Todeskleid: Thriller (German Edition)
nett. Sie hat so gekämpft, sie wollte wirklich überleben. Ich hoffe, sie schafft es.« Burke klemmte sich die Akte unter den Arm und straffte die Schultern. Man kann nicht immer gewinnen. Aber ich bin eine echt miese Verliererin.
Donnerstag, 7. April, 10.45 Uhr
Sie trafen noch vor dem vereinbarten Termin in Rebas Büro ein. Grayson trat an den Empfang. »Ich bin Grayson Smith, und das ist meine Kollegin Paige Holden. Wir haben eine Verabredung mit Ms. McCloud. Wir sind zwar ein bisschen zu früh dran, aber vielleicht hat sie ja schon Zeit für uns.«
»Wenn Sie bitte einen Moment warten würden. Ich sage Ms. McCloud Bescheid, dass Sie hier sind.«
Grayson setzte sich auf die Couch im Wartebereich, während Paige umherwanderte und sich die Kunstwerke und Fotografien an den Wänden ansah. Er erlaubte sich, sie einen Moment nur zu betrachten. Sie bewegte sich geschmeidig und mühelos, nichts deutete darauf hin, dass sie mit ihm vor nur zwölf Stunden eine Böschung hinabgerollt war. Oder dass sie beide anschließend ausgiebig im Bett herumgetollt hatten. Wenn das hier alles vorbei war, wollte er das noch sehr oft mit ihr machen.
Vor einer Gruppe von Fotos blieb sie stehen und betrachtete sie wie eine Kunststudentin in einem Museum. Plötzlich bemerkte er, wie sie sich leicht verspannte, bevor sie schließlich zur nächsten Wand schlenderte. Bald darauf kehrte sie zurück und setzte sich neben ihn.
Er beugte sich zu ihr und tat, als wollte er ihren Hals küssen. »Was hast du gesehen?«
»Nicht hier«, sagte sie und gab ihm einen spielerischen Klaps. Dann zog sie das Handy aus ihrer Tasche und tippte eine SMS ein. Grayson lehnte sich zurück, schloss einen Moment die Augen und ließ sie gewähren.
Sein Handy brummte in seiner Tasche. Sie hatte ihre SMS gesendet, schrieb aber immer noch. Sein Handy brummte noch weitere drei Male, bevor sie schließlich aufhörte zu simsen und auf ihrem Handy das Scrabble-Spiel öffnete. »Wie schreibt man eigentlich Xylophon?«
»Mit Ypsilon.« Wie beiläufig sah er auf das Display seines Handys. Und hatte Mühe, seine ausdruckslose Miene zu wahren.
2 Fotos Wand gg.über. Gruppe Kids. 12 J. Tragen Medaillen.
I’m a MAC. Loud and Proud. MAC = McClouds Alliance for Children.
Hilfsorganisation für Kinder, Stiftung der McClouds.
1 Foto von 1984. C.J. war noch nicht geboren. Zweites 98. C.J. 12 J.
Sein Herz hämmerte wild. Crystals Entschlossenheit, sich Rex McCloud zu nähern, hatte gerade eine grundlegend andere Bedeutung erhalten. Warum war sie damals auf dieser Party gewesen?
»Mr. Smith«, sagte die Empfangsdame steif. »Ms. McCloud kann Sie nun empfangen.«
Donnerstag, 7. April, 10.55 Uhr
Die Fotos in den Zeitungen wurden Reba McCloud nicht gerecht, dachte Paige, als sie sich neben Grayson auf einen Stuhl setzte. Das blonde Haar, das zu einem straffen französischen Knoten frisiert war, glänzte wie Seide. Reba war eine ätherische Schönheit vom Stil einer Grace Kelly. Wenn Paige sich nicht täuschte, trug sie ein Kostüm von Chanel, aber was Kleidung anging, täuschte Paige sich nur selten. Reba strich sich eine verirrte Locke hinters Ohr, so dass die kleinen Diamanten, die das Zifferblatt ihrer Uhr umgaben, in der Sonne aufblitzten. »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, Mr. Smith.«
Grayson neigte den Kopf, durch und durch der würdevolle Staatsanwalt. »Ich hielt es für meine Pflicht.«
Reba verzog den Mund zu einem winzigen zynischen Lächeln. »Ihre Pflicht wem gegenüber?«
»Der Wahrheit«, erwiderte er ohne Umschweife. »Vor sechs Jahren wurde auf Ihrem Besitz eine junge Frau getötet. Sie war Gast Ihres Neffen.«
Sie presste die Lippen zusammen. »Mein Neffe hat sich damals viel zu viele Freiheiten herausnehmen dürfen, Mr. Smith. Das hat ihm sehr geschadet. Rex ist ein Drogensüchtiger und ein Dieb. Aber er ist kein Mörder. Er hatte damals ein Alibi, ein Video des Sicherheitsdienstes, das belegen konnte, dass er die Party am Pool nicht verlassen hat. So geschmacklos seine Aktivitäten auch waren, er war zum Zeitpunkt des Mordes mit anderen Dingen beschäftigt.«
»Das Video wurde vertauscht«, sagte Grayson sachlich. »Rex wird Ihnen längst mitgeteilt haben, dass wir das wissen.«
Paige bemerkte ein winziges Flackern in Rebas Augen, welches ihr bestätigte, dass Graysons Annahme richtig war. »Meine Eltern haben mich davon in Kenntnis gesetzt. Ich kann das nicht glauben.«
»Wir haben darüber hinaus eine Zeugin«, fuhr Grayson
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