Todeskind: Thriller (German Edition)
Film mit Mistgabeln und Fackeln auf die Suche gingen. Ich zog mich noch weiter zurück.« Sie seufzte. »Beckett dabei zu erleben, wie er gegen meinen Vater als Täter wetterte, war grauenvoll. Vivien fiel über meine Mutter her, weil ihr Mann ihr Kind abgeschlachtet hatte. Die restliche Familie ergriff Viviens Partei, und Mama brach den Kontakt ab. Sie und ich zogen nach Riverdale, und Mama fand eine Stelle als Reinigungskraft in einem Hotel. Ein, zwei Jahre später ließ sie sich scheiden. In Abwesenheit natürlich, denn mein Vater ließ sich nie wieder blicken.«
»Hast du deiner Mutter jemals von Beckett erzählt?«, fragte Joseph.
»Ja und nein. Als ich endlich wieder reden konnte, sagte ich ihr sofort, dass mein Vater es nicht gewesen war. Das musste sie auf jeden Fall wissen. Aber ihr zu sagen, wer es wirklich getan hatte … dazu hatte ich zu große Angst. Am Morgen, nachdem ich es ihr erzählt hatte, war meine neue Katze tot. Mama hatte noch am Abend zuvor Vivien angerufen, um ihr das mit meinem Vater zu sagen. Für Vivien spielte es eigentlich keine Rolle mehr, aber mir war klar, dass sie es Beckett weitergegeben hatte. Als ich meine Katze fand, wusste ich, dass ich nichts sagen durfte. Er würde meine Mutter umbringen, ganz wie er gedroht hatte.«
»Haben Sie Beckett nach Ihrem Umzug noch einmal wiedergesehen?«, fragte McManus.
»Er tauchte hin und wieder auf.«
»Was meinen Sie damit?«, wollte Novak wissen.
»Er … tauchte auf. Ich bog am Supermarkt oder hinter der Bücherei um die Ecke, und da war er, flüsterte mir ins Ohr und machte seine Halsabschneidergeste. Das hörte erst auf, als ich zu den Elkharts zog. Die Sicherheitsleute dort beschützten mich, aber Mama wohnte ja immer noch allein in Riverdale.«
»Wann haben Sie versucht, ihn aufzuspüren, und in Erfahrung gebracht, dass er angeblich tot ist?«, fragte Agent Kerr.
Joseph hatte noch immer nichts gesagt. Er wirkte gequält. Wütend. Tödlich.
»Als ich fünfzehn war. Ich war schwanger.« Sie warf Ford einen Blick zu. Sie wusste noch genau, wann sie beschlossen hatte, zu handeln. »Ich hatte dich zum ersten Mal in meinem Bauch gespürt, und plötzlich warst du sehr real.« Sie lächelte ihn traurig an. »Ich machte mir klar, dass es nun um ein weiteres Leben ging. Ich wollte nicht riskieren, dass er auch dir etwas antat. Ich wusste, dass ich endlich reden musste, aber es gab vorher verdammt viele Fragen zu klären – zum Beispiel, ob man ihn überhaupt noch belangen konnte. Es hätte sein können, dass es für diese Art von Verbrechen eine Verjährungsfrist gab. Was, wenn ich ihn anzeigte, die Polizei ihn aber nicht einmal mehr verhaften durfte? Dann hätte ich meine Mutter in noch größere Gefahr gebracht. Also schrieb ich dem FBI einen Brief und fragte nach Verjährungsfristen und ob es möglich sei, Zeugenschutz für einen Elternteil zu beantragen.«
Detective McManus zog die Brauen hoch. »Sie haben dem FBI geschrieben? Und haben Sie eine Antwort erhalten?«
»Ich bekam sogar Besuch. Von Agent Baker – Claudia Baker hieß sie. Wir trafen uns noch ein paar Male, dann sagte sie mir, Beckett sei tot. Sie zeigte mir sogar eine Kopie des Totenscheins.«
»Haben Sie es dann Ihrer Mutter gesagt?«, fragte Hector.
»Nein. Beckett war ja keine Bedrohung mehr. Was meinen Vater anging, glaubte sie mir sowieso, aber ich konnte weder ihr noch jemand anderem beweisen, dass Beckett der Täter war. Und ich wollte das Ganze nur endlich, endlich ad acta legen.« Sie seufzte wieder. »Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen, er könne noch andere Mädchen entführen. Als ich ihn vorhin sah, ging alles so schnell, dass ich kaum auf sein Gesicht geachtet habe. Ich hatte durchaus eine Art von Déjà-vu, aber ich dachte, das hinge damit zusammen, dass ich hier in Wheeling bin.«
»Aber nichts von dem, was Sie uns erzählt haben, bringt uns dem Grund für die jetzigen Ereignisse näher«, bemerkte Novak. »Warum lockt man Sie hierher? Und wie hängen Beckett und der weiße Truck mit Doug und dem schwarzen Transporter zusammen?«
»Es war ein Transporter, der gestern anhielt, um mich aufzulesen«, sagte Ford. »Könnte schwarz gewesen sein, aber die Scheinwerfer haben geblendet, so dass ich die Farbe nicht erkennen konnte.« Er zog die Brauen zusammen. »Beckett meinte, er und Dougs Opa seien zusammen in Vietnam gewesen. Daher der Kontakt.«
Daphne seufzte wieder. Joseph und Novak fluchten leise.
»Was ist?«, fragte Ford
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