Todeskind: Thriller (German Edition)
uns die Daten verschafft. Schau nach, wenn du magst.«
»Ich mag nicht, aber ich tue es.« Sie atmete scharf ein, während sie las. »O Gott. Ich habe meine Krebsdiagnose am zwanzigsten Juni bekommen, das war ein Dienstag. Am Mittwoch setzte mich Nadine vor die Tür, Hals Frau am Donnerstagabend. Am Freitag brachte sie sich um. Sie hat sich einen Tag nach unserer Begegnung getötet. Weil sie glaubte, ich hätte ihr den Mann weggenommen.«
»Das ist nicht deine Schuld, Daphne.«
»Schon komisch, wie so gar nichts meine Schuld ist«, sagte sie verbittert. »Hal hat das also getan. Er hat den Totenschein gefälscht. Seit zwanzig Jahren weiß er Bescheid. Die ganze Zeit über hat er es gewusst.« Ihre Miene veränderte sich, und Entsetzen vertrieb die Bitterkeit. »Er wusste es, Joseph. Er wusste, dass Beckett Kelly umgebracht hat. Er hat einen Mörder frei herumlaufen lassen, nur damit ich in seiner Nähe bleibe? Ich dachte, ich kenne ihn. Ich habe ihm vertraut! Ich habe ihm Ford anvertraut! Er stand bei mir zu Hause und tat, als würde er sich sorgen … Joseph, vielleicht hat er die ganze Zeit gewusst, wo Ford ist!«
»Ich lasse ihn zum Verhör abholen.« Joseph rief J.D. an, bat ihn, zu Hal zu fahren, und rief dann Grayson an, um einen Durchsuchungsbeschluss für Hals Häuser und Wohnungen in die Wege zu leiten. Selbst wenn Hal nichts mit den aktuellen Geschehnissen zu tun hatte, wurden Kimberly und ihre Schwester noch immer vermisst. Hals Sohn mochte die Mädchen irgendwo auf dem Besitz seines Vaters versteckt haben.
»Danke«, murmelte sie, als er auflegte. »Aber, Joseph, warum jetzt? Warum will Hals Sohn seine Rache ausgerechnet jetzt?«
»Das weiß ich nicht. Aber wir werden es herausfinden.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest, während sie Mark O’Hurley dorthin folgten, wo Doug sie schon die ganze Zeit hinzulocken versuchte.
Baltimore, Maryland
Donnerstag, 5. Dezember, 13.30 Uhr
Cole hatte endlich herausgefunden, wo er war. Na ja, zumindest in Ansätzen. Er hörte das Echo der Wagen, die vorbeifuhren, und das Schlagen der Autotüren, wenn die Fahrzeuge abgestellt waren. Es war der seltsame geisterhafte Hall, der typisch für Parkhäuser war.
Er konnte die Chemikalien riechen, die Mitch als Heizungstechniker brauchte. Ich liege unter mehreren Decken im schwarzen Van. Kimberly schien gewusst zu haben, wie man den hydraulischen Lift bediente. Zumindest hätte sie ihn unmöglich allein auf die Ladefläche hieven können.
In welchem Parkhaus er sich befand und wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, wusste er jedoch nicht. Sie konnte ihn überall hingefahren haben. Wenigstens fror er nicht, also war er vielleicht in einer Tiefgarage. Allerdings tat sein Schädel höllisch weh, und es roch nach Blut. Wahrscheinlich von dem Hieb mit der verdammten Schaufel. Immerhin hatte sie ihm nicht die Nase gebrochen, sonst wäre er längst an seinem eigenen Blut erstickt.
Wenn er das Miststück in die Finger bekam, würde es für einiges büßen.
Marston, West Virginia
Donnerstag, 5. Dezember, 13.45 Uhr
Daphne saß im Escalade, während Joseph sich mit Kerr und McManus absprach, die ihnen vom Busbahnhof nachgefahren waren. Vor ihnen stand O’Hurleys Wagen, und davor befanden sich die Hütte und die Garage aus ihren Alpträumen. O’Hurley war fünfmal falsch abgebogen, bevor er die richtige Straße gefunden hatte.
Nun saß sie hier. Voller Ungeduld und gleichzeitig voller Furcht.
Joseph machte die hintere Klappe auf, und sie sah, dass er sich eine Schutzweste umschnallte. Ihre Blicke begegneten sich. »Und du bist dir sicher?«
»Ja, Joseph, ich bin mir sicher. Kriege ich auch eine?«
Er überprüfte gerade das Magazin einer Halbautomatik. »Eine Waffe? Nein.«
»Ich meinte eine Weste.«
»Ja, und ob du eine kriegst.« Er schüttelte den Kopf, als könnte er nicht glauben, dass er ihr erlaubte mitzugehen. »Ich bin völlig bescheuert«, murmelte er. Ohne ihre Reaktion abzuwarten, nahm er einen kleinen Kasten mit Griff und reichte ihn Kerr, der ebenfalls Schutzkleidung trug. »Sprengstoffdetektor«, erklärte er. »Überprüfen Sie die Umgebung der Garagentür, bevor Sie sie aufmachen.«
»Nett«, bemerkte Kerr. »Wo haben Sie das denn her?«
»Im Unternehmen meines Vaters werden solche Sachen fürs Militär und zum privaten Gebrauch gebaut. Als mein Vater hörte, dass ich gestern fast in die Luft geflogen bin, hat er darauf bestanden, dass ich es mitnehme. Daphne, es ist Zeit. Nimm die Weste
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