Todeskind: Thriller (German Edition)
Champagner gekauft hatte, noch bevor der Prozess überhaupt begonnen hatte … Daphne musste schlucken. »Das ist wirklich süß von ihr.«
»Obwohl ich denke, dass sie noch stolzer ist, wenn ich ihr von deiner großartigen Abwehr eben berichte. Ich wusste gar nicht, dass du so gut geworden bist.«
»Gerade damit hat sie mich total geärgert. ›Halt die Hände oben!‹«, machte Daphne Paige nach. »›Du willst deinen Bienenkorb schützen? Dann lass verdammt noch mal die Hände oben.‹«
Grayson grinste. »Du meinst das toupierte Ungeheuer, dass du früher getragen hast? Ich freue mich ja, dass Paige dich gedrillt hat, aber ich freue mich noch mehr, dass deine Frisur inzwischen dezenter ist.«
Daphne hatte den Bienenkorb, ihr Markenzeichen, aufgegeben, als sie im Frühling zuvor Graysons Stelle bekommen und zur leitenden Staatsanwältin befördert worden war. Vorher hatte sie eher im Hintergrund gestanden und die organisatorischen Dinge erledigt. Nun musste sie sich mit den Geschworenen auseinandersetzen, und die sollten sich auf ihre Argumentation konzentrieren, nicht auf ihre Haare. »Dass Cindy meine Haare attackiert hat, muss wohl irgendwie meinen Selbstschutzinstinkt ausgelöst haben.«
»Dann will ich auch nie wieder was dagegen sagen«, versprach Grayson. »Bist du bereit, den Kameras entgegenzutreten?«
»Nie und nimmer. Ich stelle mich doch nicht der Presse, wenn ich aussehe, als hätte ich gerade eine Kneipenschlägerei hinter mir. Gib mir ein paar Minuten, um mich halbwegs wieder herzurichten.« Und meinen Sohn anzurufen.
Fords Stimme zu hören würde die Furcht, die in ihrer Magengrube brannte, mildern. Es war an der Zeit, ihm zu gestehen, dass sie einen Leibwächter für ihn engagiert hatte. Es spielte keine Rolle mehr, ob er einen wollte oder nicht, denn solange Cindy und ihr Klan eine Bedrohung darstellten, würde er einen haben. Das war nicht verhandelbar!
Marston, West Virginia
Dienstag, 3. Dezember, 10.20 Uhr
Fords Nase brannte, und seine Augen begannen zu tränen. Verdammt kalt hier. Die blöden Kerle aus der Chemie haben das Fenster wieder aufgelassen. Diesmal werde ich denen aber –-
Plötzlich kam die Erinnerung zurück. Der Boden war hart und eiskalt. Er war nicht in seinem Wohnheim, und die Chemie-Idioten machten in der Gemeinschaftsküche auch keine Laborversuche.
Ich bin noch immer gefesselt. Und geknebelt. Auch seine Augen waren nach wie vor verbunden, aber der Geruch war neu. Er atmete durch die Nase ein und musste gegen den plötzlichen Brechreiz ankämpfen. So roch der Tod. Kim.
Nein! Sein Verstand wies den Gedanken zurück. Was immer sich in seiner Nähe befand, verweste, war demnach schon lange tot. Kim also nicht. Beruhig dich, bevor dir noch der Kopf platzt.
Der pulsierende Schmerz in seinem Schädel hatte einen Begleiter bekommen: Seine Kopfhaut brannte. Der Kerl hat in mein Haar gegriffen. Offenbar hatte er eine Handvoll rausgerissen.
Wer war der Kerl? Er verdrängte den Schmerz und konzentrierte sich auf das, was er gesagt hatte. Da bin ich wieder. Hast du mich vermisst? Die Erinnerung an den spöttischen Singsang verursachte ihm Gänsehaut. Kenne ich ihn? Irgendwas kam ihm vertraut vor, aber er hätte nicht sagen können, was.
Mach weiter. Komm später auf ihn zurück. Denk nach, was vor dem unheimlichen Kerl gewesen ist. Die kleine Seitenstraße. Er hatte Kims Schrei gehört. Sein Magen krampfte sich zusammen.
Denk nicht dran, was im Moment mit ihr passieren könnte. Aber das war einfacher gesagt als getan. Alle Greueltaten, über die er je in der Zeitung gelesen hatte, schossen ihm in den Sinn. Bitte mach, dass es ihr gutgeht. Bitte!
Konzentrier dich. Sie waren zu ihrem Wagen gegangen und hatten ein Geräusch gehört. Ein Krachen. Wie ein Gewehrschuss, aber nicht so laut. Und dann hatte er plötzlich einen Schlag abbekommen. Einen alles lähmenden Schlag.
Das Schwein hat einen Taser auf mich abgefeuert und mir irgendwas über den Schädel gezogen. Und mich dann betäubt. Plötzlich fiel ihm der Nadelstich ein. Der Mistkerl hatte ihn zweimal betäubt. Ford musste sich unbedingt etwas überlegen, bevor er zurückkam und es wieder tat.
Daphne Montgomerys Sohn setzte sich auf und rutschte auf dem Hinterteil herum, bis er etwas Licht durch die Augenbinde sehen konnte. Ein Fenster.
Er wand und drehte sich, kam endlich auf die Knie und rutschte vorwärts. Hier war der Boden wärmer, wahrscheinlich von dem Licht, das durchs Fenster schien. Er hob das Kinn,
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