Todeskind: Thriller (German Edition)
ich für sie da sein. Wenn Sie mich also schon nicht mitnehmen, dann stehen Sie mir bitte nicht im Weg.«
Eine lange Weile schwiegen beide. »Okay«, sagte Deacon schließlich schroff. »Aber nur unter der Bedingung, dass du in meinem Auto sitzen bleibst, bis ich dir sage, dass du rauskommen darfst. Einverstanden?«
»Gut.«
Deacon sah ihn scharf an. »Wenn du dein Versprechen brichst, dann nehme ich nicht nur den kleinen Finger, um dich zurückzuhalten, kapiert?«
»Ja«, sagte Ford. »Danke.«
Deacon verdrehte die Augen. »Carter wird mich dafür in der Luft zerreißen.«
»Wird er nicht. Ich behaupte, ich wäre Ihnen nachgeschlichen und hätte mich in Ihrem Wagen versteckt. Er weiß, dass ich auch zu unfairen Mitteln greife, wenn ich meinen Willen durchsetzen will.«
»Irgendwie bezweifle ich das«, sagte Deacon trocken, aber Ford wusste es besser.
Carter hatte ihn vorhin beiseitegenommen, als seine Mutter sich von den Ärzten auf den neuesten Stand hatte bringen lassen. Der FBI-Agent hatte ihn gefragt, was er damals gegen seine Großmutter in der Hand gehabt hatte, um seine Forderungen durchzusetzen. Als er es ihm verraten hatte, schien Carter hin- und hergerissen zwischen Gelächter, Respekt und Traurigkeit – Letzteres vermutlich, weil Ford bereits in so jungen Jahren bestimmte Dinge gesehen hatte und gezwungen gewesen war, zum Wohlergehen seiner Mutter mit Geheimnissen zu feilschen.
»Agent Carter weiß, was ich tun würde, um meine Mutter zu schützen. Er wird Ihnen keine Schuld geben, glauben Sie mir. Gehen wir. Wir vergeuden hier nur Zeit.«
Donnerstag, 5. Dezember, 12.20 Uhr
»Ich weiß, dass du da drin bist, Mitch!« Wieder hämmerte es laut an seiner Tür. »Lass mich rein!«
Mitch atmete tief durch. Sein Stiefvater machte solch einen Lärm, dass jeden Moment die ersten Neugierigen herauskommen würden. Ich muss ihn von hier wegbringen. Und zwar schnell.
Hastig nahm er aus dem Rucksack eine der vorbereiteten Spritzen. Eine kleine Dosis Ketamin würde den Eindruck erwecken, als sei der Alte besoffen. Ein Kerl in Polizeiuniform würde keine Schwierigkeiten haben, schlechtes Benehmen von einem Betrunkenen zu erklären.
Er machte die Tür auf und zerrte seinen Stiefvater herein, was ihn keine besondere Mühe kostete. Der Alte stolperte. Er schien bereits betrunken zu sein.
»Was zur Hölle ist denn los mit dir?«, fauchte Mitch.
In dem Augenblick verpasste ihm sein Stiefvater einen sauberen Haken, der ihn rückwärts zu Boden gehen ließ.
Der Alte richtete sich zu voller Größe auf. »Du mieses Stück Scheiße!«
Von wegen betrunken.
Als Mitch auf die Füße kam, protestierte sein Rücken, aber er ignorierte den Schmerz. Wachsam wartete er ab, was sein Stiefvater als Nächstes tun würde.
Der Alte griff in seine Tasche, was Mitchs Alarmglocken zum Schrillen brachte, aber statt einer Waffe holte er etwas von der Größe einer Kinderfaust hervor. Es war in ein blutdurchtränktes Taschentuch gehüllt.
Sein Stiefvater nahm das Bündel an einem Zipfel und schleuderte Mitch den Inhalt ins Gesicht. Kleine, harte Gegenstände, klebrig von Blut, prallten von seinen Wangen ab. Voller Entsetzen blickte Mitch zu Boden, als die Geschosse fielen. Die Spritze, die er hinter seinem Rücken hielt, war so gut wie vergessen. Finger. Und Zehen.
Finger und Zehen. Säure brannte in Mitchs Kehle, als sein Blick sich auf einen der Finger konzentrierte. An ihm steckte Mutts Ring. Der, den er bekommen hatte, weil er angeblich der eine echte Sohn war. Mitch schluckte und sah auf. Sein Stiefvater starrte noch immer auf den Boden. Auf Mutts Finger und Zehen.
»Die habe ich heute Morgen gefunden, als ich die Zeitung reinholen wollte«, flüsterte der Alte heiser. »Sie waren wie eine Spur ausgestreut, und ich bin ihnen gefolgt. Bis ich ihn fand. Im Müll.«
Antonov. Die Finger abzuschneiden war Antonovs Markenzeichen. Matthew. Es war mir egal, ob du ins Kreuzfeuer gerätst, aber das wollte ich nicht.
»Es hätte dich treffen sollen«, hörte Mitch sich sagen. »Nicht Mutt. Dich. «
Sein Stiefvater hob zornig das Kinn. »Du schmieriger Sohn einer Hure.«
»Wie Mutt, nicht wahr? Wir haben die gleiche Mutter, oder hast du das vergessen?«
Sein Stiefvater brüllte auf. »Sein Name ist Matthew!« Er griff an, und Mitch sprang zur Seite und rammte ihm die Nadel in die Schulter.
Ein paar Sekunden später wirkte sein Stiefvater wirklich betrunken.
»Wie hast du mich hier aufgestöbert?«, fragte
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