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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Mein Ex-Mann war damals schon Richter und überlegte, ob er für den Kongress kandidieren sollte. Aber eigentlich denke ich, dass Nadine mich bloß unter ständiger Beobachtung haben wollte. Während der Collegeseminare. Bei Elternabenden. Sogar bei ehrenamtlichen Einsätzen – ständig war jemand dabei. Ich war wahrscheinlich die einzige Frau weit und breit, die sich auf den jährlichen Check beim Arzt freute. Zumindest bis ich krank wurde und meine Diagnose erhielt.«
    »An dem Tag hast du Travis mit seiner Sekretärin erwischt, hab ich recht? Maggie hat’s mir erzählt.«
    »Ich stand an diesem Tag derart neben mir, dass ich nach der Sache mit Travis direkt in Scotts Stall ging, um das Pferd zu striegeln, das er für mich dort untergestellt hatte. Scott war da. Er hielt mich im Arm, während ich weinte, und küsste mich auf die Stirn wie ein Bruder. Das war der ›Beweis‹, den Travis anführte, als er behauptete, ich sei ihm untreu gewesen. Außerdem deutete er in jedem zweiten Satz an, ich hätte von Anfang an eine Affäre mit Scott unterhalten. Nadine befahl mir zu verschwinden – am Morgen müsse ich weg sein. Mitten in der Nacht nahm ich Ford, klaute die Schlüssel zum Bentley und suchte mir ein Hotel.«
    Sie lächelte kläglich. »Aber Nadine hatte bereits meine Kreditkarten sperren lassen, was ich feststellte, als ich im erstbesten Hotel einchecken wollte.«
    »Was für ein Biest.« Joseph hoffte, dass er Nadine nie begegnen würde. »Und dann?«
    »Ich geriet in Panik. Bisher hatte ich mit den Kreditkarten bezahlen dürfen, was immer ich wollte, aber meine Barschaft war winzig. Was ich in meinem Portemonnaie hatte, reichte gerade für eine Nacht im Motel 6.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war bestimmt das erste Mal, dass vor dem Laden ein Bentley parkte. Ich brauchte Geld, aber ich konnte Scott nicht anrufen. Er hatte bereits genug Schwierigkeiten, weil er sich mir gegenüber wie ein echter Freund verhalten hatte. Ich wollte nicht, dass Travis noch mehr in die Hand bekam.
    Auch meine Mutter wollte ich eigentlich nicht anrufen. Ich wusste noch nicht, wie ich ihr beibringen sollte, dass ich Krebs hatte, ganz zu schweigen davon, dass ich bei den Elkharts rausgeflogen war und keinen müden Cent mehr besaß. Weil mir aber kaum eine Wahl blieb, rief ich dennoch an. Leider waren Maggie und sie nicht zu Hause.«
    »Also hast du Hal angerufen?«
    »Ja. Und er kam zum Motel 6. Er nahm mich in den Arm und tröstete mich. Alles würde gut werden. Ich bräuchte gar nicht erst einzuchecken – er hätte in Baltimore ein Haus, das leer stünde. Dort könne ich wohnen, bis Travis Alimente zahlte. Ich brauchte einen sicheren Ort für Ford, und ich wusste, dass sich in der Nähe eine Schule befand, die wie für ihn gemacht war. Außerdem würde ich bald die Krebsbehandlung beginnen müssen, deswegen sagte ich zu.«
    »Also … was geschah an dem Abend, als du seiner Frau begegnet bist?«, fragte Joseph mit Nachdruck.
    »Geduld, Geduld, ich komme ja jetzt dazu«, erwiderte sie seufzend. »Ich möchte dir doch nur klarmachen, dass ich nicht fremdgegangen bin.«
    »Ich weiß, dass du nicht fremdgegangen bist. Man hat dir den Boden unter den Füßen weggezogen. Und dann?«
    Sie seufzte wieder. »Am zweiten Abend in Hals Haus bekam ich Besuch von seiner Frau. Ich kapierte gar nichts. Sie schrie, ich sei eine Schlampe, die mit dem Vermögen der Elkharts noch immer nicht genug habe, weshalb ich ihr wohl nun auch noch den Mann ausspannen würde.«
    »Und wie hast du reagiert?«
    »So, wie ich es nicht hätte tun sollen. Kennst du das – Momente in deinem Leben, die du im Nachhinein unbedingt ungeschehen machen willst?« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe gelacht. Ich habe sie nicht ausgelacht, aber sie hat es so aufgefasst. Ich hatte gerade die Diagnose Krebs mit einer fünfzigprozentigen Überlebenschance erhalten und ich hatte gesehen, wie mein Mann seine Sekretärin vögelte, und doch beschuldigte man mich  – und das gleich zweimal in derselben Woche –, mit einem verheirateten Mann fremdzugehen? Das fand ich plötzlich urkomisch. Ich lachte, bis sie mir sagte, dass ich in ihr Haus eingezogen war. Sie und Hal hatten am Anfang ihrer Ehe darin gewohnt. Nun war es vermietet, aber nicht an mich.«
    »Und was hast du darauf erwidert?«
    »Nichts. Sie hat mir keine Chance gelassen. Sie fuhr mich an, ich sollte verschwinden, oder sie würde die Cops rufen, und sie hatte ihr Handy schon in der Hand. Also floh ich mit

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