitt Chance?«
    »Richtig!«
    Auf einmal klatschte ein grüner Wasserschwall so heftig gegen eines der Fenster, dass Paula erschrocken zusammenzuckte.
    »Können denn da nicht die Scheiben kaputtgehen?«, fragte sie.
    »Das ist unmöglich«, beruhigte sie Main. »Die sind aus Panzerglas.«
    »Sie haben das Haus wirklich sehr geschmackvoll eingerichtet«, bemerkte Paula.
    »Das war nicht ich«, erwiderte er grinsend. »Das war Lavinia.«
    Er trat ans Fenster und blickte hinaus aufs Meer, das knapp unterhalb der Häuser tobte und schäumte. Seacove befand sich in einer kleinen Bucht, deren schmaler Eingang von zwei hoch aus dem Wasser ragenden Felsspitzen markiert wurde. Main deutete nach links, wo sich inmitten der Bucht eine einsame spitze Felsnadel erhob. Sie sah aus wie ein Wachturm, von dem aus man die gesamte Bucht überschauen konnte.
    »Das ist der Pindle Rock«, erklärte Main. »Er hatte früher einmal eine noch viel spektakulärere Spitze, aber die hat eines Nachts ein schlimmer Sturm einfach weggerissen. Es empfiehlt sich also nicht, dem Felsen bei Sturm zu nahe zu kommen.« Main grinste und sah seine Besucher an. »Außerdem gibt es hier noch eine andere Gefahr. In der Bucht herrscht eine starke Strömung, die ein- und ausfahrenden Schiffen ziemlich zu schaffen macht.«
    »Wie heißt die Bucht eigentlich?«, wollte Tweed wissen.
    »Man nennt sie Oyster Bay, weil sie in etwa die Form einer Auster hat«, erklärte Main. »In diesen Häusern lebten früher Fischer, aber seit man hier so gut wie nichts mehr fängt, sind sie weggezogen. Eine Zeit lang kamen dann ziemlich viele Windsurfer hierher, aber seit drei von ihnen an einem einzigen Tag ertrunken sind,

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