Todeskette
Abwechslung?«
»Ist es doch auch, wenn auch auf ziemlich makabre Art und Weise…«
Tweed und Paula zeigten einem Constable ihre Dienstmarken, woraufhin dieser sie unter dem Absperrband hindurch auf das Grundstück schlüpfen ließ. Über den Rasen ging Tweed auf die Garage am Ende der Auffahrt zu, in die sie bei ihrem ersten Besuch hineingefahren waren. Als sie kurz vor der Garage waren, erschien in der Haustür die massige Gestalt von Chief Inspector Hammer und kam mit schweren Schritten auf sie zu.
»Ich habe hier das Sagen«, raunzte er. »Durch die Garage kommt man nicht ins Haus.« Paula bemerkte, dass der Anzug des Chief Inspector ganz verknittert war.
»Sie haben hier gar nichts zu sagen«, antwortete Tweed freundlich. »Und ich weiß genau, dass man durch die Garage ins Haus kommt.«
»Dieser Fall hat nichts mit der Ermordung von Bella Main zu tun«, tönte Hammer. »Und deshalb fällt er auch in meinen Zuständigkeitsbereich.«
»Halten Sie den Mund!«, herrschte Tweed den Chief Inspector an. »Sie dürfen auf keinen Fall Bella Mains Namen fallen lassen, haben Sie verstanden?«, fügte er in leisem, aber unmissverständlichem Ton hinzu. »Und ob die beiden Morde etwas miteinander zu tun haben, bestimme ich. Nachdem ich mich hier umgesehen habe.«
»Na schön, dann sehen Sie sich eben um«, brummte Hammer kleinlaut.
»Ist das hier Mrs. Carlyles Wagen?«, fragte Tweed und deutete auf den gelben BMW, der in der Garage stand.
»Ja.«
Tweed war schon fast in der Garage, als Hammer sich Paula in den Weg stellte. Sie streckte einen Arm aus und schob ihn mit einem freundlichen Lächeln beiseite.
»Die Tote liegt im Wohnzimmer«, rief Hammer Tweed hinterher.
Tweed ging nach oben und blieb in der Tür des Wohnzimmers stehen. Der Anblick war mindestens ebenso schlimm wie der in Bella Mains Arbeitszimmer, vielleicht sogar schlimmer. Mandy Carlyle saß mit weit gespreizten Beinen in einem Lehnstuhl, vor dem ihr rosa Schlüpfer auf dem Boden lag.
Um ihren Hals befand sich eine Schlinge aus Stacheldraht. Oder besser gesagt:
Um das, was von ihrem Hals noch übrig war, denn unterhalb ihres Kinns klaffte eine riesige blutrote Wunde. Mandys weiße Bluse war an der Brust mit glänzendem Blut getränkt, ihr Kopf hing über die Lehne des Sessels nach hinten, und ihr Haar war völlig durcheinander. Hinter der Toten stand Professor Saafeld, der aufblickte, als er Tweed eintreten hörte.
»Sie wurde vergewaltigt«, verkündete Hammer, der hinter Tweed die Treppe heraufgekommen war. »Der Mörder hat bestimmt seinen Spaß mit ihr gehabt«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu.
»Müssen Sie denn immer nur schmutzige Gedanken haben?«, ließ Paula sich von hinten vernehmen. »Schämen Sie sich, Chief Inspector Hammer!«
»Sie…«, hob der Chief Inspector wutschnaubend an. »Sie…« Als er nicht die richtigen Worte fand, drehte er sich um und stampfte ab in Richtung Treppe.
»Ich glaube nicht, dass sie vergewaltigt wurde«, sagte Saafeld, nachdem er Tweed und Paula mit einem Kopfnicken begrüßt hatte. »Dieses ganze Szenario hat etwas merkwürdig Gestelltes an sich. Die Drahtschlinge, die ihr der Mörder vermutlich von hinten über den Kopf gezogen hat, ist ganz ähnlich wie die, mit der Bella Main umgebracht wurde. Ich vermute, dass Mrs Carlyle zum Zeitpunkt ihres Todes ziemlich angetrunken war, aber Genaueres kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich sie in meinem Institut obduziert habe.
Wenn meine Leute kommen, um sie abzuholen, sollen sie sie in diesem Stuhl sitzend nach Holland Park bringen. Das wird ihnen zwar einige Mühe machen, aber es muss unbedingt sein.«
»Ich weiß, dass Sie so etwas vor der Obduktion nur ungern tun, aber könnten Sie mir vielleicht doch in groben Zügen erklären, wie der Mord Ihrer Meinung nach begangen wurde?«, bat Tweed.
Saafeld schürzte die fleischigen Lippen. Von früheren Begegnungen mit Englands bestem Pathologen wusste Paula, dass er praktisch nie eine gefühlsmäßige Reaktion zeigte, selbst wenn er unglaublich grausige Morde zu untersuchen hatte. An der Tür zum Wohnzimmer erschienen mehrere Männer in weißen Overalls, die Fotoapparate und anderes technisches Gerät bei sich hatten. Die Spurensicherung wartete darauf, ihre Arbeit tun zu können.
»Bitte machen Sie mir besonders viele Fotos von der Leiche«, bat Saafeld die Beamten. »Ich brauche sie von allen Seiten, auch von oben. Und dann möchte ich noch Großaufnahmen von der Wunde, auch die aus mehreren
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