Todeskind: Thriller (German Edition)
mein Bruder so was macht. Dass er kaltblütig mordet.
»Was soll das eigentlich heißen, dass eine Adoption keine Verbesserung sein muss?«, fragte er stattdessen. »Bist du adoptiert worden?«
»Ja. Meine kleine Schwester auch.«
»Die mein Bruder entführt haben soll.«
»Genau. Sie heißt Pamela. Wir sind keine echten Schwestern, sind aber beide in China geboren. Ich sag’s dir noch mal, Junge. Dein Bruder ist nicht der, für den du ihn hältst.«
Sein Bruder, der sich auch Doug nannte. Tante Betty hatte mit Nachnamen Douglas geheißen. Cole wusste, dass wahrscheinlich alles, was diese Kim sagte, der Wahrheit entsprach. Mitch, du elender Mistkerl.
Er seufzte. »Er ist genau der, für den ich ihn halte. Ich weiß bloß nicht so genau, wer du sein sollst.«
»Wir verschwenden nur Zeit. Wir müssen hier weg, bevor dein Bruder zurückkommt.«
»Tut mir leid, aber das geht nicht. Wir bleiben hier unten, bis Matt mir sagt, dass die Luft oben rein ist. Mitch kommt sowieso erst morgen zurück. Er hat einen Auftrag in einem Bürogebäude. Hat im Moment ziemlich viel zu tun mit dem Heizungsgeschäft.«
»Du glaubst immer noch daran?« Sie hustete, und er hielt ihr wieder die Flasche an die Lippen. »Danke. Er arbeitet mit mir, Kleiner. Wir beklauen Leute.«
»Was klaut ihr?«
»Hauptsächlich Waffen.« Sie schilderte, um was für Waffen es sich handelte, und Cole musste an die Pistolen denken, die hier im Keller versteckt waren. »Wir beklauen vor allem Cops.«
Was irgendwie logisch war. Mitch hasste Cops. Wie wahrscheinlich jeder, der mal gesessen hatte.
»Diese Heizungsgeschichte ist sowieso nur vorgeschoben«, fuhr sie fort, als er nichts sagte. »Er hat irgendeinen großen Plan, der mit einer Staatsanwältin zu tun hat. Montgomery.« Sie spuckte den Namen förmlich aus.
»Quatsch. Er kennt keine Staatsanwältin.«
Kim lachte, musste aber wieder husten. »Die schon. Und er hasst sie. Wie ich. Damit hat er mich auch auf seine Seite gezogen.«
»Und wieso hasst er sie?«
»Tja, das wirst du ihn wohl selbst fragen müssen. Mir hat er jedenfalls nichts gesagt.«
Cole wusste nicht, was er davon halten sollte. »Und du? Warum hasst du sie?«
»Montgomery ist mir in den Rücken gefallen. Ihretwegen habe ich jetzt eine Vorstrafe und kriege keinen Job. Das Miststück.«
Aha. »Du behauptest, mein Bruder hätte Leute umgebracht. Was heißt das? Wie viele?«
»Von denen ich sicher weiß? Einer.«
Cole schluckte. »Und wer war das?«
»Ein Bulle, der auf den Kerl aufpassen sollte, mit dem ich vor zwei Tagen ausgegangen bin.«
»Aber ich dachte, du und Mitch …«
»Ich und Doug … Na ja, wir waren zusammen. Aber das war einmal. Jedenfalls war ich mit einem anderen – Ford – aus, weil Doug an ihn rankommen wollte. Zuerst jedenfalls. Ich sollte Ford und Doug zusammenbringen, damit sie miteinander reden konnten. Bloß miteinander reden. Aber … ich wollte nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil … weil Ford ein netter Kerl ist. Aber dann hat dein Bruder meine Schwester entführt. Sie ist noch ein Kind, vielleicht so alt wie du. Und ich weiß nicht, wo sie sein könnte.«
»Also hast du den netten Kerl mit Doug zusammengebracht.«
»Ja. Wegen Pam. Ich habe Ford zu der Gasse geführt, in der Doug mit ihm reden wollte. Aber plötzlich macht Doug einen auf Rambo, hält in jeder Hand einen Taser und bringt den Bodyguard von dem Jungen um. Wieso nennt er sich überhaupt Doug, wenn du sagst, dass er Mitch heißt?«
»Unsere Tante hieß mit Nachnamen Douglas. Das Haus hier hat ihr gehört.« O Gott. Es war wie ein Tritt in die Eingeweide. »Mitch hat einen Bodyguard umgebracht? In einer kleinen Seitenstraße? So einen großen schwarzen Kerl?«
»Ja.«
»Ach du Schande. Das war in den Nachrichten. Der Kerl war ein Cop.«
»Ja, das hat Doug auch gesagt. Hör zu, Cole, du scheinst ein netter Bursche zu sein. Ich muss hier weg. Er hat meine Schwester. Vielleicht ist sie schon tot.«
Cole fiel plötzlich das neue Schloss an der Kellertür ein. Vor drei Tagen war es noch nicht dort gewesen. »Wann hat er sie entführt?«
»Am Montagabend. Du weißt, wo sie ist, stimmt’s? Nun sag schon!«
»Kann sein.« Er sah hinauf zur Tür, die in die Garage führte. Matthew würde ihm sagen, wann er abhauen konnte. Er wollte nicht, dass ihrer Schwester etwas passierte, aber er wollte auch nicht in den Knast wandern, weil er eine Pistole in die Schule mitgenommen hatte. »Warten wir noch ein bisschen.«
»Warum?«,
Weitere Kostenlose Bücher