Todeskind: Thriller (German Edition)
einmal trainiert hat und sie Turniere gewinnen, kann er sie für viel Geld verkaufen. Einer seiner Söhne ist sehr geschickt im Umgang mit Geld und hat clever investiert. Scott hat inzwischen ausgesorgt.«
Die Überprüfung von Scotts Söhnen war noch nicht abgeschlossen. Grayson hoffte, bis zum Ende des Tages alle Informationen in den Händen zu haben.
»Okay, dann reden wir über Hal Lynch. Wusstest du, dass er vier Adressen hat?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß von zweien. Ein Haus in Virginia neben dem Anwesen der Elkharts und ein Stadthaus in Baltimore. Aber er wohnt in Virginia.«
»Tut er nicht. Er wohnt in derselben Straße wie du, Daphne. Oben auf dem Hügel.«
Sie fuhr zurück. »Was?«
»Er besitzt außerdem eine Wohnung in deinem Gebäude am Inneren Hafen. Auf deiner Etage.«
»Das … das ist wirklich merkwürdig.« Sie blickte schockiert drein. »Aber kein Verbrechen. Außerdem hat er keinen Sohn, der in Dougs Alter ist. Sein Sohn müsste jetzt um die dreizehn sein.«
Joseph zog die Brauen zusammen. »Nein. Sein Sohn ist fünfundzwanzig.«
Daphne schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an seinen Sohn erinnern. Ich habe ihn an dem Abend gesehen, als ich auch seiner Frau begegnet bin. Er war noch klein. Kaum im Schulalter.«
»Erzähl mir davon. Von der Begegnung mit seiner Frau.«
Daphne seufzte. »Es ist nicht leicht, mit Männern befreundet zu sein. Manchmal mögen die Ehefrauen das gar nicht. Hals Frau hatte offenbar falsche Vorstellungen von unserer Beziehung und stellte mich eines Abends zur Rede. Ich wusste, dass er verheiratet war, hatte seine Frau jedoch erst einmal kurz bei einer von Nadines Gartenpartys gesehen. Ich glaube kaum, dass wir mehr als hallo zueinander sagten. Hal und mich verband keine solche Freundschaft, bei der man Zeit miteinander verbringt, ganz gleich, ob mit oder ohne Familie. Er war mein Leibwächter.«
»Du hast mir jetzt viel erzählt, aber nicht das, wonach ich dich gefragt habe. Berichte mir von der Begegnung mit seiner Frau.«
Sie zögerte. »Joseph, ich empfinde nichts für Hal außer platonische Freundschaft und Dankbarkeit. Er hat mir im Laufe der Jahre oft geholfen.«
»Das glaube ich dir. Und in Anbetracht der Tatsache, dass du meiner Bitte noch immer nicht entsprochen hast, gehe ich davon aus, dass seine Frau dir nicht geglaubt hat.«
»Nein, hat sie nicht. Du solltest wissen, dass ich während meiner zwölfjährigen Ehe mit Travis meistens allein war. Nach der Nacht, in der Ford gezeugt wurde, hat Travis mich vielleicht noch ein Dutzend Mal angefasst, danach nie wieder. Dafür verbrachten Hal und ich viel Zeit miteinander. Und einmal, nur ein einziges Mal, hat er mich geküsst.«
Joseph blieb äußerlich ruhig. »Und wie hast du reagiert?«
»Einen winzigen Augenblick lang war ich in Versuchung. Ich war einsam und sehnte mich nach einem Mann. Trotzdem sagte ich ihm, es ginge nicht. Wenn man uns erwischt hätte, hätte ich laut ehelicher Vereinbarung alles verloren. Das Geld war mir ziemlich egal, aber Nadine hätte sofort versucht, das Sorgerecht für Ford einzuklagen. Im Übrigen wäre es nicht richtig gewesen. Ich führte zwar alles andere als eine glückliche Ehe, aber ich wollte nicht fremdgehen wie Travis. Daher gab ich Hal einen Korb.«
»Den er akzeptierte?«
»Oh ja. Er wurde feuerrot, die ganze Sache war ihm tödlich peinlich. Er hatte sich von der Hitze des Augenblicks mitreißen lassen, und es geschah nie wieder.«
»Okay … und jetzt erzähl mir von dem Abend, an dem du seiner Frau begegnet bist.«
Sie seufzte. »Als ich Travis verließ, hatte Hal fast schon gekündigt. Er und Travis hatten sich ein paar Jahre vorher wegen irgendwas in die Haare gekriegt, und danach hatte Hal seine Arbeitszeit bei den Elkharts kontinuierlich reduziert und sich andere Tätigkeitsfelder gesucht. Hal liebte Antiquitäten, und er hatte einen kleinen Laden in Baltimore. Ich bin dort gewesen. Er verkauft wunderschöne Stücke. Jedenfalls arbeitete er schließlich nur dann noch für Travis, wenn für mich eine persönliche Leibwache erforderlich war, was damals nicht mehr besonders oft vorkam, da ich die Schule beendet hatte.«
»Und worüber hatten die zwei damals gestritten?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe Hal einmal danach gefragt, aber er wich meiner Frage aus.«
»Warum brauchtest du überhaupt einen Bodyguard?«
»Nadine meinte, das Geld der Elkharts und Travis’ angehende politische Karriere machten mich zu einem potenziellen Ziel.
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