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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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fragte sie und versuchte, sich aufzusetzen. »Warum denn?«
    »Weil ich es sage. Und jetzt sei still«, fuhr er sie an, als sie immer lauter wurde. »Wenn du willst, kann ich dir auch den Mund zukleben. Wir gehen erst, wenn die Luft rein ist.«
    »Ich bring dich um«, murmelte sie. »Wenn meine Schwester stirbt, bist du tot.«
    »Schön zu wissen«, sagte er grimmig.
    Wheeling, West Virginia
Mittwoch, 4. Dezember, 21.45 Uhr
    Die Anwesenden schnappten kollektiv nach Luft, bis auf Detective McManus von der Polizei in Wheeling. Er kannte die Geschichte offenbar schon, überließ es aber ihr, sie selbst zu erzählen – ob aus Taktgefühl oder Misstrauen würde sich wohl noch zeigen.
    »Beckett war bei Ihnen zu Hause? «, verlangte Novak zu wissen.
    »O ja. Ich traute meinen Augen kaum. Er war bei mir zu Hause! Ich verstand nicht, wie das möglich war. Ich weiß noch, dass ich mich hinter dem Sheriff versteckte. Er hob mich hoch und drückte mich meinem Vater in die Arme. Hinter dem Rücken der anderen zog Beckett die Finger über seine Kehle, und ich fing an zu schreien. Meine Eltern wussten nicht, was sie tun sollten. Auch Vivien schrie: ›Wo ist meine Tochter?‹ Beckett ging zu ihr, nahm sie in die Arme, tröstete sie, nannte sie ›Liebling‹ und ›Schatz‹. Und endlich kapierte ich es.«
    »Er war Viviens neuer Mann«, sagte Ford leise. »Oh, mein Gott, Mom.«
    »Ja. Meine Mutter erklärte mir, das sei Onkel Wilson. Und Beckett grinste nur. Man brachte mich ins Krankenhaus, um mich zu untersuchen, aber das machte alles nur schlimmer. Die Ärzte stellten mit Erleichterung fest, dass man mich nicht angerührt hatte, aber ich brachte kein Wort mehr hervor. Fast acht Monate konnte ich nicht mehr sprechen, so traumatisiert war ich.«
    »Haben Sie es jemals jemandem erzählt?«, fragte Agent Kerr.
    »Nein. Als ich vom Krankenhaus nach Hause kam, wartete Tante Vivien schon auf mich. Sie schrie mich wieder an, aber ich brachte kein Wort über die Lippen. Mein Vater redete auf mich ein, ich müsse etwas sagen. Wir müssten Kelly finden. Und Vivien schüttelte mich so fest, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Und die ganze Zeit stand Beckett im Hintergrund und zog immer wieder die Finger über seine Kehle. Mein Vater schaffte Vivien aus dem Raum, und er und meine Mutter hatten einen Riesenkrach mit ihr. Während sie sich anschrien, kam Beckett zu mir, tat, als wolle er helfen, beugte sich zu mir herab und wisperte mir ins Ohr: ›Hast du mich vermisst?‹«
    »Dieses Schwein«, flüsterte Ford.
    »Am nächsten Morgen hörte ich Lärm und kroch oben ans Geländer, um hinunterzuspähen. Meine Katze war überfahren worden, und meine Eltern und Vivien stritten, ob man es mir sagen sollte. Beckett sah mich und zwinkerte mir zu, und ich wusste, dass er die Katze getötet hatte. Drei Tage später fand man Kellys Leiche ungefähr zwanzig Meilen von der Raststätte entfernt, wo man mich aufgegriffen hatte. Ihre Kehle war durchgeschnitten.«
    »Und die Ermittlungen wurden weiter nach Norden verlagert«, fügte McManus hinzu. »Man nahm an, dass beide Mädchen in Ohio gefangen gehalten worden waren. Die Suche hier wurde eingestellt.«
    »Und was geschah dann?«, fragte Hector an Daphne gewandt.
    Daphne bemerkte plötzlich, dass Joseph schon eine Weile nichts mehr gesagt hatte. Er hatte die Fäuste geballt, und in seinem angespannten Kiefer zuckte ein Muskel.
    »Kellys Beerdigung. Beckett sprach die Trauerrede. Und ich … übergab mich.«
    »Ihre Eltern haben Sie zu dieser Beerdigung gehen lassen?«, fragte Novak ungläubig.
    »Mein Vater meinte, es könnte mich vielleicht aus meiner ›Hysterie‹ herausreißen, aber es machte alles nur noch schlimmer. Und dann fragte meine Mutter ihre Schwester, ob sie nicht zu uns ziehen wollte.«
    »Was?«, fragte Ford. »Warum das denn?«
    »Vivien war ein Wrack. In Mamas Augen war es wichtig, dass sie bei ihrer Familie war. Und vielleicht war es auch das schlechte Gewissen, dass meine Mutter ihre Tochter zurückbekommen hatte, Vivien aber nicht. Das bedeutete jedoch, dass auch Beckett bei uns war. Ich schlief nicht mehr und aß nicht mehr. Ich wich meiner Mutter nicht mehr von der Seite. Meinem Vater ging ich aus dem Weg, weil er mich immer wieder zum Reden bringen wollte. Er war nahezu verzweifelt.«
    »Aber wieso?«, fragte Kerr. »Kelly war doch nur eine angeheiratete Nichte. Mir wäre es logischer vorgekommen, wenn der Druck der Familie auf Ihrer Mutter gelastet hätte.«
    »Oh,

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