Todeskleid: Thriller (German Edition)
Überwachungsvideo von der Poolparty nicht mehr rankommen, oder?«
Er sah sie mit grimmiger Befriedigung an. »Normalerweise schon, hätte ich bis heute Morgen gewartet, um es mir herunterzuladen, doch das habe ich schon gestern Nacht erledigt, während du geschlafen hast.«
Sie zog die Brauen hoch. »Du hast ziemlich viel erledigt, während ich geschlafen habe, was?«
Grayson warf Joseph einen Blick zu, doch der zuckte nur die Achseln.
»Was ist mit Peabody?«, fragte Paige.
»Kann bleiben. Der Hotelmanager hat nichts dagegen.«
Sie überlegte, wie sie ihre nächsten Worte formulieren sollte. »Ich lasse mich nicht halten wie eine Gefangene, Grayson. Ich bin nicht dumm, und ich gehe keine unsinnigen Risiken ein, aber ich kann auch nicht unbegrenzt hierbleiben. Je schneller wir die Geschichte klären, umso eher können wir alle unser ganz normales Leben fortsetzen.«
»An dem du hängst«, murmelte er.
Ihr Herz zog sich ohne Warnung zusammen. Sie würden wieder zu dem Leben zurückkehren, was sie noch gestern Morgen, bevor sie einander begegnet waren, für normal gehalten hatten. Weil er keine feste Beziehung wollte. Obwohl sie tief im Innern davon überzeugt war, dass er sich genau danach sehnte.
»An dem ich hänge«, wiederholte sie ein wenig sarkastisch. »Ich werde hier nicht untätig herumsitzen. Wenn du mich nicht unterstützen willst, ermittle ich auf eigene Faust. Ich werde vorsichtig sein, das verspreche ich, und ich gehe auch nirgendwo allein hin. Ich warte auf Clay oder rufe meine Freundin in Minnesota an. Sie hat mir versprochen, herzukommen, falls ich sie brauche. Ich setze mein Leben nicht aufs Spiel, aber ich lasse mich auch nicht einsperren. Also – wie sieht’s aus?«
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Und was ist nachts?«
»Wenn du willst, dass ich lieber hierbleibe, anstatt in meine Wohnung zu fahren, dann ist das in Ordnung, solange niemand Einwände gegen Peabody erhebt. Es ist dein Geld. Wenn du der Meinung bist, dass ich einen Aufpasser brauche, bitte schön. Wahrscheinlich ist die angrenzende Suite dazu gedacht.«
Wieder der Muskel. »Richtig. Versprich mir einfach, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, mehr verlange ich gar nicht. Im Moment würde ich dich bitten, dir das Partyvideo von damals anzusehen und möglichst viele Personen den Namen auf der Liste zuzuordnen, die Rex McCloud uns gegeben hat. Die meisten Gäste von damals haben inzwischen Internetpräsenzen. Es sollte nicht schwer sein, jeweils ein aktuelles Foto mit dem Band abzugleichen. Ich will wissen, ob irgendjemand während der Party den Pool verlassen hat.«
»Und was machst du?«, fragte Paige.
»Ich rekonstruiere meine Zeugenliste. Ich muss die Leute ausfindig machen und erneut befragen.«
»Solange sie noch am Leben sind«, brummte Joseph. »Deine Zeugen sterben wie die Fliegen.«
»Da hast du recht«, sagte Grayson ruhig. »Und ich will, dass Anderson und wer immer sonst noch daran beteiligt war, genau dafür bezahlen.«
Mittwoch, 6. April, 11.35 Uhr
Adele hielt den Atem an, als Darren die Tür aufschloss. »Puh.« Sie schnitt eine angewiderte Grimasse. Es stank noch immer erbärmlich. »Ich habe die Ventilatoren angestellt und alles eingesprüht.«
»Tja, hat nicht viel gebracht.« Auf dem Rückweg hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, aber sie wusste einfach nicht, wie sie anfangen sollte. Es klang so verrückt. Vielleicht bin ich verrückt.
Sie folgte ihm ins Schlafzimmer, wo er sich umzuziehen begann.
»Wohin willst du?« Ihre Stimme klang verzagt.
»Zur Arbeit. Ich habe kaum noch Zeit zum Duschen und Rasieren, bevor das Nachmittagsmeeting beginnt.«
»Soll ich dir rasch was zu essen machen?«
»Ich krieg eh nichts runter.« Er ging ins Bad, und sie hörte, wie er die Dusche anstellte. Adele trat ans Fenster und blickte hinaus auf die Straße, wo gestern der schwarze Wagen vorbeigefahren war. Falls es wirklich der Wagen gewesen war.
Sie legte die Finger an die Schläfen. Nichts schien ihr mehr sicher. Nur, dass jemand Darrens Hund vergiftet hatte. Die Pralinenschachtel war leer gewesen.
Armer kleiner Rusty. Bittere Galle stieg ihr in der Kehle auf, aber sie drängte sie zurück. Auch ich hätte die Schokolade essen können. Schlimmer noch – Darren. Oder Allie!
Das Wasser wurde abgedreht. Darren stand mit einem Handtuch um die Hüften im Türrahmen zum Bad und beobachtete sie. »Adele?«, sagte er leise. »Du musst mir die Wahrheit
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