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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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als das Telefon klingelte. Ich wollte drangehen, hatte aber zu große Angst, dass er mir eine Falle stellen wollte und meine Mutter umbringen würde, wenn ich mich jetzt meldete. Also sprang der Anrufbeantworter an, dessen Lautsprecher eingeschaltet war. Es war eine Firma, die Gas liefern wollte. Er hatte noch einen von diesen alten Tanks draußen.«
    »Hat er immer noch«, sagte Ford dumpf.
    »Ich wünschte, du wüsstest das nicht.« Sie blickte auf ihre Hände, holte dann jedoch tief Luft und fuhr fort. »Zum ersten Mal, seit er uns entführt hatte, kam jemand dorthin, wo wir waren – zum ersten Mal gab es Kontakt mit der Außenwelt. Ich wusste, dass das meine einzige Chance sein würde, abzuhauen. Ich besaß keine Waffe, aber bei dem Putzzeug unter der Spüle stand Insektenspray. Ich wartete, bis er die Tür aufmachte.« Sie schob den Unterkiefer zur Seite, als könnte sie die grimmige Befriedigung von damals auch nach all den Jahren noch spüren. »Als er reinkam und seinen üblichen Spruch losließ, sprühte ich ihm das Zeug in die Augen und rannte los. Er polterte sofort hinter mir her.« Die Erinnerung brachte ihren Puls zum Jagen. »Ich wusste, dass ich nicht wirklich weglaufen konnte, also kletterte ich hastig einen Baum hinauf. Zum Glück war ich damals ein kleiner Wildfang. Und Beckett taumelte blind und mit tränenden Augen unter mir herum, ohne mich zu sehen.«
    »Gut gemacht«, sagte Hector inbrünstig und entlockte ihr damit ein kleines Lächeln.
    »Als ich hoch genug geklettert war, erkannte ich, dass er die Wahrheit gesagt hatte.« Das Lächeln verschwand. »Meilenweit war nichts zu sehen außer Bäume und Berge. Ich blieb stundenlang dort oben hocken. Er kehrte ins Haus zurück und kam mit einer Pistole wieder raus – und mit Kelly. Er hielt ihr die Waffe an den Kopf und schrie nach mir, rief meinen Namen und sagte, er würde sie abknallen, wenn ich nicht rauskäme. Fast hätte ich es getan. Aber ich hatte zu große Angst. Außerdem dachte ich, er würde uns sowieso umbringen. Er kam direkt unter dem Baum vorbei, als er sie durch den Wald schleifte, und ich war sicher, dass er meinen Herzschlag hören musste. Und dann schrie Kelly, ich solle weglaufen! Er schlug ihr den Pistolengriff über den Kopf, aber sie schrie weiter. Es täte ihr so leid, und er hätte ihr gesagt, ich sei tot. Wieder schlug er zu, und sie verstummte. Dann zerrte er sie zurück in die Garage.« Sie seufzte. »Ich habe sie nie wiedergesehen.«
    »Deswegen hatte er dich geknebelt«, sagte Joseph. »Kelly sollte nicht wissen, dass du auch da warst.«
    »Ja, das habe ich dann später auch verstanden. Nach einer Weile stieg er in sein Auto und fuhr davon. Wahrscheinlich glaubte er, ich hätte es zumindest bis zur Straße geschafft. Während er weg war, kam der Wagen von der Gasgesellschaft – ein Pick-up mit Hänger –, und ich stieg vom Baum. Ich wollte gerade den Mann um Hilfe bitten, als Beckett zurückkam und ihn fragte, ob er ein kleines Mädchen in der Gegend gesehen hätte. Seine Schwester hätte ihm ihr Balg aufgehalst, und das dumme Gör würde ständig abhauen. Der Gasmann sagte, er würde mich zurückbringen, wenn er mich sähe, also blieb ich in meinem Versteck, bis Beckett in der Garage verschwand und der Gasmann mit dem Schlauch ums Haus ging, um den Tank aufzufüllen. Ich kletterte hinten auf die Ladefläche und versteckte mich unter einer Plane. Bis der Wagen startete, wagte ich nicht einmal mehr zu atmen.«
    »Im Polizeibericht stand, dass man Sie in Dayton, Ohio, gefunden hat«, sagte Novak. »Wie sind Sie dorthin gelangt?«
    »Der Gasmann hielt an einem Supermarkt, wo ich ausstieg und mich in einem anderen Wagen, einem Pick-up mit Campingaufsatz, versteckte. Eigentlich wollte ich nur warten, bis der Gasmann weitergefahren war, aber der Fahrer von dem Camper kam gleichzeitig mit dem Gasmann zurück, so dass ich nicht wagte, mich blicken zu lassen. Der Camper fuhr los und hielt eine lange Zeit nicht mehr an. Ich schlief ein. Als ich erwachte, waren wir an einer Raststätte angekommen. Es war dunkel und kalt. Der Fahrer verschwand im Lokal, und ich stieg aus und ging aufs Damenklo, wo es warm war.«
    »Und warum haben Sie nicht den Fahrer um Hilfe gebeten?«, fragte Hector freundlich.
    »Ich weiß nicht. Ich hatte solche Angst, dass ich … Ich wollte nicht mit einem fremden Mann gehen, und ich hatte doch keine Ahnung, wo ich war. Ich hatte Angst, dass man mich vielleicht zu Beckett zurückbringen würde.

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