Todeskleid: Thriller (German Edition)
fort, »die behauptet, Rex habe sich an diesem Abend auf die Suche nach Crystal Jones, dem späteren Opfer, gemacht. Diese Zeugin gibt an, er sei wütend gewesen. Sehr wütend.«
»Die Zeugin, von der Sie sprechen, ist mir bekannt«, erklärte Reba kühl. »Betsy Malone ist selbst drogenabhängig und nicht im Geringsten glaubwürdig. Lassen Sie mich freiheraus sprechen, Mr. Smith: Sie greifen die falsche Familie an.«
»Ich greife niemanden an«, sagte Grayson. »Ich möchte einer toten Frau Gerechtigkeit verschaffen. Wenn die Fakten auf Ihren Neffen verweisen, wende ich mich dorthin. Wenn das Überwachungsvideo vertauscht wurde und das Sicherheitsunternehmen auf Ihrer Lohnliste stand, werde ich mir das ebenfalls näher ansehen.«
»Meine Eltern sind mustergültige Bürger«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang kalter Zorn mit. »Sie haben für die Stadt mehr Gutes getan als zehn andere Stiftungen zusammen. Dass Sie uns beschuldigen, ist ungeheuerlich. Und entbehrt jeder Grundlage.«
Paige hatte den Eindruck, dass Reba jedes Wort, das sie sagte, selbst glaubte. I’m a MAC. Loud and Proud. Am liebsten hätte sie danach gefragt, hielt sich aber zurück. »Können Sie uns eine alternative Erklärung für das vertauschte Video geben? Denn dass es vertauscht wurde, steht außer Frage.«
»Weil Betsy Malone es sagt?«, fragte Reba mit leicht schrillem Unterton.
»Nein, Ma’am«, erwiderte Paige ruhig. »Weil der Mond auf dem Video in der falschen Phase war. Das Band, das Rex als Alibi diente, zeigt nicht die Nacht von Crystal Jones’ Ermordung. Ich führe es Ihnen gerne vor, sollten Sie diesbezüglich noch immer Zweifel hegen.«
Rebas Wangen färbten sich rosa. »Das heißt noch lange nicht, dass Rex sie getötet hat oder meine Eltern an einer Vertuschung beteiligt waren.«
»Meiner Meinung nach bedeutet es sogar genau das, Ms. McCloud«, entgegnete Grayson ruhig. »Und offenbar bin ich jemandem sehr fest damit auf die Zehen getreten.«
Rebas Augen blitzten auf. »Ich habe heute Morgen von Ihrem knappen Entkommen letzte Nacht gelesen. Das war sicher eine sehr schlimme Erfahrung; doch allein die Andeutung, dass meine Familie irgendetwas mit diesem Verbrechen zu tun haben könnte … Mr. Smith, wenn Sie derartige Verleumdungen nicht unverzüglich einstellen, werde ich Sie ganz schnell wegen übler Nachrede vor Gericht bringen.«
»Das wäre nicht das erste Mal. Aber ich bin gewillt, mich mit – wie hat Ms. Holden es genannt? – alternativen Erklärungen auseinanderzusetzen. Haben Sie welche? Vielleicht hat ein anderer Gast den Tod von Crystal Jones verursacht und das Video ausgetauscht?«
»Ich kenne keinen der Gäste mit Ausnahme von Betsy, und sie kenne ich auch nur deshalb, weil sie und Rex danach einige Male zusammen verhaftet worden sind. Ich war an jenem Abend nicht einmal im Haus, sondern in meiner Wohnung, hier in diesem Gebäude.«
»Ihre Schwester war an jenem Abend ebenfalls abwesend, wenn ich mich recht entsinne«, sagte Grayson.
»Claire war wahrscheinlich außer Landes. Wie meistens damals. Jetzt hat sie ihr Büro in New York. Sie kommt einmal im Monat nach Baltimore, um meinem Vater Bericht zu erstatten.«
»Was ist mit Rex’ Vater?«
»Er starb an einer Überdosis, als Rex zehn war«, sagte Reba tonlos. »Sein Stiefvater war an seiner Erziehung nicht wesentlich beteiligt. Er könnte Ihnen auch nicht weiterhelfen, was Einzelheiten dieser Party von damals betrifft.«
Paige milderte ihre nächsten Worte mit einem Lächeln ab. »Wir müssen mit jemandem sprechen, der dabei gewesen ist. Jemandem, der uns eine Spur in eine andere Richtung weisen kann. Ein Unschuldiger hat sechs Jahre im Gefängnis verbracht. Wir wollen nicht, dass so etwas einem weiteren Menschen passiert, und das schließt Rex mit ein. Wenn Sie uns daher helfen können, wären wir Ihnen sehr dankbar. Wir gehen jeder Spur nach.«
»Und warum sollte ich Ihnen das abnehmen?«
»Weil wir das Richtige tun wollen«, antwortete Paige geduldig. »Aber wenn Ihnen das zu dick aufgetragen erscheint, dann einfach, weil uns jemand in die Luft zu sprengen versucht hat. Je eher wir den wahren Mörder von Crystal Jones finden, desto eher finden wir heraus, wer uns zu Hackfleisch verarbeiten wollte.«
Rebas Misstrauen schien sich nicht zu legen, dennoch antwortete sie: »Ich kann mich erinnern, dass mein Vater den Wachmann am Tor Les genannt hat. Ob es die Abkürzung für Leslie oder Lester war, weiß ich nicht. Jedenfalls arbeitet
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