Todeskleid: Thriller (German Edition)
Bursche leid, der sich das Ding zurückholen musste.«
Sie sah ihn verunsichert an. »Du machst Witze, oder?«
Er lachte. »Klar. Wer mit solch einer Wucht einen Ball in diese Höhe schmettern kann, der sollte längst bei den Orioles unter Vertrag stehen. Vermutlich war’s ein Vogel.«
Sie blickte erneut hoch, während er den Alarm aktivierte. »Das muss ja ein ziemlicher Brocken von Vogel gewesen sein.«
»Also«, sagte Grayson. »Um uns noch einmal darüber klarzuwerden, warum man uns herzitiert hat: Wir beschuldigen jemanden aus dem McCloud-Clan der Beihilfe zum Mord, indem wir unterstellen, das Beweisvideo sei vertauscht worden und nur jemand aus der Familie könne es den Behörden als echt untergejubelt haben.«
»Was Reba offensichtlich erzürnt. Skandale sind schlecht für die Geschäfte. Für Rebas und Claires Geschäfte«, setzte sie hinzu, als er ihr eine Hand auf den Rücken legte und sich halb hinter sie schob. Er versuchte schon wieder, sie abzuschirmen. Stirnrunzelnd sah sie zu ihm auf. »Heute trägst du keine Kevlarweste.«
»Doch«, antwortete er. »Ich hatte noch eine alte. Sie ist zwar etwas eng an den Schultern, aber es geht. Joseph hat auch eine für dich aufgetrieben: Eine Agentin, mit der er arbeitet, hat noch eine übrig. Er holt sie gerade ab. Wir treffen ihn bei mir zu Hause, wenn wir hier fertig sind, aber bis dahin bin ich dein Bodyguard.«
»Und was machen wir, wenn wir in Rebas Büro sind?«
»Wir müssen herausfinden, warum sie uns wirklich herbestellt hat. Ich bezweifle, dass sie ihre Zeit und ihren Einfluss damit verschleudert, mir eine Standpauke zu halten. Wie du schon angedeutet hast: Den McClouds geht es vor allem darum, Skandale zu vermeiden.«
»Meinst du, sie will dich bestechen?«
»Eher mir drohen. Vielleicht will sie auch bloß in Erfahrung bringen, wie viel ich eigentlich weiß. Ich will sie hauptsächlich zum Reden animieren. Mal sehen, ob wir zwischen den Zeilen etwas heraushören können. Jemand hat diese Videos ausgetauscht, vielleicht Rex allein, vielleicht hat ihm jemand dabei geholfen. Jemand hat die fünfzigtausend Dollar zur Verfügung gestellt, die Sandoval gezahlt wurden. Je stärker wir den Kreis einengen können, umso leichter wird es mir fallen, einen richterlichen Beschluss zur Überprüfung diverser Finanzen zu bekommen.« Er folgte ihr in die Lobby. »Daphne hat gesagt, Rebas Büro befindet sich in der neunten Etage.«
Donnerstag, 7. April, 10.25 Uhr
Dr. Charlotte Burke trat erschöpft von dem Tisch zurück. »Malone, Betsy. Zeitpunkt des Todes zehn Uhr fünfundzwanzig.« Sie drückte der Frau sanft die Augen zu. »Können Sie sie zurechtmachen? Ihre Eltern warten draußen.«
»Klar«, sagte die Schwester. »Alles okay, Burke?«
»Nein. Die Frau schafft den Entzug und ist eine lange Zeit clean, nur um sich dann doch mit einer Überdosis wegzuknallen und an dem eigenen Erbrochenen zu ersticken. Was für eine Verschwendung!« Man kann nicht immer gewinnen, sagte sie sich. So war es eben in der Notaufnahme. Aber sie hasste es, zu verlieren.
»Dafür haben Sie vorhin eine gerettet. Die Unbekannte mit den Stichwunden.«
»Das wird sich noch zeigen. Zumindest ist sie stabil genug für den OP.«
»Sie war tot, als sie hergebracht wurde. Sie haben sie zurückgeholt, und das war eine großartige Leistung.«
»Ich hoffe bloß, dass sie die Operation übersteht und uns sagen kann, wer sie ist. Aber ich muss jetzt mit den Eltern von dieser Frau hier reden. Und so was hasse ich.«
Sie wappnete sich gegen das Unvermeidliche und drückte die Schwingtüren auf. Die Malones fuhren beide augenblicklich herum und blickten sie angstvoll an. Die Eltern wissen es immer schon, dachte sie.
»Es tut mir sehr leid«, sagte sie ruhig. »Wir konnten sie nicht retten.«
Mrs. Malones Knie gaben nach, ein Schluchzen erschütterte ihren Körper. Mr. Malone klammerte sich an sie. »Danke«, brachte er hervor. »Wir wissen, wie sehr Sie sich bemüht haben. Wir … wir dachten bloß, dass sie es diesmal schaffen würde. Wir dachten, unsere Tochter sei wirklich zu uns zurückgekehrt.«
»Die Krankenschwester wird Sie holen, damit Sie sich verabschieden können. Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.« Schweren Herzens ging Burke zum Tresen, um sich die nächste Patientenakte vorzunehmen. »Haben Sie schon etwas von unserer Unbekannten im OP gehört?«, fragte sie die Aufnahmeschwester.
»Noch nicht. Aber ich werde gleich noch mal nachfragen.«
»Das wäre
Weitere Kostenlose Bücher