Todeskind: Thriller (German Edition)
Ford zurück zum Motel 6. Ich hatte ihm noch nichts von meiner Erkrankung gesagt. Er glaubte, sein Vater hätte uns rausgeworfen. Heimlich rief ich meine Mutter an, um ihr alles zu erzählen. Ich fragte sie, ob ich mir leihen würde, was immer sie zusammenkratzen könnte, und sie sagte, dass sie sofort zu mir käme.«
Sie stieß einen langen Atemzug aus. »Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Ford hinter mir stand und alles mit angehört hatte. In diesem Moment hätte ich Travis Elkhart nur zu gerne umgebracht. Und ich war auch nicht gerade eins mit meinem Glauben an Gott. Ford stand unter Schock. Na ja, jedenfalls kam Mama, um uns abzuholen, und am nächsten Tag zahlten wir die Kaution für eine Wohnung in Baltimore. Am gleichen Tag rief Hal mich an und fragte, wo ich sei, und ich erzählte ihm von der Konfrontation mit seiner Frau.«
»Und?«
»Er sagte erst einmal gar nichts. Dann meinte er, es handele sich wohl um ein Missverständnis, er würde sich darum kümmern. Dennoch hielt ich eine Weile Abstand zu ihm. Ich wollte seine Ehe nicht noch mehr gefährden, als ich es versehentlich getan hatte. Und nachdem die Chemo begonnen hatte … Na ja, als ich mich zum Jurastudium eingeschrieben hatte, rief er mich an. Seine Frau war gestorben. Selbstmord. Er erzählte mir, dass sie schon seit Jahren sehr labil gewesen sei, und nachdem ich sie an jenem Abend erlebt hatte, konnte ich mir das gut vorstellen. Wir fingen an, uns ab und zu zum Mittagessen zu treffen, aber nur als … Freunde. Manchmal lädt er mich in die Oper oder ins Ballett ein. Er hat einiges zu meinem Frauenzentrum beigesteuert. Aber unsere Beziehung ist rein platonisch. Das ist alles.«
»Außer, dass er keine hundert Meter von dir entfernt wohnt und du nichts davon wusstest.«
Sie blickte ihn beunruhigt an. »Er war mein Leibwächter. Vielleicht gehört das zu Angewohnheiten, die sich hartnäckig halten. Ich weiß, dass du meinst, ich würde den Kopf in den Sand stecken, aber ich bin nicht in der Verfassung, voreilige Schlüsse zu ziehen. Im Übrigen kann sein Sohn höchstens dreizehn sein. Als ich damals das Haus seiner Frau verließ, sah ich den kleinen Jungen auf dem Rücksitz schlafen. Er war vielleicht fünf, und die Sache ist acht Jahre her. Kann sein, dass er mich hasst, weil er mich für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht, aber er ist nicht Doug.«
»Daphne, die Überprüfung von Hal Lynch hat ergeben, dass er einen Sohn hat. Er heißt Matthew und ist fünfundzwanzig Jahre alt. Die Mutter hieß Jane und hat Selbstmord begangen. Das kann einen jungen Mann schon sehr verbittern. Vielleicht ist er wütend auf die Frau, die er für die Trennung seiner Eltern verantwortlich macht.«
Daphne zog verwirrt die Brauen zusammen. »Aber er wäre immer noch nicht alt genug, um Doug zu sein.«
»Es sei denn, er hat der Kassiererin im Drugstore nicht die Wahrheit gesagt.« Er zog die Brauen hoch. »Wegen des Alters wird häufig gelogen, wie du vielleicht weißt.«
Sie verdrehte die Augen. »Ja, weiß ich.«
»Würdest du zumindest theoretisch in Betracht ziehen, dass Hal deinen Brief ans FBI abgefangen hat?«
Daphne überlegte. »Das muss ich wohl oder übel. Nadine macht niemals etwas selbst. Sie gibt Befehle und lässt andere für sich arbeiten. Wenn sie Hal angewiesen hätte, den Totenschein zu fälschen, dann hätte er das bestimmt getan. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch nicht miteinander befreundet. Er war Nadine sicherlich mehr verpflichtet als mir.«
»Du gehst also immer noch davon aus, dass Nadine die Dinge arrangiert hat«, stellte Joseph fest.
»Natürlich. Sie ist die Einzige, die etwas zu gewinnen hatte.«
»Skandalvermeidung«, sagte er, und sie nickte. Er fügte nichts hinzu, sondern wartete, dass ihr scharfer Verstand die Verbindung knüpfte, die die Loyalität zu ihren Freunden nicht zuließ.
»Welches Motiv hätte Hal haben sollen?«, fragte sie schließlich zweifelnd.
»Dich in seiner Nähe zu behalten. Hätte Nadine es vor der Hochzeit herausgefunden, was hätte sie getan?«
Sie zauderte. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hätte sie mich angewiesen, meine Sachen zu packen, und sich überlegt, wie sie das Sorgerecht für Ford bekommen könnte.« Sie blickte aus dem Fenster. »Hal wohnt also in meiner direkten Nachbarschaft. Hast du das genaue Datum des Selbstmords von seiner Frau?«
Langsam sickerten die Fakten ein. Joseph reichte ihr sein Telefon. »Grayson hat die Informationen an mich weitergeleitet. Paige hat
Weitere Kostenlose Bücher