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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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eine Woche nach Halloween. Sie mussten ein kleines Holzhaus beliefern. Es war später Nachmittag, die Dunkelheit brach gerade erst herein. Als sie an der Hütte anhielten, stoppte der Besitzer in seinem Wagen neben Ihnen. Er fragte Sie, ob Sie ein kleines Mädchen gesehen hätten. Seine Schwester hatte die kleine Göre angeblich bei ihm gelassen, aber sie sei abgehauen. Sie versprachen ihm, die Kleine zu ihm zurückbringen, falls sie Ihnen begegnen sollte.«
    Er schloss die Augen.
    »Sie erinnern sich, nicht wahr?«, drängte Daphne.
    Eine lange Weile sagte er nichts. Als er wieder sprach, war seine Stimme fast nur ein Krächzen. »Ja. Ich erinnere mich.«
    »Woran genau erinnern Sie sich?«, fragte Daphne. Es fiel ihr nicht leicht, ruhig zu bleiben.
    Er schlug die Augen auf und sah sie an. »Wie, sagten Sie, heißen Sie?«
    »Daphne Montgomery. 1985 hieß ich Daphne Sinclair.«
    »Sie waren es.« Sein Adamsapfel hüpfte, als er mühsam zu schlucken versuchte. »Sie waren auf meinem Pick-up, oder? So sind Sie entkommen. Sie haben sich unter der Plane versteckt.«
    Überrascht verengte sie die Augen. »Sie wussten das?«
    »An jenem Spätnachmittag nicht.«
    »Wann dann? Wann wussten Sie, dass ich in Ihrem Auto gewesen war?«
    »Erst ein paar Tage später, als es in der Zeitung hieß, Sie seien wiederaufgetaucht. Ich hatte unter der Plane auf der Ladefläche meines Trucks eine Haarschleife gefunden. Dann fiel mir wieder ein, dass ein Kerl mich gefragt hatte, ob ich ein kleines Mädchen gesehen hätte. Und ich überlegte, ob das vielleicht das Mädchen aus der Zeitung gewesen sein könnte.«
    »Aber Sie haben niemandem davon erzählt?« Die Frage drohte Daphne im Hals stecken zu bleiben. Das fragt die Richtige, du Heuchlerin.
    »Ich wusste es nicht sicher. Erst sagte ich mir, dass bestimmt eins meiner Mädchen die Schleife im Auto verloren hatte. Obwohl ich meine Töchter zu dem Zeitpunkt kaum noch sah. Ihre Mutter hatte sie mir weggenommen.« Er schluckte wieder. »Wir steckten gerade mitten in der Scheidung.«
    »Hatten Sie das von meiner Cousine gehört?«
    »Ja. Und das machte mir Sorgen. Ich wusste nicht, ob ich der Polizei meinen Verdacht melden musste. Ich fuhr sogar einmal zur Hütte, als der Mann nicht zu Hause war, um nachzusehen, ob er jemanden festhielt, aber da war niemand, also ging ich davon aus, dass ich mich geirrt hatte.«
    »Aha.«
    »Und dann sah ich ein Interview mit Ihrer Familie in den Nachrichten. Der Mann aus der Hütte war auch dabei und verstand sich offenbar gut mit Ihnen. Ich kam zu dem Schluss, dass es sich wohl um ein Missverständnis gehandelt haben musste. Dass Sie eigentlich gar nicht entführt worden, sondern dem Mann aus der Hütte wirklich nur weggelaufen waren, und Ihre Familie die Sache vielleicht ein bisschen zu sehr aufbauschte.«
    »Hm.« Die Sache ein bisschen zu sehr aufbauschte? Wie bitte? »Ich verstehe.«
    »Und dann hieß es Wochen später, Sie hätten Ihren eigenen Vater als Täter identifiziert. Damit war für mich klar, dass der Bursche aus der Hütte die Wahrheit gesagt hatte.«
    Nun war es Daphne, die blass wurde. O Gott. Nimmt dieser Alptraum denn nie ein Ende?
    Joseph legte ihr die Hände auf die Schultern. »Verständlich, dass Sie das so gesehen haben«, sagte er ohne einen Vorwurf in der Stimme. »Es gab damals ziemlich viele Ungereimtheiten. Inzwischen aber haben wir neue Informationen und wissen, dass der Mann, mit dem Sie an der Hütte gesprochen haben, doch der Kidnapper gewesen ist. Und es ist wichtig, dass wir diese Hütte finden. Wissen Sie noch, wo genau sie lag?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es ist ja fast dreißig Jahre her. Selbst wenn das Haus noch steht, werden die Straßen längst anders aussehen.«
    »Würden Sie wenigstens versuchen, uns zu helfen, die Hütte wiederzufinden?«, fragte Joseph.
    »Jetzt?«, fragte O’Hurley entgeistert.
    »Es ist sehr wichtig«, sagte Joseph. »Bitte.«
    Schließlich zuckte O’Hurley die Achseln. »Okay, ich versuch’s. Ich kann nichts versprechen, aber ich versuch’s.«
    Donnerstag, 5. Dezember, 12.15 Uhr
    Der Polizeiscanner weckte Mitch. Er blickte auf den Wecker und riss entsetzt die Augen auf. Er hatte verschlafen, und zwar massiv. Aber die vielen durchwachten Nächte und die langen Strecken, die er gefahren war, hatten letztlich ihren Tribut gefordert. Er hatte geschlafen wie ein Toter.
    Mitch drehte den Scanner lauter. Die Bullen zogen ihre Truppen zusammen. Krankenwagen, Streifenpolizisten, sogar ein

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