Todeskleid: Thriller (German Edition)
ab. »Konzentrieren wir uns«, sagte sie mit barscher Stimme.
»Okay.« Seine Stimme klang belegt, und er schluckte hörbar. »Was stimmt nicht mit dem Video?«
»Diese Frau. Betsy. Sie steht auf der Gästeliste von Rex McCloud.«
»Ja. Ich habe sie vor dem Prozess befragt. Sie hat Rex’ Alibi bestätigt.«
»Ja, sicher. Wahrscheinlich hat sie Crack von ihm geschnorrt. Ein Jahr später sind beide auf einer anderen Party wegen Drogenbesitzes festgenommen worden.«
»Das beweist aber nicht, dass sie gelogen hat, was sein Alibi angeht.«
»Nein, das meinte ich auch nicht. Ich habe das Video auf deinem Laptop gesehen.« Den sie mit dem großen Monitor verbunden hatte. »Parallel dazu habe ich auf meinem Laptop recherchiert und zu den Namen an Fotos aufgerufen, was ich finden konnte. Schau dir Betsy auf dieser Party an. Das war Mitte September.« Sie vergrößerte den eingefrorenen Bildausschnitt, bis Betsy den Monitor ausfüllte. Sie befand sich hüllenlos im flachen Teil des Beckens und wurde von Rex persönlich von hinten bearbeitet.
Grayson räusperte sich. »Okay. Interessant. Was stimmt hier nicht?«
»Ihre Brüste. Sie sind klein. Vielleicht Körbchengröße A, wenn sie Glück hat.« Paige drehte ihr Laptop, damit er besser sehen konnte. »Und jetzt schau dir Betsy auf ihrer MySpace-Seite an.«
»Wow«, sagte er überrascht. »Da hat aber jemand an sich arbeiten lassen.«
Auf dem zweiten Foto trug Betsy einen winzigen Bikini und posierte kess mit der Hand auf der Hüfte. Ihr Strahlen war riesig, und das waren ihre Brüste auch.
»Das Foto auf der Seite stammt laut Datum vom fünfzehnten August desselben Jahres.« Sie sah über die Schulter, ob er ihr folgen konnte, doch er runzelte bereits die Stirn. »D-Cup im August, A-Cup einen Monat später. Entweder stimmt das Datum des MySpace-Fotos nicht, was ich nicht glaube, weil es auf ihrer eigenen Geburtstagsparty gemacht worden sein soll, oder das Datum des Videos stimmt nicht.«
»Was bedeutet, dass das Band nicht von der Party stammt, bei der Crystal Jones ermordet wurde«, murmelte er.
»Genau.«
»Das ändert alles.«
»Es bedeutet auch, dass McClouds Sicherheitsleute dir das falsche Band gegeben haben, und zwar mit Absicht. Um Rex ein Alibi zu verschaffen.«
Grayson richtete sich kerzengerade auf. »Ich denke, davon sollten wir ausgehen, wenngleich wir es nicht mit Sicherheit sagen können.« Er sah sie prüfend an. »War Betsys MySpace-Account gesperrt?«
»Du meinst, ob ich mich reingehackt habe? Es schmeichelt mir, dass du mir das zutraust, aber die Antwort lautet nein. Ich bin kein Hacker. Ich habe sie ganz altmodisch gegoogelt. Betsy hat keine nennenswerte Privatsphäre eingestellt, und der Account ist schon alt. Seit drei Jahren hat sie nichts mehr daran gemacht. Vor einem Jahr ist sie zu Facebook gegangen, und die Bilder da sind weit zahmer. Sie hat eine Entziehungskur hinter sich und ist angeblich seit einem Jahr clean. Die MySpace-Seite hat sie allerdings nie gelöscht.«
»Also hätte jeder mit ihrem Passwort das Bild posten können.«
»Richtig, wie in jedem anderen sozialen Netzwerk. Mir war klar, dass du das sagen würdest.« Sie wandte sich wieder dem großen Monitor zu, ließ das Band zu einer anderen Einstellung fortlaufen und fror es erneut ein. »Die Nacht ist klar, der Mond drei viertel voll.« Sie drehte sich so um, dass sie ihn ansehen konnte. »Laut Archivaufzeichnungen war der Mond in der Nacht, in der Crystal starb, nur eine schmale Sichel.«
Grayson sah eindeutig unglücklich aus. »Verdammt. Wie hat uns das entgehen können?«
»Ihr wolltet Rex’ Alibi bestätigen, deshalb seid ihr gar nicht auf die Idee gekommen, dass das Video vertauscht war.«
Er räusperte sich. »Wie ich schon sagte: Das ändert alles. Ich bin allerdings nicht sehr optimistisch, dass wir nach all den Jahren das richtige Band in die Finger bekommen.«
»Aber das hier in Verbindung mit Elenas Fotos könnte doch genügend berechtigte Zweifel wecken, um das Verfahren noch einmal aufzurollen, oder?«, fragte sie.
»Wir sind vielleicht sogar in der Lage, das Urteil zu kippen, was besser wäre. Und schneller.«
»Schneller ist besser. Diese Betsy hier hat offenbar wirklich ein neues Kapitel in ihrem Leben begonnen. Sie arbeitet jetzt ehrenamtlich in ihrer ehemaligen Entzugsklinik. Wenn wir Glück haben, ist sie sogar dazu bereit, nach fünf Jahren zur Abwechslung mal die Wahrheit zu sagen.«
»Ich rufe sie gleich als Nächste an.«
»Warst du
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