Todeskind: Thriller (German Edition)
»Konntest du die letzte SMS lokalisieren?«
»Ja. Ich bin jetzt gerade da. Eine Seitenstraße ein paar Blocks vom Gericht entfernt. Außer mir ist niemand hier. Ich schicke dir die Adresse.«
»Warum hast du mir das nicht zuerst gesagt?«, fragte Joseph zähneknirschend.
»Die Reihenfolge schien mir schlüssiger zu sein. Soll ich auf dich warten?«
»Nein!«, fauchte Joseph, dann holte er tief Luft und beruhigte sich. »Nein. Fang an zu suchen.«
»Schon erledigt. Ich habe einen Rucksack gefunden, aber das war alles. Lässt sich nicht zuordnen.«
»Ich komme, sobald ich kann.« Joseph legte auf und kehrte zu den anderen zurück. »Wir haben eine weitere vermisste Person – Kimberlys kleine Schwester. Dr. Brodie, ich brauche ein Taser-Szenario unter der Voraussetzung, dass Kimberly von der bevorstehenden Entführung wusste.«
Dr. Brodie machte ein langes Gesicht. »Sagen Sie mir nicht, dass sie ihn in eine Falle gelockt hat.«
»Wegen der kleinen Schwester«, murmelte Ruby.
»Könnte sein«, sagte Joseph. »Wahrscheinlich sogar. Dr. Quartermaine, wenn Sie mir so schnell wie möglich einen Bericht über eventuelle Drogen oder Medikamente im Blut des Opfers durchgeben könnten, dann würde mir das sehr helfen.«
»Denken Sie, Zacharias hat Drogen genommen?«, fragte Ruby.
»Nein. Ich denke, nur so war es möglich, den Mann auszuschalten.« Joseph musste zu Novak, aber die Fakten und Indizien, die die Untersuchung des Tatorts ergeben hatten, kreisten in seinem Kopf, und er musste für sich zu einem Schluss kommen. »Ich könnte mir vorstellen, dass er ursprünglich zuerst Ford mit dem Taser außer Gefecht setzen wollte. Allerdings hätte der Elektroschock ihn höchstens dreißig Sekunden lahmgelegt.«
Taser, die von der Polizei verwendet wurden, setzten das Opfer wesentlich kürzer außer Gefecht als solche, die Zivilpersonen benutzten. Die Polizei brauchte nur genug Zeit, um die entsprechende Person zu fesseln. Zivilpersonen mussten wegrennen können.
»Da der Angreifer mit dem Taser offenbar umgehen konnte, wird er das gewusst haben.«
»Das sehe ich auch so. Er brauchte etwas, das Ford handlungsunfähig machte, bevor der Effekt des Tasers nachließ, und lange genug anhielt, um ihn wegbringen zu können.«
»Es gibt nicht viele Substanzen, deren Wirkung so schnell einsetzt und lange genug anhält«, überlegte Quartermaine. »Wahrscheinlich ein Cocktail, bei dem ein zweites Mittel greift, während das erste bereits nachlässt.«
»Das würde Sinn ergeben«, sagte Joseph. »Nehmen wir mal an, dass Zacharias ihn überrascht hat. Unser Schütze feuert den Taser auf Ford ab, wird dann aber aus dem Konzept gebracht. Er feuert auf Zacharias, dann ein zweites Mal, weil der Mann weiterkriecht.« Er sah zu der Stelle, wo die verfehlten Projektile gelandet waren. »Bleibt das Mädchen.«
»Das schon zu laufen begonnen hat«, fuhr Brodie fort. »Das war es, was mich stutzig gemacht hat – die Stelle, an der die Projektile gelandet sind. Er hat auf sie gezielt, als sie schon ein ganzes Stück von Ford entfernt war. Sie hatte einen guten Vorsprung.«
»Weil sie wusste, was auf sie zukam«, sagte Ruby.
»Ganz genau«, murmelte Brodie. »Vermutlich sticht er auf sie ein. Sie blutet, kriecht aber auf ihr Auto zu und packt den Türgriff. Er scheint von ihr abgelassen zu haben, nachdem er ihr eine Stichverletzung zugefügt hat.«
»Weil Ford und Zacharias nicht dauerhaft ausgeschaltet sind«, fügte Joseph hinzu. »Plötzlich hat er hundert Kilo wütenden Cop, auf den er nicht vorbereitet war. Also passt er sich rasch an die neue Lage an – der Bursche denkt schnell. Eigentlich hatte er nur vor, Ford und Kim für den Transport auszuschalten.«
»Er kann dem Cop nicht die Dosis für das Mädchen geben, denn sie ist zu gering«, sagte Quartermaine. »Ich habe auf dem Hinweg die Suchmeldung gehört: Asiatin, eins fünfundfünfzig, siebenundvierzig Kilo. Sie wiegt höchstens die Hälfte des Bodyguards, also hat der Cocktail, der für sie gedacht ist, keine ausreichende Wirkung auf Zacharias. Er muss ihm Fords verabreichen.«
»Und Ford kriegt die Dosis für das Mädchen«, sagte Joseph nachdenklich. »Das Zeug bremst ihn, kann ihn aber nicht gänzlich ausschalten, also packt der Angreifer ihm ins Haar und lässt seinen Schädel aufs Straßenpflaster krachen.«
»Daher Blut und Haar auf dem Asphalt«, schloss Brodie.
»Aber warum ist der Cop gestorben?«, fragte Ruby. »Wollte der Angreifer Ford
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