Todeskette
Jacques, der ihn verständnislos ansah, einen großen Plastikbeutel, den er vom Tisch nahm.
Jacques nahm den Beutel und überlegte verzweifelt, was sein Boss wohl von ihm erwartete. Er wollte auf keinen Fall etwas Falsches sagen.
»Wenn ich ein Kaninchen geschossen habe, stecke ich es in den Beutel und drücke es so lange, bis kein Blut mehr in seinem Körper ist. Dann ziehe ich es raus und verbuddle es irgendwo, wo niemand es findet.«
»Sehr gut. Und dann nimmst du den Beutel mit dem Blut und legst eine Spur von der Pforte bis zu der Kalkgrube. Tweed wird glauben, dass die Handgranate dich verletzt hat und dass du geflohen bist. Bestimmt versucht er, dich zu finden. Und dann wartet an der Kalkgrube unser lieber Henri und macht ihn ein für alle Mal fertig.«
»Können Sie mir sagen, wo Warner Chance ist?«, fragte Tweed Snape, der in der Eingangshalle stand.
»In seiner Wohnung, Sir. Mr. Chance arbeitet und möchte nicht gestört werden.«
»Da kann ich ihm nicht helfen. Solange ich diesen Fall nicht gelöst habe, wird sich jeder hier im Haus eine Störung gefallen lassen müssen.« Tweed hielt inne, denn Snape war sichtbar blass geworden. »Man hat mir übrigens erzählt, dass Sie der Einzige im Haushalt sind, der eine Tageszeitung bezieht.«
»Das ist richtig, Sir.«
»Und dass Sie die Zeitungen in Ihrer Hütte aufbewahren. Wären Sie bitte so freundlich, mir die Exemplare der letzten Woche in die untere Bibliothek zu bringen?«
»Gern, Sir. Sobald ich Zeit habe.«
»Wie wäre es mit jetzt gleich?«
»Ich finde es schon ein wenig seltsam, dass Bella ihrer Familie das Zeitunglesen verboten hat«, bemerkte Paula, als Snape gegangen war und sie mit Tweed die Treppe nach oben stieg.
»Vermutlich hat ihr nicht gefallen, was in den Zeitungen steht. Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass im ganzen Haus auch kein einziger Radio- oder Fernsehapparat zu finden ist? Ich vermute, dass Bella Main sich ihre Informationen über die Welt draußen durch Telefongespräche mit Kontaktpersonen verschafft hat.«
»Glauben Sie?«
»Hier sind wir auch schon«, sagte Tweed und blieb Paula die Antwort auf ihre Frage schuldig. »Das ist die Wohnung von Warner Chance.«
Er klopfte an die Tür, woraufhin sich von innen eine unfreundliche Stimme vernehmen ließ. »Herein, wenn es denn sein muss!«
Tweed öffnete die Tür, die nicht abgeschlossen war, und ging auf Warner Chance zu, der an einem großen Schreibtisch saß. Vor ihm lag ein dicker Stapel Papiere.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Chance mit versteinertem Gesicht. »Ich habe furchtbar viel zu tun.«
»Wir klären hier zwei Morde auf, haben Sie das schon vergessen? Das ist wichtiger als jede Arbeit.«
»Ich gebe Ihnen fünf Minuten«, sagte Chance und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er trug eine braune Lederjacke, die nicht zugeknöpft war, und Cordhosen, die unten in kniehohen Stiefeln steckten.
»Wir werden uns so lange unterhalten, bis ich alle Informationen habe, die ich brauche«, entgegnete Tweed.
»Aber Sie haben mich doch schon einmal befragt«, protestierte Chance.
»Warum jetzt schon wieder?«
»Weil sich inzwischen neue Fragen ergeben haben.«
»Was für Fragen? Und muss diese Miss Grey unbedingt anwesend sein?«
»Ja, das muss sie. Und was die Fragen anbelangt: Kannten Sie eine Frau namens Mandy Carlyle?«
»Nie gehört. Aber warum verwenden Sie die Vergangenheitsform? «
»Weil Mrs. Carlyle ermordet wurde«, erwiderte Tweed. »Und zwar auf dieselbe Weise wie Ihre Mutter. Mit einer dieser Stacheldrahtschlingen, wie wir sie in Crystals Kleiderschrank gefunden haben.«
»Die hat ihr jemand untergeschoben.«
»Aber es könnte auch sein, dass Crystal das selbst getan hat, um den Verdacht von sich abzulenken«, mischte Paula sich ein. »Als eine Art doppelte Täuschung, sozusagen …«
Auf einmal ging eine Tür hinter dem Schreibtisch auf, und Crystal kam in das Zimmer gestürzt. Ihr rotes Haar war sorgfältig frisiert, und sie trug einen eng anliegenden roten Pullover sowie einen Rock in derselben Farbe. Ihr Gesicht war bleich.
»Glauben Sie etwa, dass diese schrecklichen Dinger mir gehören?«, schrie sie Paula an.
»Haben Sie denn an der Tür gelauscht?«, fragte Tweed mit sanfter Stimme.
»Und ob ich das habe. Was glaubt diese Person eigentlich, wer sie ist? Mal sehen, ob sie sich traut, mir diese Unverschämtheit ins Gesicht zu sagen.«
»Natürlich traue ich mich das«, erwiderte Paula ruhig. »In einem Mordfall muss man alle
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