Todeskleid: Thriller (German Edition)
solche Aggressivität hervorrufen. Aber wenn sie schwanger war, was ist dann mit dem Baby geschehen?«
»Steht hier nicht«, sagte Paige.
»Violet«, murmelte Grayson. »Sie ist sieben, genauso alt wie Cherris Kind jetzt wäre. Violet muss Cherris Tochter sein.«
»Das könnte gut hinkommen. Silas nimmt sich seiner Enkelin an und zieht sie wie seine eigene Tochter groß.« Paige wandte sich zu Grayson um, als dieser sich abrupt aufrichtete. Offenbar war Daphne wieder in der Leitung.
»Ja, ich bin noch da«, sagte er in den Hörer. Dann wanderten seine Augenbrauen aufwärts. »Da sieh mal einer an.« Er lauschte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Sollte mir eigentlich unglaublich vorkommen, tut es aber leider nicht. Sei vorsichtig, Daphne, wenn du heute Abend das Büro verlässt. Lass dich von einem Sicherheitsmann zum Auto eskortieren. Oder nimm besser gleich ein Taxi. Ich will nicht, dass dir was passiert.«
Er legte auf und sank auf den Stuhl neben Paige. »Die Anklage gegen Cherrie wegen bewaffneten Raubüberfalls wurde fallengelassen, weil eine andere Frau als Täterin in Frage kam. Man fand das gestohlene Geld plus Tatwaffe im Schrank im Schlafzimmer besagter Frau.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, hauchte Paige. »In ihren Winterstiefeln?«
Er lachte, aber es klang nicht fröhlich. »Na ja, das wäre dann doch ein bisschen zu stark, oder? Nein, aber es kommt trotzdem noch besser. Ratet mal, wer Cherris Verteidiger war?«
Paige verengte die Augen. »Bob Bond?«
»Der und kein anderer.« Grayson wandte sich an Joseph. »Bond war auch Ramon Muñoz’ Anwalt. Und der Staatsanwalt, der die Anklage schließlich fallengelassen hat, war niemand anders als mein Chef.«
Josephs Gesicht wurde finster. »Dieser Mistkerl. Aber wir kriegen ihn, Grayson. Wir kriegen beide.«
Auch Paige kochte innerlich. »Bond kriegt ihr nicht mehr. Er ist tot – Selbstmord.«
Grayson sah sie stirnrunzelnd an. »Woher weißt du das?«
»Ich habe in seiner Kanzlei angerufen, als ich anfing, für Maria und Elena zu ermitteln. Ich wollte nachfragen, ob er während der Verhandlung damals gerne bestimmte Spuren verfolgt hätte oder ob er mir einen Ansatzpunkt geben könnte. Na ja, ihr wisst schon«, fügte sie sarkastisch hinzu. »Möglichkeiten eben, die man ausgeschöpft hätte, wäre Ramon Muñoz zahlender Klient gewesen.«
»Ramons Anwalt hat pro bono gearbeitet?«, fragte Joseph.
»Nein«, erklärte Grayson. »Die McClouds haben ihn bezahlt. Bond arbeitete für eine Kanzlei, die im Dienst des Senators stand.«
»Aber warum bezahlen die McClouds Muñoz einen Anwalt?«, wollte Joseph wissen.
»Maria hat mir erzählt, dass sie Ramon mochten«, erklärte Paige. »Sie wollten ihm den bestmöglichen Verteidiger an die Seite stellen. Komisch nur …« Sie hielt inne. »Gestern Abend konnte der Senator sich nicht mal richtig an Ramons Namen erinnern – er hat ihn Roberto genannt, weißt du noch? Kommt mir eher unwahrscheinlich vor, dass er die Rechnung bezahlt haben will.«
»Vielleicht war es Mrs. McCloud«, sagte Grayson. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie es als eine Art Wohltätigkeitsprojekt betrachtete. Oder aus einem Schuldgefühl heraus handelte, weil ihr klar war, dass man das Sicherheitsvideo ausgetauscht hatte. Vielleicht wusste sie, dass Ramon nicht der Täter war, und hoffte, Bond würde einen Freispruch erwirken.«
»Das wäre möglich«, sagte Paige. »Maria sagte, die McClouds strichen die Unterstützung, als feststand, dass Muñoz für schuldig befunden worden war. Maria und Elena engagierten einen anderen Anwalt, der das Urteil anfechten sollte, aber er hatte keinen Erfolg. Sie hatten ursprünglich versucht, einen von den Anwälten zu bekommen, die sich auf Justizirrtümer spezialisiert haben, aber die waren alle schon auf Jahre hinaus ausgebucht.«
»Woraufhin Elena zu mir kam«, bemerkte Grayson leise.
Paige legte ihre Hand auf seine. »Was hättest du schon tun sollen? Und warum hättest du ihr glauben sollen? Die Beweise gegen Ramon Muñoz waren überzeugend.«
Er presste die Kiefer zusammen. »Aber dich haben sie nicht überzeugt.«
»Doch, haben sie. Deswegen habe ich Elena ja gesagt, wir brauchten neue. Ich habe Clay versprochen, die Finger von dem Fall zu lassen, sollten die neuen Beweise nichts taugen.« Bilder der blutüberströmten Elena schossen ihr durch den Kopf. »Und dann taugten sie so viel, dass Silas Dandridge sie erschossen hat.«
»Und wie ist Silas nun vom
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