Todeskind: Thriller (German Edition)
entdeckte hinter dem Pferd ein Paar menschliche Knie. Ein Mann hockte dort und untersuchte das Hinterbein des Tieres.
Maggie beugte sich über die Tür. »Wie geht’s unserem Mädchen?«, fragte sie mit sanfter Stimme.
Der Mann erhob sich. »Sie braucht neue Eisen. Ich kümmere mich darum, wenn sie bei mir drüben ist.«
Daphne wandte sich um. Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. »Joseph.« Das Lächeln schwand. »Du hast die Aufschrift draußen gesehen. Ist das Menschenblut?«
»Wissen wir noch nicht. Brodie ist unterwegs.« Er wandte sich an den Mann, der ihn wachsam musterte. »Ich bin Special Agent Carter, FBI.«
»Scott Cooper.«
»Scott meint, er kann die Pferde ein paar Tage zu sich nehmen«, sagte Daphne. »Er hat im Augenblick ein paar leerstehende Boxen. Ich will kein Risiko eingehen.« Sie warf Maggie einen vorsichtigen Blick zu. »Weder mit den Pferden noch mit dir. Du bleibst bei uns, bis das hier alles vorbei ist.«
Maggie machte eine betretene Miene. »Das ist aber verdammt viel Arbeit für Scott.«
»Mein Sohn kann mir helfen. Er hat sicher nichts dagegen, sich ein bisschen zusätzliches Taschengeld zu verdienen. Ich könnte nicht ruhig schlafen, Maggie, wenn ich wüsste, dass du allein auf der Farm bist. Nicht, solange hier ein irrer Spinner frei herumläuft.«
»Es wäre wirklich sicherer«, stimmte Joseph zu.
Maggie seufzte. »Wir versuchen es ein paar Tage. Scott, deine neueste Errettung scheint mir eine leichte Kolik zu haben. Kannst du mal eben mitkommen?« Sie ging mit ihm davon und warf Joseph im Vorbeigehen einen bedeutungsvollen Blick zu.
Die Gute, dachte Joseph. »Kann ich reinkommen?«, fragte er.
»Ja, komm.« Unsicher trat er durch das Heu auf sie zu. Daphne lächelte ihm entgegen. »Nicht so dein Ding, was?«
»Nur ungewohnt. Sind das alles deine Pferde? Oder nur das?«
»Theoretisch sind das alle meine. Die vier hier drüben gehören mir, Mama, Maggie und Ford. Fords Pferd ist ein Jagdpferd – eine ganz, ganz andere Preisklasse. Normalerweise haben wir mindestens zwei gerettete Tiere hier, manchmal mehr. Scott hat gerade vor wenigen Tagen eins hergebracht. Er entdeckt oft misshandelte und vernachlässigte Tiere, wenn er unterwegs ist. Wenn er Platz im Trailer hat, versucht er die Besitzer zu überreden, sie ihm zu verkaufen. Wir päppeln sie wieder auf und vermitteln ihnen ein neues Zuhause.«
»Wo sind die Pferde am Tag?«
»Auf der Weide. Im Stall sind sie nur bei schlechtem Wetter oder nachts. Ich kann dir sagen, als ich eben herkam und die Schrift auf der Stallwand sah, hatte ich furchtbare Angst vor dem, was ich hier drinnen finden würde. Aber es sieht nicht so aus, als sei er hereingekommen. Alles scheint so zu sein, wie es soll.«
Bis auf die tote Kuh, aber das würde er ihr erst sagen, wenn sie in seinem Auto saß. Sie konnte nichts tun, und ein unnötig abgeschlachtetes Tier zu sehen würde nichts einfacher machen. Joseph trat näher an sie heran, während er sich bewusst wurde, dass er in naher Zukunft Cowboystiefel besitzen würde. »Warum Pferde?«
Sie hob die Schultern. »Es hat etwas, sich um Tiere zu kümmern. Es ist heilsam.«
Seltsame Wortwahl, dachte er. Und dann konnte er nicht mehr denken, weil sie ihm so nah kam, dass er sie berühren konnte. »Wie hast du geschlafen?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
Sie sah weg. »Nicht gut.«
»Das sieht man gar nicht.« Er strich ihr mit einer Fingerspitze unter dem Auge entlang.
»Ein bisschen Make-up wirkt wahre Wunder. Ich bin jetzt so weit, Joseph. Ich weiß, dass wir schon längst hätten gehen sollen. Ich bringe alle in Gefahr, solange wir noch hier sind.«
»Ich wollte eigentlich auf Brodie warten. Aber wenn du jetzt fahren willst, dann tun wir das.«
Sie strich ein letztes Mal über den breiten Pferdehals. »Können wir vielleicht bei Stevie vorbeischauen?«
»Dann werden wir wohl zuerst unsere Namen auf die Warteliste setzen müssen.« Er folgte ihr hinaus aus dem Stall, Tasha trottete hinter ihnen her. »Heute Morgen hieß es: ›Ab hier noch dreißig Minuten.‹«
Daphne schüttelte den Kopf. »Das ist ja ein Andrang wie im Disneyland. Können wir nicht vom Auto aus anrufen? Wir brauchen mindestens eine Dreiviertelstunde, bis wir in der Stadt sind.«
»Lass mich erst mit Cooper sprechen. Er sorgt doch hier auf dem Gut für die Instandhaltung, oder?«
»Sein Sohn hauptsächlich.« Sie runzelte die Stirn. »Warum willst du mit ihm reden? Scott ist ein guter Kerl.«
»Ich habe auch
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