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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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schmiegte sich an ihn, legte ihre Wange an seine Brust und lauschte dem beständigen Pochen seines Herzschlags, während unaufhörlich die Tränen flossen. Sie war zu müde, um gegen die Tränenflut anzukämpfen.
    Sie ließ sich gehen, lehnte sich an ihn, atmete seinen Duft ein – Duschgel und Aftershave. Er hielt sie mit einer Hand an der Hüfte fest, damit sie nicht wegrutschte, während er ihr mit der anderen über den Rücken strich. Tröstend, langsam, rhythmisch.
    Die Liebkosung beruhigte sie, die Tränen kamen langsamer und versiegten schließlich ganz. Bis nichts mehr da war als die nackte, unvermeidliche Wahrheit. All die Jahre über. Sie hatte geglaubt, dass Beckett tot war. Aber das ist er nicht. Er lebt und treibt da draußen sein Unwesen. Wieder und wieder. Wie sollte sie sich den Opfern stellen? Den Familien der Opfer?
    Ihrer eigenen Familie. Ihren Freunden. Sich selbst. Es ist nicht meine Schuld. Ich wusste es doch nicht.
    Wie oft hatte sie diese Ausrede schon vor Gericht gehört?
    »Was habe ich getan, Joseph?«, flüsterte sie.
    »Nichts Böses«, murmelte er. »Du warst ein Kind.«
    Er klang so überzeugt, dass ihr Verstand ihr sagte, dass er recht hatte. Sie wünschte sich verzweifelt, auch ihr Herz würde es glauben.
    Er hob die Hand, die ihren Rücken gestreichelt hatte, zu ihrem Haar und strich über ihre Locken – sanft erst, dann mit zunehmendem Druck, bis er schließlich ihren Hinterkopf massierte, wobei er darauf achtete, nicht die Beule von gestern zu berühren. Sie ließ den Kopf nach vorne sinken, und eine kostbare Minute lang dachte sie gar nicht, sondern genoss nur die Entspannung. Er schien genau zu wissen, wie viel Druck er ausüben durfte.
    Ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Sie spürte, wie er tief Luft holte. Er war erregt, aber er forderte nichts.
    »Tut’s gut?«, fragte er mit tiefer, weicher Stimme.
    »Hmhm. Danke. Ich habe seit gestern Morgen Kopfschmerzen. Als Ford wiederaufgetaucht ist, dachte ich, das Schlimmste sei jetzt vorbei, und für mich als Mutter ist es das natürlich auch.«
    »Und für dich als Person?«
    »Erlebe ich meinen schlimmsten Alptraum.«
    »Coppola sagte, du hättest in der Nacht einen gehabt. Einen Alptraum, meine ich. Hast du von Beckett geträumt?«
    »Ja. Und von der kleinen Kammer und Kellys Schreien. Und …« Sie zögerte, weil sie es nicht aussprechen wollte, doch sie wusste, dass sie nicht umhinkam. Sie seufzte. »Ich war vorhin nicht ganz aufrichtig.«
    »Du hast gesagt, er habe dich nicht angerührt. Was hat er dann getan?«
    »Es war weniger das, was er getan hat, als das, was er gesagt hat.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich war ziemlich frühreif und sah älter aus, als ich war. Das ist Beckett natürlich aufgefallen.«
    Joseph schien innerlich zu brodeln. »Und dann?«
    »Er strich mir übers Haar und sagte, ich solle noch eine Weile ›köcheln‹. Ich glaube, er hatte vor, mich so lange zu behalten, bis ich weiterentwickelt war. Auf jeden Fall wollte er mich nicht gehen lassen.«
    »Er muss sterben.«
    Seine Miene war eiskalt, aber Daphne fühlte sich sicherer als je zuvor in ihrem Leben. »Dem stimme ich aus vollem Herzen zu. Aber ich will nicht, dass du ihn tötest.«
    Seine dunklen Augen begegneten ihren. »Und warum nicht?«
    »Erstens, weil es gegen das Gesetz verstößt. Was ich als Staatsanwältin natürlich sagen muss, doch deswegen ist es nicht weniger wahr. Zweitens, weil ich daran glaube, dass wir die Konsequenzen all der Dinge tragen müssen, die wir tun. Und ich will nicht, dass du meinetwegen Konsequenzen trägst, die nicht zwingend notwendig sind.«
    »Dass er stirbt, fühlt sich für mich absolut notwendig an«, widersprach er düster.
    »Ihn aufzuhalten ist notwendig. Gerechtigkeit ist notwendig.« Sie strich ihm mit dem Finger über die zusammengepressten Lippen. »Den Opfern mit einem Schuldspruch die Möglichkeit zu geben, mit dem Schrecken abzuschließen, ist notwendig.«
    Er schloss die Augen. »Du hast recht. Ich will ihn trotzdem umbringen.«
    »Das will ich auch, aber ich habe dir seine Worte wiederholt, weil es nützlich sein könnte. Kelly war siebzehn und Heather war … ist es auch. Vielleicht hat er nur Interesse an mir entwickelt, weil ich da war. Aber möglicherweise ist es wirklich nicht das Alter, das ihn anzieht. Ihr solltet das Feld der möglichen Opfer also nicht von vornherein eingrenzen.«
    »Ich verstehe«, sagte er grimmig. »Gibt es noch was, an das du dich

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