Todeskette
und langsam nach unten sackte.
Ein paar Sekunden lang blieb er benommen sitzen, dann rappelte er sich auf und tupfte sich mit seinem Taschentuch das Blut aus den Mundwinkeln.
»Wir alle haben hin und wieder einen Aussetzer«, sagte er freundlich lächelnd zu Tweed und Paula. »Ich gehe jetzt nach draußen und fahre den Rolls in die Garage, bevor ich mich aufs Ohr lege. Ich wünsche Ihnen beiden eine gute Nacht.«
»Haben Sie gesehen, wie der sich verwandelt hat?«, flüsterte Paula, als Main die Bibliothek verlassen hatte. »Wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde…«
»Vielen Dank für die Hilfe«, sagte Crystal. Sie trat auf Tweed zu und küsste ihn. »Sie sind mein Retter.« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Und es stimmt wirklich, dass Marshal erst vor zehn Minuten zurückgekommen ist.
Und jetzt gehe ich ins Bett – ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.«
Als sie gegangen war und leise die Tür hinter sich zugemacht hatte, ließ Paula sich in einen Sessel sinken. »Fragt sich nur, wer von den beiden lügt«, sagte sie zu Tweed, der ebenfalls Platz genommen hatte.
»Crystal sagt die Wahrheit«, erwiderte Tweed. »Ich habe vorhin meine Hand auf die Kühlerhaube von Mains Rolls gelegt. Sie war noch immer ziemlich warm. Der Motor muss also bis vor Kurzem gelaufen sein.«
»Er hat Stunden gebraucht, um von Seacove hierherzukommen«, sinnierte Paula. »Da hätte er locker noch einen Abstecher woandershin machen können.
Zum Beispiel nach Dodd’s End.«
Tweed wollte gerade vorschlagen, dass sie auch zu Bett gehen sollten, als Paulas Handy klingelte, das er immer noch in seiner Jacketttasche stecken hatte. Er ging ran und hörte zu, ohne viel zu sagen. Unterdessen kam Newman in die Bibliothek und begrüßte Paula mit einer Umarmung, bevor er sich auf einem Sofa in ihrer Nähe niederließ.
Als Tweed das Gespräch beendete, machte er ein grimmiges Gesicht. »Das war Roy Buchanan«, sagte er. »Die Profiler von Scotland Yard haben ein ziemlich genaues Persönlichkeitsprofil von Calouste Doubenkian erstellt.«
»Und wie sieht es aus?«, fragte Paula.
»Solange alles nach seinem Plan läuft, bleibt er praktisch unsichtbar im Hintergrund, aber wenn es Schwierigkeiten gibt, geht er in die Offensive.«
»Und wie sieht das aus?«, wollte Newman wissen.
»Dann begibt er sich ganz in die Nähe des Ziels, das er anpeilt. Um persönlich alles zu überwachen, was seine Leute tun.«
»Bedeutet das, dass er jetzt in der Nähe von Hengistbury Manor ist?«, fragte Paula und strich sich eine schwarze Locke aus der Stirn.
»Das war er zumindest, als wir ihn fast im Heather Cottage geschnappt hätten«, sagte Tweed. »Ich dachte zwar, er würde danach die Flucht ergreifen, aber nach dem, was mir Roy Buchanan gerade gesagt hat, halte ich das nicht mehr für wahrscheinlich.«
»Und was hat er vor?«, fragte Newman.
»Er trachtet mir nach dem Leben«, stellte Tweed trocken fest. »Denken Sie nur an den Schuss, der auf mich abgegeben wurde, als ich im Park war. Ich schätze, das war nicht der letzte Anschlag auf mich.«
»Großer Gott!«, rief Paula aus.
»Ich könnte mir vorstellen, wo er ist«, verkündete Newman.
»Tatsächlich?« Tweeds Stimme klang neugierig. »Und wo?«
In diesem Augenblick kam Marler ins Zimmer, seinen Fliegerhelm in der linken Hand.
»Wo waren Sie denn den ganzen Tag über?«, fragte Paula, während sie ihm eine Kusshand zuwarf.
»Der ist mit seinem Leichtflugzeug über East Anglia und den Fens herumgeflogen«, antwortete Newman an Marlers statt.
»Das Wetter dort war besser als in Cornwall«, ergänzte Marler und unterdrückte ein Gähnen. »Ich denke, ich gehe jetzt in die Falle.«
»Und wo ist Butler?«, fragte Paula, als er gegangen war.
»Harry ist den lieben langen Tag über durch den Wald gestreift und hat sich umgesehen. Er ist davon überzeugt, dass der nächste Anschlag aus dem Wald heraus geschehen wird.«
»Würden Sie uns jetzt bitte freundlicherweise erzählen, was Sie vorhin gerade sagen wollten?«, verlangte Tweed leicht gereizt.
»Ich bin heute in Butlers Wagen nach Gladworth gefahren, um mir Zigaretten zu kaufen. Dabei ist mir aufgefallen, dass direkt am Ende von Bella Mains Grundstück ein unbefestigter Weg in den Wald führt. An seinem Ende liegt eine kleine, alte Jagdhütte, die sich Shooter’s Lodge nennt.«
»Ich erinnere mich, dass ich im Vorbeifahren einen Blick darauf geworfen habe. Sie wirkte ziemlich verfallen.«
»Jetzt, wo Tweed uns erzählt hat, dass
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