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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einer an. Unser perfekter Butler.«
    »Ihrem Ton entnehme ich, dass Sie ihm nicht über den Weg trauen.«
    »Wir haben alle unsere kleinen Schwächen.« Lavinias Stimme klang immer rauer, und ihr Blick ließ ihn nicht mehr los. »Snapes Schwäche ist die, dass er immer dort ist, wo es etwas zu belauschen gibt.«
    »Und was macht er in seiner Freizeit?«
    »Die verbringt er fast ausschließlich in seiner Hütte draußen im Wald.«
    »Hat er denn keine Freunde?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie sieht es denn mit den Mitgliedern der beiden Familien aus? Haben die Freunde?«
    »Ich glaube nicht.« Sie strich sich eine Strähne ihres tiefschwarzen Haares aus der Stirn. »Seltsam, nicht wahr?« Ihre Stimme klang verführerisch.
    Verdammt noch mal, sagte sich Tweed. Sie spielt mit mir. So ein Verhör hatte er noch nie geführt. Bei jedem anderen Befragten hätte er längst einen Durchbruch erreicht, aber bei ihr wollte ihm das einfach nicht gelingen. Vielleicht lag das an Lavinias erstaunlicher Selbstkontrolle. Jetzt kam sie ihm wieder näher, als spürte sie, was er gerade dachte.
    »Können Sie mir irgendetwas über Warners verstorbene Frau berichten?«, fragte er. »Soviel ich weiß, ist sie bei einem Autounfall auf dem Hook’s Corner ums Leben gekommen. Jemand hat mir erzählt, dass man die Bremsen ihres Wagens manipuliert hat, was letzten Endes für den Unfall verantwortlich war.
    Warner scheint über den Verlust ziemlich schnell hinweggekommen zu sein.«
    »Wer hat Ihnen denn das alles erzählt?«, fragte Lavinia mit einem Lächeln.
    »Ich stelle hier die Fragen.«
    »Tatsächlich? Ich dachte, wir würden uns nett unterhalten.«
    Tweed war sprachlos. Er zwang sich, ihrem Blick standzuhalten, und wartete auf ein Zucken oder ein Blinzeln in ihren Augen. Irgendetwas. Aber es kam nichts. Fast schien es so, als ob Lavinia ihn verhörte. Er setzte sich gerade hin und sagte mit fester Stimme:
    »Und was ist mit Ihrem Vater? Ihnen ist doch sicher bekannt, dass er sich an jede attraktive Frau heranmacht, die in seine Nähe kommt, nur um sie für die nächste fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel.«
    »Sie haben ihn durchschaut«, erwiderte Lavinia und lachte. »Natürlich ist mir seine Vorliebe für das andere Geschlecht bekannt. Aber was will man machen? Männer sind nun mal so. Allerdings nicht alle. Beileibe nicht alle.« Sie zwinkerte dabei Tweed vertraulich zu.
    »Wenigstens sind Sie keine Zynikerin.«
    »Ich wollte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten.«
    Tweed schwirrte der Kopf. Er wusste einfach nicht, wie er diese Frau knacken konnte.
    »Es hat einen zweiten Mord gegeben«, sagte er. »Eine Mrs. Carlyle in Dodd’s End. Und es gibt eine definitive Verbindung zum Mord an Ihrer Großmutter – der Mörder hat beide Male eine Schlinge aus Stacheldraht benutzt.«
    »Ich weiß.«
    Jetzt hatte er sie. Tweed merkte, dass er die Hände unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte, und entspannte sie wieder.
    »Und woher wissen Sie das?«, fragte er mit einem verbindlichen Lächeln.
    »Aus der Zeitung. Fragen Sie Paula, es stand heute drin.«
    Tweed seufzte innerlich. Er hatte seinen Trumpf ausgespielt, und sie hatte ihn gestochen.
    Rasch ging er in Gedanken alle anderen Bewohner des Hauses durch.
    Während er das tat, faltete Lavinia die Hände hinter dem Kopf und streckte ihren Oberkörper. Wahrscheinlich hat sie Rückenschmerzen, dachte Tweed.
    »Manchmal habe ich den Eindruck, dass es eine starke Rivalität zwischen Crystal und Leo gibt«, sagte Tweed. »Wie kommen die beiden eigentlich miteinander aus?«
    »Wie Geschwister nun mal sind«, erwiderte Lavinia. »Crystal glaubt, dass Leo mehr Aufmerksamkeit von ihrem Vater bekommt als sie. Das gefällt ihr nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil…« Lavinia verzog den Mund zu einem seltsamen Lächeln. »…weil sie es gewohnt ist, dass sie die Aufmerksamkeit von Männern bekommt.«
    »Manchmal kommt sie mir richtiggehend wild vor.«
    »Das ist bloß ihre Vitalität.«
    »Erzählen Sie mir von Mrs. Grandy«, sagte Tweed unvermittelt. »Ich muss zugeben, dass ich sie bisher nicht gebührend beachtet habe. Bestimmt hat Ihre Großmutter sie überprüfen lassen, bevor sie sie als Haushälterin eingestellt hat. Wo kommt sie eigentlich her?«
    »Das weiß niemand so genau. Vor fünf Jahren ist sie urplötzlich in Gladworth aufgetaucht und hat sich rasch einen Namen als hervorragende Köchin gemacht. Außerdem ist sie extrem pünktlich und sehr gewissenhaft, was ihre Aufgaben als

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