Todeskind: Thriller (German Edition)
Hubschrauber. Gut zu wissen. Die Zentrale versetzte das verfügbare Personal in Alarmbereitschaft. Einsatzort war das Naturschutzgebiet. Die genauen Koordinaten würden folgen.
Das klang, als hätten sie endlich die Hütte gefunden. Sie hatten lange genug dafür gebraucht. Waren sie Beckett nach Hause gefolgt, oder hatten die Hunde es geschafft, Fords Fährte zu finden und zurückzuverfolgen? Tja, das werde ich wohl selbst in Erfahrung bringen müssen.
Er sah auf das Telefon, das für Cole und alles, was ihn betraf, reserviert war, und fluchte. Er hatte einen Anruf vom Sekretariat der Schule verpasst. Die Nachricht, die die Schule hinterlassen hatte, bestätigte seine Befürchtung: Cole war schon wieder dem Unterricht ferngeblieben. Mitch rief zu Hause an, aber niemand ging ans Telefon. Ach nee.
Ich bring den Jungen um. Mühsam zwang er sich zur Ruhe. Wütende Leute machten Fehler, und dieser Tag war zu wichtig. Er musste sich morgen mit Cole auseinandersetzen.
Das Telefon, über das er mit Mutt kommunizierte, war voller Nachrichten. Alle mit der Nummer von Mutts Daddy. Mitch lächelte. Fünfzehn Nachrichten. Kriegst du Angst, alter Mann? Sehr schön. In Erinnerung an seine verzweifelten und vergeblichen Versuche, den Alten aus dem Gefängnis zu erreichen, klickte Mitch auf Löschen. Löschen. Löschen. Fünfzehn SMS. Alle gelöscht.
Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt. Wieder bestens gelaunt, trat Mitch an seinen Schrank und holte die Uniform heraus, die er extra für diesen Zweck gestohlen hatte. Minuten später stand er vor dem Badezimmerspiegel und richtete die Krawatte.
Der vorherige Besitzer der Uniform war ein State Trooper aus West Virginia gewesen, und in sein Haus einzubrechen hatte sich durchaus gelohnt. Der Mann hatte bei Baseballkappen, Pistolen und alten Playboy -Ausgaben einen exzellenten Geschmack bewiesen, aber dass er exakt dieselbe Größe wie Mitch hatte, so dass die Uniform wie angegossen passte, war das Tüpfelchen auf dem i gewesen.
Er setzte sich die Kappe auf. »Und ich weiß ja, wofür ich das alles tue.«
Ein Hämmern an der Tür ließ ihn erschreckt herumfahren. Hastig überprüfte er seine Waffe, dann trat er mit pochendem Herzen an den Spion. Wer konnte wissen, dass er diese Wohnung gemietet hatte? Reg dich ab. Das wird ein Vertreter sein. Oder eine Pfadfinderin, die Kekse verkaufen will.
Er spähte durch den Spion und wich entsetzt zurück. Vor seiner Tür stand mit blutigem Hemd und zerschlagenem, tränenverschmiertem Gesicht sein Stiefvater.
Donnerstag, 5. Dezember, 12.15 Uhr
Ford, der sich die Schuhe zugebunden hatte, blickte auf. In der Tür des Krankenzimmers stand Deacon. Er hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und sah den Jungen warnend an. Ford erwiderte den Blick trotzig.
»Ich habe Sie am Telefon mit Carter reden hören. Ich komme mit zu der Hütte, und wenn ich per Anhalter dorthin fahren muss.«
»Du bleibst hier, also setz dich gefälligst wieder hin.«
Ford ignorierte ihn und zog sich das Sweatshirt, das Maggie und seine Großmutter ihm mitgebracht hatten, über den Kopf. Dann stand er auf und durchquerte vorsichtig den Raum. Jeder Schritt tat weh, als stächen tausend feine Nadeln in seine Sohlen.
Deacon trat ihm in den Weg. Verblüfft stellte Ford fest, dass er aufblicken musste, um dem FBI-Mann in die Augen zu sehen. Da Ford bisher in seiner Gegenwart immer nur gelegen oder gesessen hatte, war ihm nicht aufgefallen, wie groß Deacon Novak tatsächlich war. Der Kerl musste über eins neunzig sein. Der krasse Kontrast von schneeweißem Ziegenbärtchen und gebräunter Haut in Kombination mit den bizarren zweifarbigen Augen und dem Ganzkörperlederoutfit verliehen ihm das Aussehen eines richtig fiesen Schurken.
Aber Ford hatte keine Angst vor ihm. »Gehen Sie mir aus dem Weg, Deacon. Ich will da durch.«
»Ich kann dich mit dem kleinen Finger niederringen, Junge. Mach also keinen Unsinn.«
Ford unterdrückte den hochkochenden Zorn. »Allein der Gedanke daran, dass diese Heather vielleicht Hilfe braucht, hat mich dazu gebracht, immer noch einen Schritt weiter durch den Schnee zu gehen, obwohl es echt höllisch weh tat.« Er dachte an das Gesicht seiner Mutter, als sie ihre Geschichte erzählt hatte. »Meine Mutter ist bei Carter, nicht wahr? Sie wird in diese Kammer gehen, in der Beckett ihre Cousine gefangen gehalten hat, selbst wenn Heather nicht dort ist. Sie muss es tun, um mit dieser Sache abzuschließen. Und wenn sie wieder heraufkommt, will
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