Todeskette
Blickwinkeln.« Er streifte seine Latexhandschuhe ab. »Jetzt fahre ich zurück nach London«, sagte er zu Tweed.
»Wo steht denn Ihr Rolls?«, fragte Tweed. »Ich habe ihn draußen auf der Straße gar nicht gesehen.«
»Ich habe ihn ein Stück weit entfernt abgestellt und lasse ihn von einem Constable bewachen.«
»Das war sehr klug«, bemerkte Paula. »Rowdys, die einem den Lack verkratzen, gibt es nicht nur in der Großstadt.«
»Richtig, Paula.« Saafeld lächelte sie an. »Es wird mir immer unbegreiflich bleiben, weshalb Sie für Tweed arbeiten und nicht für mich.« Mit diesen Worten küsste er sie auf die Wange und bedeutete den beiden, mit ihm nach draußen zu kommen. Im Garten suchten noch immer uniformierte Polizisten mit Taschenlampen nach Spuren.
»Sie haben mich nach meiner Meinung zu der Tat gefragt, Tweed«, sagte Saafeld leise. »Bisher kann ich Ihnen nur so viel sagen, dass der Mord vermutlich abends zwischen acht und halb zehn verübt wurde.
Alles Weitere kann nur die Obduktion klären. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss dringend zurück nach London.«
Mit seiner Tasche in der Hand verschwand er um die Ecke des Hauses und ging zu seinem Wagen. Kaum war er fort, trat Chief Inspector Hammer aus der Haustür.
»Eines muss ich Sie noch fragen«, sagte Tweed in liebenswürdigem Ton. »Wer hat den Mord bei der Polizei gemeldet?«
»Das war eine Mrs. Denise Sealle. Sie wohnt im Haus gegenüber, auf der rechten Seite der Straße. Die Frau hat aus dem Fenster geschaut und im Haus von Mrs. Carlyle die Leiche gesehen. Der Mörder hat das Licht brennen lassen und vergessen, die Vorhänge zuzuziehen.« Alle seine Ausführungen richtete er direkt an Tweed und würdigte Paula dabei keines einzigen Blicks.
Als Hammer wieder zurück ins Haus gegangen war, überquerten Tweed und Paula die Straße und klopften so lange an der Tür von Haus Nummer drei, bis sie aufgerissen wurde und die Frau, die sie nach Mrs. Carlyles Haus gefragt hatten, sie böse anfunkelte.
Sie trug nun ein langes schwarzes Samtkleid mit einem goldfarbenen Gürtel, der an ihren breiten Hüften ein wenig lächerlich wirkte.
»Sie schon wieder!«, fauchte sie. »Verschwinden Sie auf der Stelle, oder ich rufe die Polizei.«
»Wir sind die Polizei, Mrs. Sealle«, sagte Tweed und zeigte ihr seine Dienstmarke. »Können wir hereinkommen und Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Das hätten Sie mir auch früher sagen können«, brummte die Frau. »Nun kommen Sie schon rein, aber anbieten kann ich Ihnen nichts.«
Sie führte Tweed und Paula in ein durchschnittlich eingerichtetes Wohnzimmer mit dunklen Stühlen und zwei großen Sofas mit Blumenmuster.
In einem offenen Kamin prasselte ein Holzfeuer. Mrs. Sealle zündete sich eine Zigarette an und wartete.
»Wie haben Sie entdeckt, dass Mrs. Carlyle ermordet wurde?«, fragte Tweed.
»Ich habe drüben bei ihr Licht gesehen. Die Vorhänge waren nicht ganz zugezogen, und durch den Spalt sah ich sie im Stuhl sitzen. Alles war voller Blut.«
»Können Sie mir das Fenster zeigen, von dem aus Sie Mrs. Carlyle gesehen haben wollen?«, fragte Tweed. »Ihr Haus ist doch ein ziemliches Stück weit von dem ihren entfernt.«
Mrs. Sealle deutete auf ein Fenster hinter dem Sofa. Tweed ging hinüber und blickte nach draußen. »Also ich kann nichts erkennen«, sagte er. »Nur ganz undeutlich ein erleuchtetes Fenster.«
»Dann nehmen Sie das hier«, sagte Mrs. Sealle und reichte ihm ein starkes Fernglas. Paula musste ein Grinsen unterdrücken und fragte sich, was die Frau wohl alles von ihren Nachbarn wusste. Tweed hob den Feldstecher an die Augen und stellte scharf, bis er ganz deutlich Mandy Carlyle mit ihrem zerfleischten Hals und ihrer blutdurchtränkten Bluse im Lehnstuhl sitzen sah.
»Vielen Dank«, sagte er, gab das Fernglas zurück und setzte sich mit Paula auf eines der Sofas. »Haben Sie zwischen sieben und zehn Uhr abends vielleicht irgendwelche Fremden in der Nähe von Mrs. Carlyles Haus gesehen?«, fragte er.
»Ja, das habe ich. Der erste kam so gegen sieben mit einem Motorrad. Ich habe den Motor gehört und aus dem Fenster gesehen. Der Mann hat das Motorrad dann wohl irgendwo abgestellt, denn er ist zu Fuß in Richtung Baron’s Walk gegangen. Als er in der Nähe des Hauses war, ist er auf einmal verschwunden.«
»Können Sie ihn mir beschreiben?«
»Er hatte eine von diesen Schiebermützen auf dem Kopf und trug eine Lederjacke und Jeans.«
»Konnten Sie sein Gesicht
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