Todeskleid: Thriller (German Edition)
hatte.
Sie hatte den Schlüssel gerade ins Schloss gesteckt, als sie jemanden hinter sich spürte. Sie blickte auf und sah in der Scheibe gespiegelt das Gesicht. Das Gesicht aus ihren Alpträumen. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei, aber alles, was herauskam, war ein heiseres Krächzen, als ein gleißender Schmerz sie durchfuhr.
Ein Messer. In meinem Rücken. Ihre Fingernägel kratzten über die Scheibe. Wehr dich! Sie wandte sich taumelnd um und sah ihrem Alptraum zum ersten Mal seit jenem Tag in die Augen. Zorn explodierte in ihr, und sie machte einen Satz nach vorne. Stürzte auf die Knie.
Dumpf blickte sie an sich herab. Das Messer steckte nun in ihren Eingeweiden. Der Schmerz kam eine Millisekunde später. »Jetzt sterbe ich«, murmelte sie.
»Ja, das wirst du.«
Adele blickte auf, und ihre Sicht verdunkelte sich. »Aber warum?«, presste sie hervor. »Ich hatte mich gefangen. Ich hatte ein neues Leben.«
Das Messer wurde herausgezogen und an ihrer Jacke abgewischt. »Das war ja das Problem.«
Adele spürte kaum den Schuh, der gegen ihre Schulter trat und sie mit dem Gesicht auf den Asphalt drückte.
Allie. Sie würde ihr Baby nie wiedersehen.
Sie sah, wie ihr die Tasche von ihrem Arm gezerrt wurde, konnte aber den Kopf nicht mehr heben. Konnte nichts mehr tun, konnte sich nicht wehren. Wie damals, wie an jenem Tag.
Hinter ihr wurde ihr Wagen gestartet, und aus den Augenwinkeln, verschwommen durch ihre Tränen, sah sie die Rücklichter verschwinden. Adele war allein. Wie gut, dass Allie nicht bei mir ist. Sie versuchte, sich vorwärtszuziehen, die Straße zu erreichen. Doch alles wurde dunkel.
Donnerstag, 7. April, 8.50 Uhr
»Hier ist es«, sagte Stevie und hielt an dem gelben Flatterband, das das Stückchen Waldgebiet vor dem Pflegeheim absperrte.
J.D. marschierte den Bereich ab, dann duckte er sich unter dem Band durch und blickte auf den blutgetränkten Boden. »Der Schütze muss hier gestanden haben«, sagte er. »Es ist die einzige Stelle mit ungehinderter Sicht auf den Laternenmast, den er statt Smith getroffen hat.«
»Er hat Grayson weisgemacht, er habe ihn mit Absicht verfehlt.«
»Oh, und ob er ihn mit Absicht verfehlt hat«, bestätigte J.D. »Das Ziel hätte sogar ein Schütze mit grauem Star getroffen. Der Treffer, der Elena Muñoz tötete, war eine ganz passable Herausforderung, aber dies hier wäre ein Kinderspiel gewesen.« Er ging in die Hocke, um das Blut am Boden zu untersuchen. »Es gab also zwei Kerle, den Schützen und den Bombenleger. Ich gehe mal davon aus, dass das hier das Blut des Bombenlegers ist, da der Schütze noch munter genug war, um Grayson mit einem Anruf zu warnen.«
»Davon gehe ich auch aus. Die Spurensicherung hat schon Proben eingeschickt, aber wir bekommen die Ergebnisse erst morgen. Der Sprengstoffexperte hat mir eine Liste von Kriminellen geschickt, die dieselbe Art von Zünder benutzt haben. Ich habe gebeten, die DNS abzugleichen.« Sie blickte zur Straße. »Irgendwann hat der Schütze kapiert, dass die Bombe aktiviert war. Aber wann? Oder besser: Wieso?«
»Es muss auf jeden Fall gewesen sein, nachdem Smith weggefahren ist. Wenn er es vorher gewusst hätte, hätte er die Reifen zerschossen, anstatt zu warten, dass er ihn über Handy warnen kann.«
»Aber wieso überhaupt auf Grayson schießen, wenn er ihn doch verfehlen wollte? Was sollte die Show?«
»Vielleicht hat ihn jemand beobachtet. Vielleicht wusste er, dass der andere Bursche auch hier war.« J.D. richtete sich wieder auf. »Grayson kennt also die Stimme des Schützen?«
»Er ist sich sicher, kann sich aber nicht erinnern, woher.« Stevie duckte sich unter dem Flatterband hindurch und stellte sich neben ihren Partner, um sich ebenfalls die Blutflecken anzusehen. »An manchen Stellen ist mehr in den Boden gesickert.«
»Derjenige, der verwundet wurde, hat eine Weile hier gelegen und geblutet.« J.D. deutete auf die entsprechenden Stellen. »Arm, Arm und Knie?«
Beide sahen auf, als Drew Peterson von der Spurensicherung näher kam. »Es gab einen vierten Schuss in den Kopf. Wir haben hier Hirnmasse gefunden.« Drew zeigte auf eine Markierung. »Drei Kugeln waren in den Boden eingedrungen. Ich habe sie schon in die Ballistik geschickt.«
»Der Überlebende hat den Verwundeten mitgeschleift.« Stevie wanderte langsam mit gesenktem Kopf an dem Pfad entlang, der durch die Schleifspuren in den Blättern entstanden war. Etwas weckte ihre Aufmerksamkeit. Etwas Weißes. »Seid ihr Jungs
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