Todeskind: Thriller (German Edition)
ursprünglich umbringen? Und warum Zacharias die Kehle aufschneiden, wenn er doch schon tot war?«
»Gute Fragen«, pflichtete Joseph ihr bei. »Und wie hat er Ford und Kimberly aus der Gasse geschafft? Wo hat sein Auto gestanden?« Er wandte sich an den Doktor und nickte ihm zu. »Willkommen in Baltimore, Dr. Quartermaine. Rufen Sie mich bitte an, sobald Sie etwas finden. Dr. Brodie gibt Ihnen die Nummern. Ich muss mich jetzt mit Agent Novak treffen.«
Dienstag, 3. Dezember, 13.20 Uhr
»Ziehen Sie den Kopf ein, Daphne.« Detective Hector Rivera trat einen Schritt zurück, als der Pfleger Daphne aus dem Rollstuhl auf die Rückbank des Zivilwagens half. Sie hatte gegen den Rollstuhl protestieren wollen, aber so wurde es in den Krankenhäusern nun einmal gemacht, und sie war zu erschöpft, um sich noch länger dagegen zu wehren.
Hector war ein erfahrener Detective von der Drogenabteilung der Baltimorer Polizei, und obwohl er im Augenblick glattrasiert und gekämmt war, gab es in ihren Augen kaum jemanden, der im ungepflegten Zustand überzeugender den Drogenabhängigen geben konnte. Daphne war erleichtert gewesen, als sie seinen Namen auf der Liste der Leute für ihren Personenschutz gelesen hatte.
Ich brauche Personenschutz.
Zuvor hatten Paige und Clay für ihre Sicherheit gesorgt, falls die Millhouses »ernst machen« sollten. Es war ihr irgendwie nicht real vorgekommen. Doch nun hatten sie ernst gemacht. Es war real. Sie haben meinen Sohn entführt.
Gehorsam rutschte sie auf den Rücksitz von Hectors Limousine. Lehnte sich zurück. Schloss die Augen. Kämpfte die Übelkeit nieder. Ford. Bitte.
»Daphne. Moment!«
Als sie Graysons Stimme hörte, beugte sich Daphne wieder aus dem Auto. Grayson trabte über den Parkplatz des Krankenhauses auf sie zu.
Hector trat sofort vor sie und drückte sie in den Wagen zurück. »Nein! Lassen Sie das.«
»Aber das ist doch nur Grayson«, erwiderte sie ruhig.
»›Nur Grayson‹ könnte genau der Augenblick sein, den ein Scharfschütze braucht.«
Sie nickte benommen. »Entschuldigung. Ich habe nicht nachgedacht.«
Er ging vor ihr in die Hocke, und seine Miene war ernst und voller Mitgefühl. »Ich wollte Sie nicht so anschnauzen, Daphne. Es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass Sie am Leben bleiben. Sie möchten Ihren Sohn doch wiedersehen, oder?«
Er richtete sich wieder auf und trat zur Seite. Sofort nahm Grayson seinen Platz ein. Er streckte ihr etwas auf der offenen Hand entgegen.
»Mein Handy.« Sie nahm es und empfand Erleichterung, dass sie zumindest ein gewisses Maß an Kontrolle zurückerhielt. »Danke.«
»J.D. hat es aus deinem Mantel geholt. Und das hier ist von mir.« Er gab ihr eine dicke Mappe. »Eine Kopie der Millhouse-Akte. Das VCET hat das Original. Wenn du dich beschäftigen musst, dann such am besten nach Querverbindungen. Es könnte Dinge geben, die nur du erkennst.«
»Danke«, wiederholte sie ruhig. »Für alles.«
»Ich muss dir danken. Du hast dein Leben riskiert, als du die Kameratasche auf Marina Craig geschleudert hast. Wenn es irgendwas gibt, was ich noch für dich tun kann, dann sag es einfach.«
»Wohin gehst du jetzt?«, fragte sie.
»Ich muss erst die Haftbefehle unterschreiben lassen, dann fahre ich direkt zur Polizei zum Verhör. Ich will der Erste bei Bill Millhouse sein.«
Zorn kochte in ihr auf. »Dann bring ihn dazu, dir zu sagen, wo mein Sohn ist.«
»Wenn aus ihm etwas rauszukriegen ist, dann kriege ich es raus«, versprach er. »Paige wird bei dir bleiben. Bitte«, sagte er schnell, als sie protestieren wollte. »Ich muss sicher sein können, dass du gut aufgehoben bist. Clay kann dir im Moment nicht helfen, er ist nicht voll bei der Sache. Aber Paige kann das eine Weile durchaus allein schaffen.«
Armer Clay. Sie hatte noch keine Chance gehabt, über ihn nachzudenken. Er hatte einen Mitarbeiter und einen Freund verloren. Und er würde sich die Schuld dafür geben, dass Ford entführt worden war.
Aber ist das denn nicht auch so? Daphne stellte überrascht fest, dass sie das ebenfalls tat. Damit musste sie sich auseinandersetzen, bevor sie ihm gegenübertrat. »Ich bin froh, dass Paige da sein wird, und meine Mutter wird sich auch freuen. Wenn du deinen Bruder siehst, dann danke ihm bitte in meinem Namen.«
»Wir müssen los.« Hector setzte sich hinters Steuer. Er deutete auf die Frau auf dem Beifahrersitz, eine umwerfende Rothaarige, die Sexappeal verströmte, obwohl sie eine schwere Schutz- und Funktionsweste
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