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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nicht in dem alten Mercedes? Hat er etwa seinen Geist aufgegeben?«
    »Der Mercedes gehört Newman, und der braucht ihn heute«, erwiderte Paula mit einem gewinnenden Lächeln. »Und was Ihr freundliches Angebot betrifft, müssen wir leider ablehnen, da wir bei der Rückfahrt lieber unabhängig sein wollen.«
    »Dann bleiben Sie wenigstens dicht hinter mir, damit ich Sie nicht verliere.«
    »Das haben Sie gut gemacht«, sagte Tweed zu Paula, als Main wieder in seinen Wagen gestiegen war.
    Der Rolls setzte sich in Bewegung und fuhr auf das Parktor zu, das sich wie von Geisterhand vor ihm öffnete. Tweed drehte sich um und sah, dass Lavinia in der Eingangstür stand und ihnen zum Abschied hinterherwinkte.
    Vermutlich hatte sie das Tor geöffnet. Tweed winkte zurück.
    Auf der schmalen Straße durch den Wald ließ Paula immer mindestens zwei Wagenlängen Abstand zu dem mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern dahinrasenden Rolls-Royce.
    »Es ist immer besser, einen angemessenen Sicherheitsabstand zu halten«, erklärte sie Tweed. »Wenn ich dem Rolls am Auspuff klebe und Main eine Vollbremsung macht, habe ich keine Chance.«
    »Das ist sehr vernünftig«, sagte Tweed.
    Auch als Main den Ortsrand von Gladworth erreichte, ging er nicht vom Gas, sondern raste wild hupend die Hauptstraße entlang, sodass mehrere Passanten sich nur durch einen beherzten Sprung davor retten konnten, überfahren zu werden.
    »Lavinia hat mir erzählt, dass die Spezialisten von der Spurensicherung die Stacheldrahtschlingen aus Crystals Schrank untersucht haben. Wird Crystal jetzt verhaftet?«
    »Eher nicht. Nirgends auf den Schlingen wurden ihre Fingerabdrücke gefunden. Wir können ihr nichts beweisen.«
    »Sieht so aus, als kämen wir in dem Fall nicht vom Fleck. Haben wir denn schon irgendwelche Verdächtigen?«
    »Nein, haben wir nicht. Noch nicht. Aber jetzt würde ich gern ein kleines Nickerchen machen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich werde Sie bestimmt nicht stören«, versprach Paula.
    Tweed lehnte sich zurück, faltete die Hände und schloss die Augen, aber Paula wusste, dass er nicht richtig schlief: Er nutzte die Gelegenheit, all die Informationen, die er bisher gewonnen hatte, noch einmal durchzugehen und die Gespräche, die er in Hengistbury Manor geführt hatte, im Geiste noch einmal Revue passieren zu lassen. Dabei suchte er nach dem einen kleinen Detail, das nicht stimmte, dem Punkt, an dem er den Hebel ansetzen konnte.
    Sie kamen gut voran, und obwohl Main vorn im Rolls-Royce kräftig Gas gab, hatte Paula keine Probleme, ihm zu folgen. Sie genoss die flotte Fahrt und wie sich die Landschaft von einer Grafschaft zur anderen veränderte: Sanftes Hügelland, weite Ebenen, kleine Wäldchen. Und über allem schien strahlend die Sonne.
    Erst als sie einige Zeit unterwegs waren, veränderte sich das Wetter dramatisch. Die Sonne verschwand hinter dunklen Gewitterwolken, und ein scharfer Wind kam auf. Tweed öffnete die Augen und blickte aus dem Fenster. Auf einer langen Geraden setzte Main den Blinker und fuhr links ran.
    Er stieg aus und kam auf den Audi zu, den Paula hinter dem Rolls ebenfalls angehalten hatte.
    »Ist das nicht wunderbar?«, fragte er, während der Wind ihm Haare und Kleidung zerzauste.
    »Was denn?«
    »Na, dieser Sturm! Da kann ich Ihnen gleich zeigen, wie gut die
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mit schlechtem Wetter zurechtkommt.«
    »Na, wenigstens freut sich einer über dieses Wetter«, gab Paula zurück.
    »Sie werden sich auch noch freuen«, meinte Main. »Wenn wir erst mal draußen auf See sind, werden Sie großen Spaß haben.«
    »Das werden wir mit Sicherheit nicht«, sagte Tweed mit entschiedener Stimme. »Ich bin nicht gern auf Schiffen und bei einem Sturm schon erst recht nicht.
    Und wenn ich nicht mitkomme, bleibt Paula ebenfalls an Land.«
    »Schwächlinge!«
    Main stampfte nach vorn zu dem Rolls und fuhr sofort los. Paula folgte ihm, nachdem sie Tweed einen wissenden Blick zugeworfen hatte. Bald wurden die Straßen so schmal, dass keine zwei Autos nebeneinander fahren konnten, und links und rechts ragten hohe Hecken auf, die einem jede Übersicht nahmen. Typisch Devon, dachte Paula. Ein Albtraum für Autofahrer.
    Nach einer Weile veränderte sich die Landschaft wieder. Nun sah man auf viele Meilen felsige Hügelketten, die sich eine hinter der anderen nach Westen erstreckten. Es gab kaum Vegetation in dieser kahlen, abweisend wirkenden Landschaft, an deren zerklüfteter Felsküste sich mit lautem Krachen und

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