Todeskleid: Thriller (German Edition)
sagen, dass Sie versetzt werden.«
Grayson starrte ihn fassungslos an. »Was?«
»Sie übertragen Ihre Fälle Joan Danforth. Und übernehmen im Gegenzug ihre.«
Er schüttelte den Kopf. Er hörte wohl nicht richtig! »Aber sie kümmert sich um Betrugsfälle.«
»Richtig. Sie sind schon viel zu lange in der Mordabteilung. Sie fangen an, die Dinge persönlich zu nehmen.«
»Und was ist mit dieser Ermittlung?«
»Joan wird das machen. Ich werde sie unterstützen, wo immer es nötig ist. Sie ist eine sehr kompetente Anwältin, die von allen Parteien respektiert wird.«
Graysons Gedanken begannen zu rasen. »Das ist doch Wahnsinn. Sie können mich nicht einfach abziehen.«
»Oh, doch, und ob ich das kann«, versetzte Anderson beißend. »Sie sollten froh sein, dass ich Ihre Karriere rette.«
Graysons Augen weiteten sich. »Meine Karriere bedarf keiner Rettung.«
»Wenn diese Ermittlung erst einmal ihre Kreise zieht, könnten Sie das anders sehen.«
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
» Sie haben den Mann angeklagt. Sie sind derjenige, der das Urteil erwirkt hat.«
»Weil mir die entsprechenden Beweise vorlagen«, zischte Grayson mit zusammengebissenen Zähnen.
Andersons fast amüsierter Blick ließ ihn erstarren. »O mein Gott«, flüsterte er. »Sie wussten es. Sie wussten, dass Muñoz unschuldig ist.«
»Seien Sie kein Narr«, sagte Anderson leise. »Vor fünf Jahren hatten Sie Potenzial, aber ein Superstar waren Sie nicht. Jetzt kriegen Sie die guten Fälle, Fälle, die man gewinnen kann, so dass Sie auch weiterhin die Verurteilungsquote haben, auf die Sie so stolz sind. Die medienwirksamen Fälle, die Ihr Gesicht auf die Bildschirme bringen. Der Muñoz-Fall hat Sie bei den richtigen Leuten bekannt gemacht, und die werden sich jetzt fragen, ob Sie wirklich derart naiv gewesen sein konnten. Und was bedeutet das für Sie?« Er zog eine Braue hoch. »Wie lange, denken Sie, wird es dauern, bis die Leute herausfinden, worauf Ihr Feuereifer in dem Gerichtssaal damals wirklich basierte?«
Graysons Blut gefror zu Eis. »Was soll das heißen?«
»Muñoz war ein großer, böser Latino, der eine blonde Studentin ermordet hat. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Sie waren der ideale Ankläger in diesem Fall.«
Nein. Grayson öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Wort drang über seine Lippen. Das kann doch nicht wahr sein!
»Nehmen Sie sich ein paar Tage frei, Mr. …« Anderson machte eine bedeutungsvolle Pause. »… Smith. Denken Sie nach. Ich bin zuversichtlich, dass Sie zu dem richtigen Schluss kommen werden. Diesen Fall abzugeben ist nur in Ihrem eigenen Interesse. In Ihrem und in dem Ihrer Mutter.« Damit verließ Anderson den Raum.
Mit zittrigen Knien ließ sich Grayson auf einen Stuhl sinken. O Gott. Oh, mein Gott. Er weiß es. Woher weiß er es? Wie hat er es herausgefunden? Wir waren doch so verdammt vorsichtig.
Dumpf starrte er auf den Tisch, bis das panische Tosen in seinem Kopf sich legte und Andersons Worte einsanken. Sie waren der ideale Ankläger in diesem Fall.
Anderson hatte also damals schon von Muñoz’ Unschuld gewusst. Er hat absichtlich mich ausgesucht. Grayson schloss die Augen. Gestern Abend hatte er sich eingestanden, dass man im Fall Muñoz Beweisführung, Zeugenaussagen und anderes manipuliert hatte. Sich selbst hatte er gestern Abend noch nicht als Opfer dieser Manipulation betrachtet.
Doch nun hatte sich das geändert. Nun hatte sich alles geändert.
Er wusste genau, was er tun musste. Er nahm sein Handy und rief seine Mutter an.
Sie nahm das Gespräch sofort an. »Denk nicht einmal daran, deine Verabredung mit mir abzusagen.«
»Nein, habe ich nicht vor«, sagte er grimmig. »Ich muss nur ein wenig umplanen.«
»Grayson, mein Lieber«, fragte sie alarmiert durch seinen Tonfall. »Stimmt etwas nicht?«
»Etwas? So gut wie nichts mehr.«
11. Kapitel
Mittwoch, 6. April, 11.00 Uhr
Paige sah sich misstrauisch in dem Hotelzimmer um. Es lag direkt neben dem, in dem sie gerade mit den hohen Staatsdienern gesprochen hatte, und sah praktisch genauso aus. Stevie und Joseph hatten sie hineinbugsiert, sobald Anderson sie entlassen hatte.
»Warum bin ich hier?«
Stevie zuckte die Achseln. »Das müssen Sie Grayson fragen. Ich befolge nur Anweisungen. Setzen Sie sich, bevor Sie umfallen, Paige.«
Paige beäugte das weich aussehende Sofa. »Wenn ich mich hinsetze, schlafe ich sofort ein.«
»Ist doch gar keine schlechte Idee«, sagte Joseph. »Du hast Ringe
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