Todeskind: Thriller (German Edition)
schlafend in seinem Bett in der Wohnung seiner Mutter gefunden. Fiebernd und vollkommen erschöpft. Irgendwie tat sie Ford leid.
Aber das muss außer mir ja keiner wissen, denn so denkt nur ein totales Weichei.
Also waren alle wiederaufgetaucht. Außer Beckett. Er lief noch immer frei herum, und niemand konnte Frieden finden, solange nicht auch er gefasst war.
Ford kniff die Augen zusammen und blickte zu Hal hinüber, der im Streifenwagen saß. Der Mann starrte auf die Baumlinie hinter der Reihe der an der Auffahrt geparkten Wagen.
Da war jemand im Wald. Ein Mann. Er verbarg sich hinter den Bäumen und bewegte sich parallel zu seiner Mutter und den anderen, die auf die Notfallfahrzeuge zugingen. Einen Moment lang blieb der Mann stehen, und Ford sah langes graues Haar.
Wilson Beckett. In Fords Inneren zerriss etwas. Er setzte sich in Bewegung und lief um die Garage herum, an der Hütte entlang und auf die Baumlinie zu, wo er Beckett gesehen hatte. Aus dem Augenwinkel sah Ford an der Außenwand der Hütte eine Axt lehnen – es war die Axt, mit der Beckett an jenem ersten Tag versucht hatte, Ford umzubringen.
Ford packte die Axt und rannte los. Er dachte an nichts anderes mehr außer an Beckett. Du Dreckschwein.
Ford erreichte die Baumreihe, visierte den Alten an und rannte ihn einfach um. Beckett reagierte schnell, wehrte sich, versuchte die Axt zu packen und kämpfte wie eine Wildkatze. Immer wieder bäumte er sich unter Ford auf und versuchte, ihn abzuwerfen. Ford drückte ihm mit beiden Händen den Griff der Axt gegen die Kehle, wie er es zwei Tage zuvor getan hatte.
Und so plötzlich, wie die Energie in ihm aufgestiegen war, schien sie ihn auch wieder zu verlassen. Beckett landete einen Haken, und Ford sah Sterne. Er blinzelte, und der andere nutzte den Moment, packte den Stiel der Axt, stemmte Ford weg und rollte sich unter ihm hervor.
Und dann lag Ford auf dem Rücken und starrte zu Beckett auf, der mit der Axt ausholte. Okay. Das war’s.
Rufe ertönten, doch sie schienen weit weg. Er sah, wie die Axt auf ihn herabsauste. Doch dann war sie plötzlich fort, und Beckett stieß einen Schmerzensschrei aus.
Tasha. Der Hund hatte die Zähne in Becketts Oberschenkel vergraben und knurrte. Beckett schwang die Axt gegen Tasha, aber der Zorn versorgte Ford mit einem neuerlichen Kraftschub. Er kam hastig auf die Füße, packte die Axt und schlug so fest er konnte mit dem Griff zu.
Beckett stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden und riss Ford mit sich. Wieder rammte er dem Alten den Griff gegen die Kehle und stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Holz.
»Du«, zischte Ford. Er spürte es kaum, als seine Fingerknöchel gegen Becketts Zähne stießen. »Du hast das alles getan. Du hast sie entführt. Du hast ihr weh getan. Du hast ihnen allen Furchtbares angetan.«
»Ford. Ford!« Die Stimme seiner Mutter drang wie aus weiter Ferne zu ihm. » Ford. Hör auf!«
Ich will nicht. Er muss sterben. Ford starrte in die boshaften Augen. In den offenen Mund, der nach Luft schnappte. Dreckige Hände umklammerten den Griff in verzweifelter Anstrengung. Beckett soll sterben.
»Ford. Hör auf. Bitte, mein Junge.« Ford blickte auf und sah das Gesicht seiner Mutter nur Zentimeter von seinem. Sie kniete hinter Becketts Kopf und hatte Fords Schultern gepackt. »Tu das nicht. Ruinier dir nicht seinetwegen das Leben.«
»Aber er muss sterben. Für alles, was er dir angetan hat.«
»Du hast recht. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, ihn zu töten. Denk an all die Familien, deren Töchter er entführt und ermordet hat. Sie haben Gerechtigkeit verdient. Wenn du ihn jetzt umbringst, haben sie nichts. Und du wanderst ins Gefängnis. Lass ihn gehen, Ford. Lass ihn gehen.«
Ihre Worte sanken ein, sickerten durch den roten Schleier der Wut. Sie hatte recht. Er wusste es. »Geh zurück, Mom.«
Seine Mutter richtete sich auf und wich ein paar Schritte zurück. Vorsichtig legte Ford die Axt zur Seite, dann packte er die Handgelenke des alten Mannes und drückte sie über seinem schmutzigen grauen Kopf auf den Boden. Beckett rang nach Luft, seine Augen sprühten vor Hass. Ford ballte die Faust und wollte gerade zuschlagen, als Joseph Carter in seinem Gesichtsfeld auftauchte.
Joseph drückte Fords Schulter. »Es ist vorbei, Junge. Du kannst ihn loslassen. Ich übernehme, okay? Daphne, Liebes, ruf Tasha zurück.«
Seine Mutter tat es, und Tasha wich, noch immer knurrend, zurück. Ford hörte ein Klicken und sah mit einem
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